Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Mr Pink Floyd

Mr Pink Floyd

Titel: Mr Pink Floyd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michele Mari
Vom Netzwerk:
ausgelöst hätte! Nicht gleich ein Comeback auf der Bühne, das wär’s noch, dick und glatzköpfig wie er war, nein, eine ganz einfache Platte, bei der EMI gab es Techniker, die die verrücktesten Dinge zustande brachten, Syd hätte nur einen Akkord, eine Passage andeuten
müssen, und die hätten ein ganzes Stück daraus gemacht, ein Stück von Syd! Die Legende kehrt zurück! Denn zu jener Zeit war er nicht mehr wie 1970, als Dave und Roger darum kämpfen mussten, seine zwei Alben durchzukriegen, 1970 war Syd ein Drogensüchtiger, ein Versager, aber ’74, ’75, da ist er wieder aufgestiegen! Ein Heiliger! Wie Hendrix, wie Morrison, aber lebend! Überlegt mal … 1974, nur um ein Beispiel zu nennen, erschien im New Musical Express von Nick Kent ein langer Artikel, in dem über Syd wie über eines der größten Rocktalente gesprochen wurde, und 1975 kam WISH YOU WERE HERE heraus, das sämtlichen Erklärungen von Pink Floyd zum Trotz alle für eine Hommage an Syd gehalten haben, eine Hommage von einer Band, die zu jener Zeit als die erste Band auf dem Planeten Erde galt…
    Durch King und mich war Syd noch bei der Agentur von Brian Morrison. Brian selbst hat mich gefragt, ob ich nicht mal schauen könnte, was aus dem verflixten Kerl noch herauszuholen sei. Das war 1974, Syd wohnte noch bei seiner Mutter in der Hills Road 183. Als ich das erste Mal bei ihm aufkreuzte, erkannte er mich nicht wieder: Er blieb im Türrahmen stehen und bewegte sich nicht vom Fleck. Mein Gott, hatte der sich verändert! Obwohl er es war, der mich nicht wiedererkannte, hätte, wenn überhaupt, ich das Recht dazu gehabt. Als ich ihm erklärte, wer ich war, sagte er: »Ich werde es Syd ausrichten«, und schloss die Tür. Ein paar Wochen später kam ich noch einmal mit King vorbei: Er sagte uns, dass er nicht hier leben würde, sondern nur zu Besuch wäre … Wir beschlossen, es sein zu lassen, hatten allerdings noch nicht mit Brian gesprochen. Der hielt uns für unfähig, wollte uns beweisen, wie man an eine solche Sache rangeht, und fuhr mit seinem schwarzen Buick vor Syds Haustür. Wie wir im Nachhinein erfuhren, steckte Syd in einem Blaumann und arbeitete gerade im Garten. Ohne zu fragen, öffnete Brian das Törchen und wandte sich an Syd wie an einen Hausknecht: Anscheinend war er in seinem Übereifer
rücksichtslos über ein Beet getrampelt, das Syd mit viel Liebe gehegt und gepflegt hatte, auf jeden Fall hatte ihm der »Knecht« daraufhin in die Hand gebissen und dabei fast einen Finger abgerissen… In seiner geschäftsmännischen Art ging Brian jedoch darüber hinweg, so sehr, dass er mich ein Jahr später mit höchster Dringlichkeit zur EMI zitierte: Ich sollte mich auf eine große Überraschung vorbereiten, eine riesengroße … Als ich ankam, herrschte allenthalben eine Atmosphäre wie bei besonderen Anlässen, Dirigenten, Regisseure, Techniker, alle standen in Reih und Glied wie das Personal vom Balmoral Castle, wenn die Königin eintrifft … Und die Königin kam, furchtbar fett, langsam wie eine Schnecke und mit einem Blick, als wäre er gerade aus dem Winterschlaf erwacht, wie zum Teufel ihn Brian dazu überreden konnte, weiß ich nicht, aber er war da, Syd Barrett in den Abbey Road Studios, und nahm eine Platte auf! Ohne auf Anweisungen zu warten, ging er ins Studio 3, das Studio, wo er immer mit Pink Floyd aufgenommen hatte, aber zugegebenermaßen sah er aus wie ein durchgeknallter Boxer, der, ohne die Menschenmenge zu beachten, mit krummem Rücken in den Ring läuft … Zwei Techniker trugen ihm einen Koffer hinterher. »Was ist in dem Koffer?«, fragte ich Brian. »Seine Gitarren, seine Gitarren!«, erwiderte er voller Aufregung. Doch während die Techniker mit dem Schloss zugange waren, beschlich mich irgendwie eine düstere Vorahnung… Als ich zur Seite blickte und auf einmal dieses Lächeln auf Syds Gesicht sah, wurde aus der Vorahnung Gewissheit, in dem Koffer waren tatsächlich drei Gitarren, drei wunderbare Gitarren … nur komplett ohne Saiten … »Soll das ein Witz sein? Geht sofort die Saiten holen!«, rief Brian, aber mit einer kurzen Handbewegung hatte Syd sie alle gestoppt, und in die allgemeine Bestürzung sagte er: »Die Saiten sind da, ihr seht sie zwar nicht, aber sie sind da.« Dann setzte er sich auf einen Stuhl und bat um ein Glas Wasser; nachdem er es geleert hatte, sagte er, dass wir mit der Session anfangen könnten, sobald Syd da wäre. Session! Als
ich das David Gilmour erzählte, zerfloss er in

Weitere Kostenlose Bücher