Mr Pink Floyd
den anderen festhalten. Für sie werden Dave und Roger immer dieselben bleiben, unbeeindruckt von Gelegenheitsbündnissen mit Stümpern wie mir, sosehr ich mich auch bemühe, gute Arbeit zu leisten. Dass dieser Krieg sie in höherem Maße vereint als separiert hat, das wussten sie durchaus selbst, und in Anbetracht des allgemeinen Laufs der Dinge war es am besten, so man denn vereint bleiben wollte, einfach
mit den Nickeligkeiten weiterzumachen. Auch den Fans war das klar: Sie wussten, dass der eine ohne den anderen nicht leben konnte, sie wussten, dass Pink Floyd sich eigentlich nie getrennt hatten, und letzten Endes wussten sie auch, nicht alle, aber der eine oder andere bestimmt, dass dieses aufreibende Theater Syd galt.
SIEBENUNDZWANZIGSTES GESTÄNDNIS
Der Hund (9)
Das, was ihr soeben gehört habt, ist wahr, leider. 2006, auf der Tour ON AN ISLAND, die triumphal in Gdańsk beziehungsweise Danzig zu Ende ging, dem Riesengebiet mit Schiffswerften des zwielichtigen Wałsa, hat Dave ein Jahr lang mit einer Band gespielt, zu der Rick, aber nicht Nick gehörte … Ersetzt durch den unrühmlichen Steve Di Stanislao, aber das ist noch gar nichts … Ich habe mich nach dem Grund gefragt und bin zu folgendem Schluss gekommen: Mit Rick und mir wäre automatisch der Name ins Spiel gekommen, die x-te Rückkehr der ewig währenden Pink Floyd … Dave betrachtete sich aber inzwischen als Solist, Rick ins Boot zu holen war kaum mehr als ein Muss, nach Rogers unversöhnlichem Gebaren … Außerdem wurde Rick ausgerechnet Carin zur Seite gestellt, also kann man wahrlich nur von einem halben Rick sprechen… Versucht euch mal in Dave hineinzudenken: In den Jahren zuvor hatte Roger nichts anderes getan, als jeden Abend in einer anderen Stadt zu spielen, drei Jahre lang sieben Abende in der Woche, nur ein Tier wie er war dazu fähig … Dave war dagegen seit PULSE nicht mehr auf Tournee gewesen, damals aber immer unter dem Namen Pink Floyd . Logisch eigentlich, dass die Phase Gilmour gegen Waters kommen musste, Kopf gegen Kopf im Zweikampf … Seinerzeit von Waters abgewickelt, konnte Rick von David voll Mitleid wieder aufgenommen werden, und ich sollte wie ein Joker zwischen den beiden hin und her tänzeln, aber in Wirklichkeit hatten unsere Primadonnen endlich ihr
altes Ziel erreicht: sich mit austauschbaren Sessionmen zu umgeben, um darin in Einsamkeit zu erstrahlen, ich spiele gegen dich, du spielst gegen mich, jeder dem anderen ins Gesicht … Die entzweigebrochene Welt, die Roger-Hälfte … die Dave-Hälfte … Wirklich von dramatischer Schönheit, diese antike Wunde im Kosmos … Tja, in Einsamkeit erstrahlen … Schade nur, dass sie nie wirklich allein sein werden können, denn immer wird er an ihrer Seite sein und sie trotz der Distanz wie eine lästige Nabelschnur miteinander verbinden, sie verbinden … oh, würde er sie nur verbinden …
DREIUNDZWANZIGSTE KLAGE AUS DEM JENSEITS
Stanley Kubrick (2)
Ich hatte ja schon gesagt, wie sehr ich es bedaure, mit Pink Floyd bezüglich meiner Odyssee im Weltraum keine Einigung gefunden zu haben. Was ich euch allerdings noch nicht gesagt habe, ist, dass ich sie zwei Jahre später erneut wegen Clockwork Orange angesprochen hatte: Ihr werdet’s nicht glauben, aber auch da haben sie Nein gesagt! Oder eigentlich war es immer Roger Waters, der mich wissen ließ, dass sie zu viel zu tun hätten: Sie haben somit Barbet Schroeder zweimal Ja und Stanley Kubrick zweimal Nein gesagt … Daraus zu schließen, dass die Jungs nie was von Kino verstanden haben, wäre zu einfach. Wie auch immer, der hochmütige Mister Waters hat auf jeden Fall seinen Gang nach Canossa getan. Etliche Jahre später bat er mich um Erlaubnis, die Stimme von Hal 9000 in einen Song einzubauen: Meint ihr, ich hätte sie ihm gegeben? Sollte er doch allein zurechtkommen, war ja schon viel, ihm die Figur und ein paar Phrasen aus dem unvergesslichen Dialog zu überlassen. Sprechen musste er sie schon selbst… Niemand wird mich außerdem davon überzeugen können, ihm wäre nur deshalb daran gelegen gewesen, weil Hal 9000 mit einem Astronauten spricht, der wie Mister Gilmour heißt, hört euch nur den gesamten Dialog an und sagt mir, ob er nicht wie der Appell von Mister Waters an seinen alten Kollegen klingt, die Idee, Pink Floyd am Leben zu erhalten, fallenzulassen, sagt mir, ob sich nicht jeder einzelne Satz auf ihre Geschichte bezieht:
»Just what do you think you’re doing, Dave? Dave…I really
think I’m
Weitere Kostenlose Bücher