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Mr Pink Floyd

Mr Pink Floyd

Titel: Mr Pink Floyd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michele Mari
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verstehen: In Wirklichkeit wollte Roger auf diese Art Daves Unpersönlichkeit unter Beweis stellen, seinen Durchlaufcharakter, die Möglichkeit, ihn durch wen auch immer ersetzen zu können. Und somit wird Young lust von dem Mädchenidol Bryan Adams gesungen, Hey you vom nahezu unbekannten Paul Carrack und Goodbye blue sky sogar von der halb verknöcherten Joni Mitchell! Zehn Jahre darauf zieht Roger stolz mit seiner »Tour ohne LP« durch die Weltgeschichte, seine Antwort auf die Schmach namens PULSE. Hier verfolgt er einen anderen Weg, zwei genau genommen: Entweder singt er selbst in übersteigerter Selbstsicherheit Daves Glanznummern ( Time, Shine on, Wish , Sachen, für die man echt Eier in der Hose haben muss!) oder vertraut sie mit implizit eingestandener Scham seinen Wasserträgern
an, das heißt Doyle Bramhall, der Denkmäler wie Breathe und Money spielt, und dem Unterzeichneten, der ins Schwitzen kommt, um bei dem endlosen Stück Dogs mitzuhalten. Das Meisterwerk haben Roger und Dave allerdings gemeinsam mit Comfortably numb erschaffen. Weil es einer der besten Songs von Pink Floyd ist, weil sie ihn zu zweit geschrieben und weil sie ihn zu zweit gesungen haben, Roger die erste und dritte Strophe, Dave die zweite und vierte. Nun, damit richten sie Folgendes an: 1988 singt Dave die eigenen Parts und überlässt die von Roger einem absurden Terzett aus Rick, Guy Pratt und mir. 1990 in Berlin singt Roger die eigenen und überlässt Daves dem angejahrten Van Morrison. ’95 singt Dave erneut die geraden und bestätigt das Terzett mit den ungeraden. 2000 singt Roger wieder die ungeraden und überlässt die geraden Doyle Bramhall. Auf der Tour ON AN ISLAND 2006 vertraut Dave die ungeraden schließlich dem fast stimmlosen Rick an, außer beim Duett mit David Bowie in der Royal Albert Hall, wo er es nicht versäumt, zu betonen, dass der Song zum ersten Mal vollständig »von einem David« gesungen worden sei …
    So viel zum Gesang, eine schöne, wenn auch etwas infantile Auseinandersetzung. Geht man über zu den Instrumenten, sieht es schlecht für Roger aus. Denn Daves Gitarre ist nicht irgendeine: Sie ist Daves Gitarre. Um mit ihr gleichzuziehen, setzt der arme Roger Doyle Bramhall und Snowy White zusammen ein, Doyle an der elektrischen und Snowy an der akustischen Gitarre; bis er am Ende, bei genauerem Hinsehen ein Schuss, der nach hinten losgeht, Daves legendäres Solo in Comfortably numb aufteilt, ein Part für Doyle und einer für Snowy … Über die Einsätze des Schönlings namens Richard Difonzo äußern wir uns hier lieber nicht… Dave hat es dagegen ziemlich leicht: Nachdem er es anfangs mit Tony Levin ausprobiert hatte, entscheidet er sich schließlich für den Taugenichts Guy Pratt (der inzwischen Ricks Schwiegersohn ist) und lässt ihn zwanzig Jahre lang alle Parts von Roger spielen, aber wirklich alle.

    Meint ihr, das war’s? Nicht im Traum. In ihrem Krieg auf Distanz verspüren die beiden Sieger das Bedürfnis, die Band wie ein Arsenal zu verstärken. Dave stellt Rick als zusätzliche Keyboarder nach und nach Bob Ezrin, mich und, wenn er nicht Saxofon spielt, sogar Dick Parry zur Seite, während er Nick mal von Carmine Appice, mal von Jim Keltner und mal von Gary Wallis unterstützen lässt. Ehrlich, an manchen Abenden waren wir so verrückt, dass wir zur gleichen Zeit drei Schlagzeuge und drei Keyboardanlagen auf der Bühne stehen hatten … Roger dagegen stellte mir, nachdem ich Ricks Posten übernehmen sollte, Andy Wallace zur Seite, so wie er auch, nachdem er Nick erst durch Graham Broad und dann durch Steve Di Stanislao ersetzt hat, jede Gelegenheit wahrnahm, Nick wiederum ihnen an die Seite zu stellen: echt krank! Nur einer wie Nick war in der Lage, einmal im Kreis zu laufen und dann wieder als Backing-Typ beim selben Usurpator einzusteigen, er, der einer der Gründerväter war! Aber das Zeichen allen Übels, das Zeichen schlechthin, ist, dass sie selbst, sie beide meine ich, offenbar das dumpfe Verlangen haben, sich zu verdoppeln: Dave lässt, welch unfassbare Häresie, hin und wieder erst Tim Renwick als eine Art Klon neben sich auf der Bühne zu, und dann, o weh, Phil Manzanera, genauso wie Roger 2000, vielleicht um mit dem Paar Bramhall-White eine Symmetrie herzustellen, einen Bassisten neben sich haben will, den unergründlichen Andy Fairweather-Low …
    Alles in allem ein Riesenchaos, und von unermesslicher Traurigkeit für alle, die am ontologischen Unterschied zwischen Pink Floyd und

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