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Mr. Peregrines Geheimnis: Roman (German Edition)

Mr. Peregrines Geheimnis: Roman (German Edition)

Titel: Mr. Peregrines Geheimnis: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A.J. Hartley
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sich schrecklich dumm vor.
    »Du hast eine höchst bemerkenswerte Fähigkeit. Eine Gabe. Solche wie dich nennt man zuweilen Schielauge. Aber dein wahrer Titel lautet Spiegelokulist .«
    Das Wort hing zwischen ihnen in der Luft.
    »Wie?«
    »Spiegelokulist«, wiederholte Mr. Peregrine. Sein Lächeln war verschwunden, und er senkte die Stimme. »Einer, der durch Spiegel blickt. Durch bestimmte Spiegel jedenfalls. Durch Dunkelspiegel, deren wahre Natur sich erst nach Sonnenuntergang offenbart. Spiegel wie diese.« Er machte eine weit ausholende Handbewegung.
    Er wollte noch etwas hinzufügen, aber in dem Augenblick kehrte der Polizist aus dem Hinterzimmer zurück. Er sah verärgert aus; ganz offensichtlich hatte er nicht gefunden, wonach er gesucht hatte, und er war vom Zustand des Ladens insgesamt wenig beeindruckt.
    »Sie müssen sich mal ins 21. Jahrhundert begeben«, sagte er. »Da hinten gibt es ja nicht einmal Licht. Ich musste meine Taschenlampe benutzen, nur um mich ungefährdet umsehen zu können. Das verstößt gegen die allgemeinen Sicherheitsbestimmungen. Kein Wunder, dass Sie keine Kunden haben. Und jetzt öffnen Sie die Kasse, bitte.«
    Mr. Peregrine beugte sich zu der riesigen, alten Registrierkasse, aber seine Finger verharrten über den Tasten. »Wissen Sie«, sagte er, »ich glaube nicht, dass ich das tun werde.«
    »Wie bitte?«, fragte der Polizist und richtete sich auf.
    »Ich bin stets gern bereit, der Polizei bei der Durchsetzung von Recht und Ordnung behilflich zu sein.« Mr. Peregrine lächelte. »Aber Sie haben absolut keine Beweise für die Anschuldigungen, die Sie gegen diesen Jungen vorgebracht haben, und ich finde Sie so unhöflich, dass es beinahe schon an Barbarei grenzt.«
    »Ich habe gesagt, öffnen Sie die Kasse.«
    »Vielleicht bin ich ja ein wenig altmodisch«, sagte Mr. Peregrine, der den Polizisten immer noch wohlmeinend anlächelte, »aber ich kenne meine Rechte. Es gilt die Unschuldsvermutung, bis das Gegenteil bewiesen ist, wenn ich recht weiß. Und daher würden Sie wohl erst einmal berechtigte Gründe anführen müssen, bevor Sie den Hausdurchsuchungsbefehl bekämen, der mich tatsächlich dazu brächte, die Kasse zu öffnen. Sie und ich, wir wissen doch wohl beide, dass man Ihnen diesen Hausdurchsuchungsbefehl nicht ausstellen wird. Und von daher – falls Sie nicht daran interessiert sind, einen meiner hervorragenden Spiegel zu erwerben, möchte ich Sie ersuchen zu gehen.«
    Der Polizist starrte ihn mit offenem Mund an, wandte sich dann auf dem Absatz um und stürmte aus der Tür.
    »Wir sprechen uns wieder«, sagte er, bevor er die Tür so heftig hinter sich zuwarf, dass das kleine Glöckchen wie wild läutete.
    »Ein unglücklicher Mensch«, sagte Mr. Peregrine mit ernster Miene. »Und ein Grobian. Ich mag solche Leute nicht. Du?«
    »Nein, Sir«, sagte Darwen.
    »Also, wo waren wir?«, hob Mr. Peregrine wieder an. »Ach ja, bei meinen Spiegeln.«
    »Aber …« Darwen suchte nach den richtigen Worten. »Das hier ist ein Einkaufszentrum!«
    »Die perfekte Tarnung«, sagte Mr. Peregrine, der einen Lappen zur Hand nahm und damit den kleinen Handspiegel polierte, in dem Darwen den Flitterfalk gesehen hatte. »Ein Einkaufszentrum birgt niemals etwas wirklich Interessantes. In diesem hier gibt es noch nicht einmal einen Buchladen. Aber mein Geschäft ist doch ziemlich interessant, meinst du nicht auch? Wenn die Leute, die zum Einkaufen hierherkommen, von den Dingen wüssten, die hier vor sich gehen – seltsame und wundervolle und schreckliche Dinge –, dann würden sie das alles viel zu interessant finden, um anschließend ihr vergleichsweise uninteressantes Leben so wie zuvor weiterzuführen.«
    »Aber ich bin nichts Besonderes«, sagte Darwen. »Ich bin ein ganz normaler Junge. Ich bin noch nicht mal aus diesem Land. Wie kann ich da ein …« Er suchte nach dem Wort.
    »Ein Spiegelokulist sein?«, half ihm der Ladenbesitzer.
    »Genau«, sagte Darwen. »Das. Vielleicht können viele Leute durch Spiegel schauen, und Sie haben das nur noch nicht überprüft. Vielleicht war der, den ich mit nach Hause genommen habe, auch nur kaputt, und jeder hätte hindurchschauen können …«
    »Und, konnten sie?«
    »Sie meinen, ob andere hindurchsehen konnten?«, fragte Darwen. »Nein, aber es war ja auch niemand da … außer …«
    »Ja?«
    »Außer meiner Tante.« Ein Gewicht senkte sich auf Darwens Brust. »Nach Sonnenuntergang, als der Spiegel sich verwandelte, konnte ich den Wald auf

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