Mr. Peregrines Geheimnis: Roman (German Edition)
zurückgehen«, sagte er. »Das dauert zu lange.«
»Warte.« Alexandra lief rasch an ihm vorbei. »Was ist da hinter den Bäumen? Ich sehe Lichter.«
Sie hatte recht. Ein Stück vor ihnen im Wald lag ein kleines Häuschen mit hellen, warm erleuchteten Fenstern. In der Luft lag leichter Holzgeruch, und Darwens Herz machte einen Sprung. Umgeben von Dunkelheit und Gefahr wünschte er sich plötzlich nichts sehnlicher, als in dieses Haus zu gehen und an einem warmen Feuer zu sitzen. Vielleicht hatte Mr. Peregrines Freundin sogar einen Apfelkuchen für sie gebacken …
Das Haus war aus Backsteinen gebaut und wurde von einem schweren, reetgedeckten Dach mit breitem Überstand gekrönt. Die Fenster waren bleiverglast und mit Läden versehen, und die Tür leuchtete so rot wie die Rosen, die am Spalier daneben wuchsen. Es war ein Häuschen wie aus einem Bilderbuch, und Darwen grinste Alexandra breit an, als er den schweren Türklopfer aus Messing betätigte. Sie hatten es geschafft.
K A P I T E L 1 7
Die alte Dame, die ihnen öffnete, war der Inbegriff einer netten Großmutter. Sie trug ihr silbergraues Haar zu einem Knoten zusammengebunden, war von rundlicher Statur, lächelte warmherzig, und ihre Schürze war mehlbestäubt.
»Mrs. Jenkins?«, fragte Darwen.
»Du musst Darwen sein!«, strahlte sie und sah ihn durch eine Brille hindurch an, deren Gläser so dick waren wie der Boden einer Limonadeflasche. »Komm herein, komm herein. Mr. Peregrine hat uns so viel von dir erzählt.« Dann rief sie ins Haus hinein: »Er ist da, Väterchen! Setz das Teewasser auf!«
Sie machte ihnen Platz, und Darwen und Alexandra traten ein und sagten leise Hallo. Die alte Dame schloss hinter ihnen die Tür und rief noch einmal: »Väterchen? Hast du mich gehört? Ich sagte, Darwen ist da!«
»Ich habe dich gehört«, ertönte eine Stimme, und ein alter Mann trat mit schweren Schritten zu ihnen in den gefliesten Flur. Er war kahl, hantierte gerade mit einer Röhre aus Messing und lächelte so breit wie seine Frau. »Nun mal ganz ruhig, Muttchen, ich will nur noch schnell eine Nachricht an Mr. Peregrine schicken, damit er weiß, dass du es geschafft hast.«
Darwen wurde in eine Küche geführt, in der ein helles Feuer brannte. Es war warm, und auf dem Tisch stand ein Porzellangeschirr mit hübschem Rosendekor.
»Setz dich, mein Lieber«, sagte die alte Dame, »und trinke einen Tee mit uns. Wie magst du ihn? Mit Milch? Zucker? Ich habe extra einen Kuchen gebacken. Wo ist die Kuchenplatte, Väterchen?«
Der alte Herr, der mit der Rohrpost beschäftigt war, hob kurz die Hand, um zu zeigen, dass er sich der Frage sofort widmen würde. Dann öffnete er eine Vakuumklappe, die fast genauso aussah wie die im Spiegelgeschäft. Ein blauer Blitz flammte auf, dann war ein leises Plopp zu hören. Während der Behälter mit einem leisen Wusch seinen Weg antrat, wandte sich Mr. Jenkins wieder um und strahlte Darwen an.
»Natürlich. Kuchen. Wir haben heutzutage so selten Besuch …«
»Das ist sehr nett von Ihnen«, sagte Darwen, der auf einem der drei Stühle am Küchentisch Platz genommen hatte.
»Ja, vielen Dank«, meldete sich nun auch Alexandra, die noch immer im Türrahmen stand. »Tut mir leid, dass ich hier einfach so hereinplatze …«
Die alte Dame zuckte zusammen und wandte sich um.
»Entschuldige, meine Liebe«, sagte sie, »ich habe dich gar nicht gesehen. Komm herein, komm herein. Wir holen noch einen Stuhl. Sind noch mehr von euch draußen?«
»Nein.« Darwen schüttelte den Kopf. »Wir sind nur zu zweit.«
»Das ist vielleicht auch gut so«, erklärte Mrs. Jenkins auf ihre großmütterliche Art und räumte schnell ihr Nudelholz beiseite. »Sonst würde es hier drin wohl doch ein bisschen eng werden. Und wie heißt du, meine Liebe?«
»Alexandra.«
»Was für ein schöner Name«, bemerkte Mrs. Jenkins, die noch eine Tasse und Untertasse aus einem kleinen Schränkchen hervorholte.
»Er bedeutet, Beschützerin des Volkes«, sagte Alexandra.
»Nein, wirklich!«, sagte Mrs. Jenkins.
Das Haus war von innen so gemütlich, wie es von außen ausgesehen hatte, und Darwen fühlte sich sehr erleichtert.
»Wir können nicht lang bleiben«, sagte er und stellte die kleine Tarnvorrichtung auf den Tisch. »Und es ist draußen ziemlich dunkel.«
»Darüber müsst ihr euch keine Sorgen machen«, sagte Mrs. Jenkins. »Wir werden euch auf alle Fälle rechtzeitig zum Bahnhof zurückbringen. Väterchen kann euch mit dem Auto fahren, nicht
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