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Mr. Peregrines Geheimnis: Roman (German Edition)

Mr. Peregrines Geheimnis: Roman (German Edition)

Titel: Mr. Peregrines Geheimnis: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A.J. Hartley
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anhörte.
    »Das wären dann also sechs hoch drei, ahhh, und vier hoch zwei«, sagte er. »Wollen Sie es einmal mit der nächsten Aufgabe versuchen, Mr., ahhh, Arkwright?«
    »Nein, Sir«, antwortete Darwen.
    Der Lehrer sah ihn mit zusammengezogenen Brauen an.
    »Ich erwarte eine Antwort, Junge«, sagte er.
    »Ich habe Ihnen geantwortet, Sir«, sagte Darwen. »Ich sagte Nein.«
    »Doch keine solche Antwort.« Mr. Sumners’ Gesicht wurde noch röter. »Das nennen wir eine rhetorische Frage. Wissen Sie, was eine rhetorische Frage ist, Arkwright?«
    »Nein, Sir.«
    »Dann lassen Sie sich das von Ihrer Englischlehrerin erklären«, gab Mr. Sumner knapp zurück und grinste ein wenig, wobei seine kleinen Augen wie Murmeln glänzten. »Aber in der Zwischenzeit könnten Sie, ahhh, mir die Antwort auf diese Rechenaufgabe nennen.« Damit klopfte er mit den Knöcheln gegen die Tafel. Darwen starrte auf die Zahlen und die komischen Zeichen und versuchte, sich irgendeinen Reim darauf zu machen.
    »Kommen Sie schon. Wir haben nicht den ganzen Tag Zeit.«
    »Ich kann das nicht beantworten, Sir«, sagte Darwen. »Ich verstehe die Frage nicht.«
    »Sie können das nicht?«, fragte Mr. Sumners scheinbar erstaunt, wobei Darwen das Gefühl hatte, dass ihm dieser Umstand ausgesprochen gut gefiel.
    »Nein, Sir.«
    »Ah, das großartige britische Bildungssystem.« Der Lehrer lächelte wieder kalt. »Vielleicht kann jemand von den, ahhh, altgedienten Hillside-Schülern weiterhelfen?«
    Der Junge, der Darwen beim Mittagessen angesprochen hatte, hob lässig die Hand.
    »Nathan«, sagte der Lehrer, »erleuchten Sie unseren Freund von der anderen Atlantikseite.«
    »Vierzehn«, antwortete Nathan.
    »Ganz genau. Vierzehn. Versuchen wir es nun mit der nächsten Aufgabe.«
    Und während Mr. Sumners sich umwandte und wieder etwas an die Tafel kritzelte, wandte sich Nathan halb zu Darwen um und grinste gehässig.
    Den Rest des Tages überstand Darwen, indem er sich möglichst unsichtbar machte und darauf wartete, dass der Unterricht endlich vorbei war. Während die anderen Kinder nach dem letzten Gong zu ihren Clubs und Projektgruppen gingen, rannte er nach draußen und setzte sich auf die Stufen, um sofort zu sehen, wenn seine Tante angefahren kam. Er konnte es nicht erwarten, die Schule zu verlassen und zu dem Spiegel in seinem Zimmer zurückzukehren, um wieder nach Silbrica zu gehen und Motte und den mondbeschienenen Wald zu besuchen.
    Wie sehr er sich nach dem friedvollen Gefühl sehnte, das er unter den Bäumen empfunden hatte, ließ sich daran ablesen, dass er den seltsamen, beunruhigenden Schatten, der ihm dort aufgelauert hatte, ganz und gar verdrängte. Die Erinnerung daran wollte ihm gerade wieder einfallen, da merkte er, dass sich jemand neben ihn gesetzt hatte. Sicher würde es wieder jemand sein, der sich über den Neuen lustig machen wollte, oder vielleicht war es auch die nervige Alexandra – vorsichtshalber sah Darwen sich zuerst gar nicht um. Aber als er es dann doch tat, saß da jemand ganz anderes.
    Es war ein Junge aus seiner Klasse, der Darwen aufgefallen war, weil er zum einen alle Fragen im Naturkundeunterricht richtig hatte beantworten können, und zum anderen eine Uniform trug, die ihm genauso schlecht passte wie Darwen der geborgte, übergroße Blazer. Allerdings hatte dieser Junge das genau entgegengesetzte Problem: Seiner war eindeutig zu eng, denn obwohl er nicht dick war, war er groß und stämmig, hatte breite Schultern und einen kräftigen Hals. Seine Hände waren riesig wie Torwarthandschuhe, und seine Schuhe sahen wie Kähne aus. Seine Haut hatte sich durch die Sonne leicht rosa gefärbt, und zusammen mit seinem kurz geschorenen Haar ließ ihn das ein wenig wie ein kluges, freundliches Schweinchen aussehen.
    »Hey«, sagte er.
    »Alles klar?«, gab Darwen zurück.
    »Wie war dein erster Tag?«, fragte der Junge. Er sprach mit einem Akzent, der in Darwens Ohren nach dem Süden der USA klang, aber er hörte sich etwas eckiger und gedehnter an als die Sprechweise der meisten Leute in Atlanta. Darwen fand, dass er aussah und auch so klang, als ob er vom Land kam, vielleicht von einem Bauernhof.
    »War ganz okay«, log er.
    »Echt?«, fragte der Junge.
    »Nee«, gab Darwen zu. »Es war grottengrausam.«
    »Ich bin Rich«, sagte der Junge und streckte Darwen seine riesige Hand hin. Allerdings hatte er das »Riiitsch« so komisch ausgesprochen, dass Darwen etwas ganz anderes verstand.
    »Du bist reich?«, fragte er.

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