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Mr. Peregrines Geheimnis: Roman (German Edition)

Mr. Peregrines Geheimnis: Roman (German Edition)

Titel: Mr. Peregrines Geheimnis: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A.J. Hartley
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Darwen und stand hastig auf.
    »Unsinn«, sagte Mrs. Jenkins. An der Stelle, wo sie sich geschnitten hatte, war die Haut völlig abgepellt, die Hand selbst baumelte wie ein schlaffer Gummihandschuh vom Arm herab. An ihrer Stelle befand sich nun etwas Langes, Schwarzes, das in einem klauenartigen Haken auslief.
    »Alexandra.« Darwen machte einen Schritt auf die Tür zu. »Ich denke, wir sollten …«
    »Ihr könnt noch nicht gehen«, sagte das Ding, das eben noch Mr. Jenkins gewesen war und dessen Gesicht jetzt völlig auseinanderfiel, um etwas Glänzendes, Dunkles dahinter zu enthüllen. »Wir hatten noch kein Abendessen.«
    »Ich glaube, wir haben keinen Hunger«, sagte Alexandra und sprang auf.
    »Nein, meine Liebe.« Mrs. Jenkins rückte mit dem Kuchenmesser näher. »Aber wir.«
    »Lauf!«, schrie Darwen.
    »Der Tarnschirm!«, rief Alexandra. »Schalt ihn wieder ein!«
    Darwen griff nach dem Gerät, aber es rutschte ihm durch die schweißnassen Finger und fiel vom Tisch. Als er sich hastig bückte, um es aufzuheben, stieß »Mr. Jenkins« ein Wutgeheul aus, das überhaupt nicht mehr nach der Stimme klang, mit der er zuvor gesprochen hatte, und griff hastig über den Tisch, um ihn zu packen. Ein reißendes Geräusch war zu hören, und Darwen sah entsetzt, dass der ganze Körper des alten Mannes beiseite fiel wie ein abgelegtes Kostüm. Darunter lauerte etwas Kleineres, mit dürren Gliedern, die in Klauen ausliefen, und einem Körper, der von drahtigem, schwarzem Haar und einer schleimigen Substanz bedeckt war. Der Kopf wies eine Vielzahl roter Augen und einen aufklaffenden, schnabelförmigen Mund auf, umgeben von Fühlern, die sich mechanisch zu bewegen schienen.
    Für einen kurzen Augenblick erstarrte Darwen vor Angst, aber dann schrie Alexandra seinen Namen, und er riss den kleinen Apparat an sich. Das Geschöpf, das einmal Mrs. Jenkins gewesen war, schlüpfte aus dem Körper der alten Frau wie ein albtraumhafter Schmetterling aus seiner Verpuppung – noch immer das Kuchenmesser in einer der vorderen Klauen. Dann fand Darwens Finger endlich den Schalter, um den Mechanismus zu aktivieren.
    Beide Geschöpfe verharrten verblüfft und verwirrt, und Darwen rollte sich schnell beiseite, gerade noch rechtzeitig, bevor »Mr. Jenkins« mit seiner Klaue dorthin schlug, wo er eben noch gewesen war. Alexandra machte einen geräuschlosen Schritt, während »Mrs. Jenkins« aufs Geratewohl mit dem Messer zustach. Alexandra nahm das Nudelholz, hob es und schlug es dem Ungeheuer über den Kopf.
    Das Geschöpf – was auch immer es sein mochte – sackte kurz benommen zusammen, rappelte sich wieder auf, bevor Alexandra hätte an ihm vorüberhuschen können. Nun bewachte es die Tür, und sein zweigähnlicher Arm schwang noch immer das Messer.
    »Schnell raus!«, schrie Darwen.
    Das Monster, das ihm am nächsten stand, sprang sofort in die Richtung, aus der sein Ruf erklungen war, stach mit einer Klaue zu und erwischte ihn an der Schulter. Darwen spürte, wie unter seinem Hemd ein Schnitt aufklaffte, aber er durfte sich von der Verletzung nicht beirren lassen. Schnell packte er den nächsten Stuhl und warf ihn auf das Untier, bevor er einen Schritt zur Tür machte.
    »Stopp«, sagte das Ding, das einmal Mrs. Jenkins gewesen war. »Lauschen wir einmal.«
    Es entstand eine plötzliche, entsetzliche Stille, während die zwei Monster versuchten, irgendein Geräusch von Darwen und Alexandra einzufangen.
    Das Wesen, das zuletzt gesprochen hatte, befand sich nun im Flur und versuchte dort, den Weg nach draußen zu versperren. Seine dürren Glieder zuckten blind hin und her, die Beine hatte es gespreizt. Alexandra warf Darwen einen panischen Blick zu, in dem deutlich: »Was machen wir jetzt?« geschrieben stand. Darwen deutete auf den Boden unter die Beine des Geschöpfs, dann deutete er mit den Lippen geräuschlos das Wort »kriechen« an. Alexandra schüttelte den Kopf, aber Darwen nickte.
    Langsam, ganz langsam, und mit einem Gesichtsausdruck, als wollte sie gleich in Tränen ausbrechen, ging Alexandra in die Knie und begann, so leise wie möglich auf das Insektenmonster zuzukrabbeln.
    Darwen, der sich kaum zu atmen traute, bewegte sich nicht, aber dennoch kam das andere Wesen auf ihn zu, die dünnen Arme weit ausgebreitet. Er dachte verzweifelt nach, und im selben Augenblick, in dem Alexandra Kopf voran unter den Insektenbeinen des Geschöpfs an der Tür hindurchkroch, beugte er sich zum Tisch. Er nahm die Teetasse mit ihrem ekligen

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