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Mr Pink Floyd

Mr Pink Floyd

Titel: Mr Pink Floyd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michele Mari
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Von da an gibt es in Cambridge zwei Sid Barrett, bis er so bekannt wird, dass er eine Unterscheidung für nötig hält, dies also der Grund für »Syd«. Ich glaube nicht, dass er sich das ausgesucht hat, ist ja auch völlig unwichtig, schließlich existiere ich seitdem nicht mehr.

ERSTE BEFRAGUNG
    John Gordon

    Solange ich denken kann, bin ich mit Syd zusammen gewesen. Wir sind zusammen aufgewachsen und zusammen zur Schule gegangen. Ich war bei ihm, als er anfing, Musik zu machen, als er Pink Floyd erfunden hat und als er verrückt wurde. Ich bin Johnny, sein Freund aus Kindertagen. Heute halte ich mich auf Jahrmärkten und anderen Festivitäten mit Zauberkünsten über Wasser: Nur in Waisenhäusern arbeite ich gratis, vielleicht weil mich die Kinder, wenn ich sie zum Lachen bringe, an Syd erinnern.
    Aber ihr seid ja keine Kinder, für euch also mein Klagen. Bitte sehr.
    Kein Vertreter der Rockmusik hat jemals von seinen Exkollegen eine solche Ehrerbietung erfahren wie Syd Barrett. Die ersten Sequenzen von Shine on you crazy diamond und Wish you were here sind das Ergreifendste, das Pink Floyds genialem Geiste je entsprungen ist. Genau deswegen bin ich total wütend, ja, wütend, weil ich einfach nicht verstehe, aus welchem Grund sie unbedingt alles zerstören und behaupten mussten, diese Stücke wären nicht für Syd komponiert worden… Unglaublich, oder? Aber so ist es. Blättert mal in Nicks Biografie oder hört euch Rogers Interviews an, und dann behauptet noch einmal, das wäre kein Skandal. Geht es nach ihnen, kreist das ganze Album angeblich um die Themen Abwesenheit und Bedauern, ohne einen besonderen Bezug: Also wirklich, wie kann man so etwas ernsthaft behaupten, ohne vom Erdboden verschluckt zu werden?

    Wir, die nicht wissen, was dahintersteckt, haben dem entgegengesetzt, dass Crazy Diamond doch Syds Spitzname war: Darauf hat Roger höchstpersönlich erwidert, Syd wäre nach dem Stück durch Zuschreibung von außen zu diesem Spitznamen gekommen. Zuschreibung von außen! Wir entgegneten, dass seit John Lennons Song Lucky in the Sky with Diamonds Diamanten und LSD ein und dasselbe sind und dass Syd es ganz bestimmt nicht nötig hatte, das Jahr 1975 abzuwarten, um mit Diamanten in Verbindung gebracht zu werden: Daraufhin hieß es, dass keiner von ihnen, während sie das Stück verfassten, auch nur eine Sekunde an die Beatles gedacht hätte: Schade nur, dass dieser Beatles-Song in Let there be more light , dem ersten Titel auf A SAUCERFUL OF SECRETS, explizit erwähnt wird. Außerdem haben wir darauf hingewiesen, dass die angesprochene Person im ersten Abschnitt von Shine on nicht nur als »legend« und »martyr« definiert wird, womit sich Syds Geist bereits förmlich aufdrängt, sondern auch als »piper«, und auf dem Album THE PIPER AT THE GATES OF DAWN stammen fast alle Texte von Syd. Da wurde einfach behauptet, diese Bezüge ließen sich nur deswegen herstellen, weil Syd idealtypisch jemanden verkörperte, der »fehlt« und »Bedauern auslöst« … Damit sollten wir uns abfinden? Wir machten darauf aufmerksam, dass die Verse über das seltsame Licht in den Augen, die wie schwarze Löcher aussehen, genau das beschreiben, was aus Syd ab 1968 geworden war. Nicht nur aus ihm, nicht nur aus ihm, ließen sie verlauten …
    Und Wish you were here , das Nick in seiner Biografie unverschämterweise als eine Rede von Pink Floyd an … sich selbst ausgibt? »Während der Aufnahmen wollten wir eigentlich gar nicht da sein«, schreibt er, »dennoch haben wir uns nichts sehnlicher gewünscht, als da sein zu wollen!« Die Armen! Als würde nicht bereits der Titel dieses Stücks perfekt zu einer Zeile aus Syds Song Dark globe passen, ein ebenso herzergreifender wie auch ironischer Vers, mit dem Syd sie fragt, ob sie ihn nicht wenigstens ein bisschen vermissen … Und Roger? »Wir waren
dermaßen gespalten, dass Syds Zustand nunmehr ein Sinnbild für unseren eigenen geworden war.« Ginge es nach ihm, wäre noch nicht einmal der »lunatic« aus Brain damage Syd, sondern irgendein Blödmann während des Konzerts am 12. Juni 1968 auf dem Rasen vom King’s College in Cambridge, unglaublich, was der für ein Gedächtnis hat …
    Entschuldigt, aber ich muss mal eben hier in die Schüssel k… schon besser… Springen wir nun direkt ins Jahr 1994, als Storm Thorgerson einen Film für ihre Riesenleinwand gedreht hat, passend zum Act von Shine on you crazy diamond … Man sieht eine Art Doppelgänger von Syd, der auf weiter

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