Mr. Peregrines Geheimnis: Roman (German Edition)
entschuldigen. Aber wie heißt es so schön, es ist ja nichts passiert. Du bist in das zurückgekehrt, was du als Realität betrachtest, und es ist keinerlei Schaden entstanden. Nun, das ist hervorragend.«
»Hervorragend?«, rief Darwen aus. »Ich wäre beinahe draufgegangen!«
» Beinahe ist so ein schönes Wort, findest du nicht auch?«, bemerkte Mr. Peregrine augenzwinkernd. »So voller Winkelzüge und Schlupflöcher, so herrlich Nichts-genaues-weiß-man-nicht. Beinahe draufgegangen heißt, dass du noch immer sehr lebendig bist, und ich bin sicher, du wirst mir zustimmen, wenn ich sage, dass es genau darauf ankommt. Bleibt also nur die Frage, wann gehst du wieder dorthin zurück?«
»Durch den Spiegel?«, fragte Darwen perplex. »In den Wald zu diesen … Dingern? «
»Genau«, sagte Mr. Peregrine. »Exakt. Du hast den Nagel auf den sprichwörtlichen Kopf getroffen.«
»Nie!«, brach es aus Darwen heraus. »Ich gehe überhaupt nicht dorthin zurück. Auf keinen Fall. Wenn ich nach Hause komme, werde ich den Spiegel zerbrechen. Ich bin nur gekommen, um Ihnen davon zu erzählen, damit Sie Motte retten können.«
»Den Spiegel zerbrechen?«, fragte Mr. Peregrine. »Oh, das würde ich an deiner Stelle nicht tun. Und ich glaube, du weißt auch, warum.«
»Sieben Jahre Pech?« Darwen lachte. »Das ist doch nur Aberglauben. Altweibermärchen.«
»Hast du viel Zeit mit alten Weibern verbracht?«, erkundigte sich Mr. Peregrine. »Sie wissen oft erstaunlich gut Bescheid.«
»Sie wollen also sagen, dass es wirklich sieben Jahre Pech bringt, wenn man einen Spiegel kaputtmacht?«, fragte Darwen spöttisch.
»Nicht alle Spiegel. Dieser aber vielleicht schon. Du erinnerst dich sicherlich, dass die Schrubbler dir nicht in deine Welt folgen konnten. Die Portula schloss sich, nachdem du hindurchgeschlüpft warst. Das liegt daran, dass die Macht des Tores an den Spiegel gebunden ist, und im Augenblick kann ihn nur jemand mit deinen besonderen Fähigkeiten benutzen. Du hast sozusagen eine Art Schlüssel.
Für die Geschöpfe von der anderen Seite ist das Tor stets verschlossen. Aber wenn du den Spiegel zerbrichst, dann wird der Mechanismus blockiert. Manchmal blockiert er in geschlossenem Zustand und geht dann nicht wieder auf. Manchmal bleibt er aber auch dauerhaft geöffnet und lässt sich nicht wieder schließen. Und dann ist er kein Tor mehr, zu dem man einen Schlüssel braucht, sondern einfach nur eine offene Tür, durch die alle möglichen Dinge kommen und gehen können – ganz wie es ihnen gefällt.«
Darwen schluckte und bekam große Augen. »Die Schrubbler könnten dann hindurch? Hinein in mein Zimmer?«
»Schrubbler vielleicht nicht«, sagte Mr. Peregrine, »denn wie du gesehen hast, sind sie ja ziemlich groß. Aber andere Geschöpfe sicherlich, die mindestens ebenso unangenehm sind.«
»Wie lange würde das so bleiben?«, fragte Darwen, obwohl er fürchtete, die Antwort bereits zu kennen.
»Das hängt von der Größe des Spiegels ab und von der Kraft, die der Mechanismus benötigt, um das Tor geöffnet zu halten. Manchmal bleibt das Tor nur ein paar Minuten offen, bevor es aufgibt – aber manchmal auch viel länger.«
»Sieben Jahre?«
»Das gilt in der Regel als der längstmögliche Zeitraum, ja«, sagte der Ladenbesitzer und betrachtete sorgsam den kleinen Handspiegel. »Aberglauben gründet häufig auf Wahrheit, weißt du, auch wenn es manchmal eine Wahrheit ist, an die sich niemand mehr richtig erinnert. Nach sieben Jahren würde der Spiegel aufhören, als Tor zu fungieren, aber bis dahin wäre er weit offen. Dir ist sicher aufgefallen, dass viele der Spiegel in meinem kleinen Geschäft beschädigt sind. Manche haben abgesplitterte Ecken, andere sind abgestoßen oder angeschlagen, wieder andere haben größere Sprünge. Hast du dich nicht gefragt, wie der Flitterfalk von der anderen Seite hierher gelangen konnte, oder wieso du hindurchsehen konntest, obwohl die Sonne noch am Himmel stand? Siehst du?« Damit klopfte er mit der Hand auf die Oberseite eines Spiegels, so wie er es schon beim ersten Mal getan hatte, als Darwen in seinen Laden gekommen war.
Das Spiegelbild flackerte, und plötzlich sah Darwen hinter dem Glas einen ganz anderen Ort, ein Tal, das im Tageslicht im Schatten dichter Bäume lag. Er starrte auf das Bild, aber einen Augenblick später zuckte es kurz und verschwand, und der Spiegel war wieder nur ein Spiegel.
»Der Laden ist gewissermaßen versiegelt, damit nichts in die
Weitere Kostenlose Bücher