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Mr Pink Floyd

Mr Pink Floyd

Titel: Mr Pink Floyd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michele Mari
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kein Wort von sich gegeben hat, er nimmt das Salz, und in meinem Kopf höre ich, wie diese Stimme Danke sagt, dabei hab ich ihn direkt angeschaut, verfickte Scheiße, aber der hatte den Mund zu, echt, ich schwöre, ich war kein Stück mehr breit,
das war genau so. Am nächsten Tag erzähle ich Alice davon, und der meint: »Wundert mich nicht, überhaupt nicht.« Dann faselt er noch irgendwas von Supernovae, keine Ahnung, was der Kack bedeuten sollte.
    Aber jetzt, wo ich auf der anderen Seite bin, weiß ich, glaube ich, was er gemeint hat.

SIEBZEHNTE ZEUGENAUSSAGE
    Jack Monk

    Was soll das hier sein, ein Wettstreit, wer am dicksten aufträgt? Jetzt wird sogar schon Glen Buxton Gehör geschenkt! Nun ja, wenn es hier darum geht, Teile aus Syds Leben zusammenzutragen, dann kann ich auch etwas dazutun. Wer sich nicht auskennt, denkt wahrscheinlich, Syd hätte nach den zwei verunglückten Alben nichts mehr mit Musik zu tun gehabt: Zwei Jahre danach, 1972, hat er allerdings wieder bei einer Band mit dem deprimierenden Namen The Stars gespielt. The Stars , wie peinlich! Wie kann man nur? Wir konnten halt… Eddie Burns, der Gitarrist, verehrte Syd so sehr, dass er ihm die Rolle des Leadgitarristen überließ, dann waren da noch Twink am Schlagzeug und ich am Bass … Ein paar Überschneidungen gefällig? Na, dann raus mit der Sprache: Ich hatte Jenny Spires geheiratet, ein Model, das auch mal mit Syd zusammen gewesen war. Twink hingegen, Künstlername von John Alder, der auch »zweimal Pink« bedeuten könnte, kam von einer Band, die sich ganz auf der Welle von Pink Floyd Pink Fairies nannte, und hatte eine Platte mit dem Titel Think pink aufgelegt… Angst hatten wir schon, dass ihn diese Umstände irgendwie stören könnten, aber er hat nicht das Mindeste bemerkt: Stellt euch vor, eines Abends, als Jenny nach einem Konzert bei uns vorbeikommt, hat er mich sogar gefragt, wer das hübsche Mädchen sei …
    Wollt ihr wissen, wie furchtbar die Konzerte waren? Beim vierten und letzten blieb Syd regungslos mit der Gitarre im
Arm am hinteren Bühnenrand stehen, woraufhin sich das Publikum wie das Rote Meer vor Moses in zwei Hälften teilte: Während die eine brüllte und alles Mögliche auf die Bühne warf, erhob sich die andere und skandierte applaudierend seinen Namen: »Syd! Syd! Syd!«, das war echt unheimlich, aber angesichts dieser öffentlichen Liebesbekundung verstummten auf einmal auch die Letzten unter ihnen und stimmten in den Chor ein, während er noch immer reglos dastand, bis anscheinend irgendetwas aus der lauten Meute in sein Bewusstsein vorgedrungen war, denn auf einmal machte er einen Schritt vorwärts – einen einzigen – und bewegte die rechte Hand: Totenstille, alle starrten in dieser irrealen Atmosphäre wie gebannt auf den Zeigefinger, der auf die Saite drückte und sie so verkrampft anschlug, dass sein ganzer Arm zu zittern begann, bis zusammen mit einem schrecklichen zwiiing ein Stück seiner Fingerkuppe absprang, Blut spritzte umher und löste im Publikum Entsetzen aus. Die Stars , was waren wir doch für arme Tölpel.

ACHTZEHNTE ZEUGENAUSSAGE
    Nigel Lesmoir

    Syd und ich haben uns nur als Jugendliche häufig gesehen. Wenn überhaupt: Kurz nach dieser einen Sache, die mich zum unwiderruflichen Fürsprecher des Barrettianismus gemacht hat, hatten wir uns bereits wieder aus den Augen verloren. Die Rede ist von einem Amateurfilm, der 1966 gedreht und fast dreißig Jahre später unter dem Titel Syd Barrett’s first trip veröffentlicht wurde. Es war Herbst und Syd schon zwanzig. Er kommt bei mir vorbei und fordert mich auf, die Filmkamera mitzunehmen, daraufhin steige ich in sein Auto. Als hätte er es furchtbar eilig, rast er wie ein Wahnsinniger los: Aber weil ich weiß, dass er einem sowieso nicht zuhört, wenn er so drauf ist, frage ich erst gar nicht nach und halte sogar den Mund, als ich sehe, wo er mich hinbringt: zu den Gog Magog Hills, einem Ort, wo sich kein Junge jemals allein hingetraut hätte. Es hieß, da würde ein Wendigo wohnen: Tatsache ist, dass in Cambridge in den Jahren davor drei Kinder und eine Frau verschwunden waren, und jedes Mal hat man in den Hills Kleidungstücke von ihnen gefunden. Eigentlich müsste man eher von Sanddünen voller Sträucher als von Hügeln sprechen: Durch Wind und Regen haben sie sich ständig verformt, und es ist offiziell bestätigt worden, dass sich an einigen Stellen Treibsand befand. Ihr könnt euch also sicherlich vorstellen, was in mir vorging, als

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