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Mr Pink Floyd

Mr Pink Floyd

Titel: Mr Pink Floyd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michele Mari
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Tränen. Nicht nur das: Wenige Abende später sollten Pink Floyd in Edinburgh ein Konzert geben, das in letzter Sekunde abgesagt wurde: Diejenigen, die dabei waren, erzählten von einem erbitterten Streit zwischen David und Rick, nachdem David während der Proben mit einer Schere die Saiten seiner Gitarre durchgeschnitten hatte. Auch die von Rogers hatte er zerschnitten, worauf dieser wohl mit einem einfachen »Okay« reagiert habe.
    Und das war noch nicht alles! 1992 ließ Atlantic Records Syd ein fürstliches Angebot für die Rechte an irgendeiner Sache von irgendeiner Länge zukommen, die Syd komponieren würde: In diesem Fall hatte der Betroffene allerdings nicht einmal selbst entscheiden dürfen, war ihm doch seine Familie zuvorgekommen, die ihm das Angebot unterschlug … aus Angst, die Erfolgssirenen würden ihn erneut aus der Bahn werfen, aber was gab es da noch aus der Bahn zu werfen? Ein Trottel war er, ja, seit Jahren schon nichts anderes mehr: Warum wir also in die Legende eingehen, kann man nicht sagen, verdammt! Vielleicht würden wir es erfahren, wenn wir von Gott berührt in den Heiligen Schriften stünden. Aber was für ein Scheiß!
    Und das Kino? Die Tonnen von Geld, die wir hätten machen können und NICHT gemacht haben? Ridley Scott war bereit, das Drehbuch ebenfalls, aber nichts: Wer sich auskannte, meinte, Roger hätte beim Scheitern des Projekts die Hände im Spiel gehabt … Einige Jahre später tritt Miloš Forman in Erscheinung, ihr werdet verstehen, angesichts der hübschen Summen, die er mit den Grimassen von Jack Nicholson gemacht hat, wollte er es noch einmal probieren, aber auch dieses Mal platzt alles, die Familie sei dagegen, heißt es, wer konnte das ahnen … Vor kurzem hab ich gehört, Johnny Depp habe sich selbst als Kandidat für Syds Rolle vorgeschlagen, ich sehe ihn schon vor mir, leichenblass und mit irrem Blick, gekleidet wie Mozart … Aber nicht im Kino, dort wird ihn niemand zu sehen bekommen, genauso wie Peter keine Moneten zu sehen bekommen hat, null,
niente, das ist es, ich sollte der Manager von den Nientes werden!
    Ihr findet mich grausam? Kann ich verstehen. Wen ich nicht verstehe, ist Syd.

NEUNZEHNTE ZEUGENAUSSAGE
    Michael Rock

    Da ich mich auf das Fotografieren von Rockstars spezialisiert habe, scheint mein Name wirklich vorausdeutende Kräfte zu besitzen. Von mir ist das Cover von MADCAP LAUGHS mit dem Foto von Syd, der auf dem frisch gestrichenen Boden am Earl’s Court Square sitzt, von mir ist das unauffindbare Leporello mit Porträtaufnahmen aus den Jahren ’69 bis ’71.
    Die zwei außergewöhnlichsten Fotos von Syd stammen jedoch nicht von mir. Das eine, von Marc Lester geschossen, ist von Januar 1968, also aus der Zeit, als Syd Pink Floyd verließ. Es macht einen sehr offiziellen Eindruck, denn alle fünf stehen in Pose und schauen ins Objektiv. Unten sind Dave und Rick bis unter die Brust abgebildet, hinter ihnen, wie auf Fotos von Fußballmannschaften, stehen Nick und Roger. Und noch weiter dahinter Syd. Während die vorderen vier Gesichter die gleiche Größe haben, ist Syds merklich kleiner, Zeichen dafür, dass er sich mit einem gewissen Abstand zu seinen Kollegen aufgestellt haben muss; daher sieht er auch etwas kleiner als Nick und Roger aus, wodurch sein Kopf fast in der Mitte des Fotos erscheint, als wollte er sich zwischen seinen Kumpels verkeilen. Hinzu kommt, dass er als Einziger etwas unscharf geworden ist, sodass man am Ende das unheimliche Gefühl bekommt, vier Lebewesen und ein Gespenst anzuschauen.
    Das zweite Foto wurde im Juli 1975 beim Festival von Knebworth aufgenommen. Eines Vormittags spielten Pink Floyd und die Techniker gegen eine Mannschaft aus dem Ort Kricket und
stellten sich anschließend für ein Erinnerungsfoto auf. Wer das Foto gemacht hat, ist unbekannt, aber als Pink Floyd einen Abzug erhielten, dachten sie an einen Scherz, denn der vierte von links in der letzten Reihe war unverkennbar Syd. Unverkennbar für den, meine ich, der ihn wie sie erst vor einem Monat in den Abbey Road Studios gesehen hatte. Roger war derart verwirrt, dass er das Foto in ein Speziallabor brachte und fragte, ob es sich um eine Montage handle: Nein, eine Fotomontage sei absolut auszuschließen. Folglich war zweierlei möglich: Entweder hatte Syd aus London den Zug nach Knebworth genommen und sich heimlich in die Gruppe geschlichen, ohne dass ihn jemand weder vorher noch nachher bemerkt hat, oder … nun, darauf kommt ihr von allein.

ACHTZEHNTE

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