Mr Pink Floyd
Teil von sich irgendwie in Roger verwandeln. Deshalb hat er High hopes mit der gleichen Kraft gesungen wie Hey you in THE WALL. Gewiss alles Hausfrauenpsychologie, aber von tödlicher Treffsicherheit.
So lange, bis Roger nicht aus eigenen Stücken gegangen war, behielt er die Zügel in der Hand. Das bedeutet aber auch, dass sie es ihm erlaubt haben: dass es für sie in Ordnung war, dass sie sein Charisma anerkannten, dass sie weniger Persönlichkeit besaßen als er. Und ich meine nicht nur die beiden anderen, die, na ja … Nein, ich meine auch Dave, der, nur um seine Arbeit zu machen, auch noch dann mitwirkte, als Roger zum Diktator mutierte … Versuchen wir uns einmal vorzustellen, was passiert wäre, wenn Roger nicht gegangen wäre. Rick wäre nicht mehr zurückgekommen, und Nick hätte weiter auf seinen Trommeln herumgehämmert, als wäre nichts gewesen. Aber Dave? Ich glaube schon, dass Dave weiter für Roger den Musiker gespielt hätte, vielleicht nicht auf ewig, aber für ein paar Platten bestimmt noch. Und dann? Am Ende wäre er vielleicht aus Selbstliebe gegangen, aber in dem Fall hätte er nie gefordert, dass mit ihm auch der Name Pink Floyd verschwindet, nie – wie es Roger getan hat, womit er nur scheinbar seinen Egoismus und seine Arroganz unter Beweis stellte, in Wirklichkeit jedoch in einem nie gesehenen Liebesakt seinen Ruf aufs Spiel gesetzt hat. Denn Pink Floyd , für die er alles getan hätte, lagen ihm dermaßen am Herzen, dass er nicht das Risiko eingehen konnte, aus ihnen etwas anderes werden zu lassen, nein! Glücklicherweise hatte Dave einen kleinen Roger in sich großgezogen, andernfalls wäre die Band wirklich nicht mehr wiederzuerkennen gewesen, ein bisschen so wie bei Genesis , als
sie von Phil Collins in die Hand genommen wurden. Denkt nur an die Leute, die er als zusätzliche Musiker engagiert hat, von Guy Pratt bis Phil Manzanera, alles Typen, die besser in einer kalifornischen Band aufgehoben gewesen wären … Wen wollte er noch mal für sein letztes Album als Solisten haben? David Crosby und Graham Nash! Nur weiter so, und wir hätten Crosby Stills Nash Young & Gilmour zuhören können …
Und schließlich altert Roger besser. Schaut sie euch an, das Jahr 2000 liegt weit zurück, und sagt mir, ob Roger nicht viel jünger aussieht, ob nicht er der Ausgefallenere und Dave dick und schlapp geworden ist… Wer hätte jemals gedacht, dass er einmal einen solchen Nacken bekommt?
Ich war sehr hart, ich weiß. Aber gerade weil ich sie beide liebe, musste ich eine Entscheidung treffen und den Riss am eigenen Leib erfahren. Das solltet ihr auch tun.
FÜNFTE BEFRAGUNG
Friedrich Ruhle
Im Namen aller Pinkfloydianer aus Deutschland will ich auf die Einladung des französischen Freundes mit einer Frage reagieren: Wenn Syd Partei ergreifen müsste, auf wessen Seite würde er sich stellen? Das gilt es herauszubekommen, denn dort müssten wir uns dann alle hinstellen.
ZWEITE AUFFORDERUNG
Yorgos Panafiotis
Als Grieche kann ich das beurteilen: Aischylos wäre heute Roger und Sappho Dave. Aber zu fragen, für wen Syd Partei ergreifen würde, führt in die Irre: Vielmehr müssten sich beide auf Syds Seite stellen, nur dass sie eben auf unterschiedlichen Wegen dorthin gelangen würden. Schließlich halten sie ihn lebendig, jeder für seinen Teil. Ein bisschen wie Pink Anderson und Floyd Council. Daher weigere ich mich, Stellung zu beziehen, und fordere die Fans in aller Welt auf, es mir gleichzutun, denn wie schon die letzte Zeile in Hey you lautet, zusammen sind wir stark, getrennt gehen wir unter.
FÜNFUNDZWANZIGSTES GESTÄNDNIS
Die Ratte (6)
Also liebe Jungs (von wegen Jungs, inzwischen sind bestimmt auch sie in die Jahre gekommen), der Verdacht, dass eigentlich nur wir das Recht haben, uns zu einer so heiklen Frage zu äußern, kommt denen erst gar nicht… Und das Schöne ist, dass einer wie Roger dasselbe wie Nick und ich sagen würde… Aber ich habe euch ja schon erzählt, was ich von Fans halte, das sollte reichen.
Was ich nun erzählen will, ist mir heute Morgen wieder eingefallen, als im Radio ein Lied von den Beach Boys lief. Als klar war, dass Syd es nicht schaffen würde, kam uns die Idee, ihm die Livekonzerte zu ersparen, ihn aber, wie Brian Wilson für die Boys , weiterhin für uns komponieren zu lassen. Was wir bräuchten, so dachten wir, wäre bloß ein Frontman, jemand, den wir vors Publikum auf die Bühne stellen konnten. Nachdem wir Dave engagiert hatten, bildeten wir
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