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Mr. Shivers

Mr. Shivers

Titel: Mr. Shivers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jackson Bennett
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kämpfte in einer Gasse hinter der gottverdammten Fabrik. Ich weiß nicht, was er getan hatte, aber irgendetwas hatte er damit zu schaffen.
    Mein Freund Tommy starb. Jemand nahm einen Schraubenschlüssel und schlug ihm damit den Schädel ein. Seine Augen füllten sich mit Blut, eines fiel heraus, und es war, als hätte sein Unterkiefer keine Knochen mehr. Und mein Schwager starb auch dort. Jemand brach ihm alle Rippen, und er verblutete, das Blut drang in seine Lunge ein. Meine Schwester … meine Schwester wurde … etwas stimmte mit ihr nicht«, sagte Roosevelt schließlich. »Sie kam nie darüber hinweg. Weinte die ganze Zeit, weinte immer, verließ ihr Bett nicht mehr. Man brachte sie in eine Anstalt. Eines Tages besuchte ich sie, und sie … sie kannte meinen Namen nicht mehr. Fragte mich ununterbrochen, ob ich einen Kaugummi habe, einfach einen Kaugummi, der würde so gut schmecken.
    Also rannte ich einfach los. Ich rannte nach Süden. Ich saß auf irgendeinem Lastwagen, der voller Illegaler und Emigranten war, als jemand etwas von einer Kneipenschlägerei in einer Stadt außerhalb von Cincinnati erzählte, wo man irgendeinen Kerl böse aufgeschlitzt habe. Und der Mann, der das getan hatte, nun, man glaubte, dass es ein Mann mit zerschnittenem Gesicht war. Ein schlimmes Narbengesicht, hieß es. Also kam ich in den Süden. Und ich lernte Mr. Pike kennen. Und wir begegneten Mr. Hammond. So wie Sie uns begegneten. Das war vor langer Zeit. Vor fast einem Jahr. Vor fast einem Jahr lernte ich Mr. Hammond kennen.«
    »Und ich begegnete ihm in Atlanta«, sagte Pike. »Wo er meinen Freund tötete. Schnitt ihm die Kehle durch. Aber das ist länger her als bei jedem von Ihnen. Denn ich verrate Ihnen jetzt, dass ich diesen Mann schon vier Jahre meines Lebens suche. Trotzdem ist er mir bis jetzt entwischt. Erst vor Kurzem erfuhr ich, dass ich nicht allein bin. Es gibt andere. Dieser Mann ist viel schlimmer, als selbst Sie es sich vorstellen können, Mr. Connelly. Neben uns gibt es noch viele andere.«
    »Und was hat er Ihnen angetan?«, fragte Roosevelt.
    Connelly senkte bloß den Kopf.
    »Manchmal gibt es einfach keine Worte«, sagte Pike. »Es gibt einfach keine Worte.«
    »Was, zum Teufel, ist er?«, sagte Connelly.
    »Das wissen wir nicht«, erwiderte Hammond. »Wir wissen es nicht, das ist mal sicher. Er will töten, und er ist clever genug, um in Bewegung zu bleiben, und das wird immer einfacher – jetzt, weil außer ihm das ganze gottverdammte Land unterwegs ist. Überall gibt es Wanderarbeiter. Jeder ist auf der Suche nach etwas Besserem. Und er befindet sich mitten unter ihnen. Etwas treibt ihn dazu, aber ich weiß nicht was.«
    »Vielleicht irgendein Irrsinn«, sagte Pike. »Eine Gehirnkrankheit, die ihn zu dieser Schlächterei zwingt. Ich habe schon von solchen Männern gehört, wie vor Jahren Jack the Ripper in London. Vielleicht ist er einer von ihnen. Er zieht von Stadt zu Stadt, verfolgt jemanden ein paar Tage lang, dann schlägt er zu und zieht weiter.«
    »Aber seit Kurzem tut er etwas Seltsames«, sagte Roosevelt. »Er bewegt sich nicht mehr mit den Menschen, sondern gegen sie. Er geht nach Westen, in Richtung der Großen Ebenen, während alle anderen versuchen, sie zu verlassen.«
    »Aber von da aus ziehen auch viele Menschen nach Westen«, meinte Connelly. »Menschen aus Oklahoma und Kansas und den Dakotas. Sie reisen nach Westen.«
    »Das stimmt«, sagte Pike. »Wir halten es für möglich, dass er sich ihnen anschließen will. Dort könnte er sich auch viel leichter verstecken. Wir leben in dunklen Zeiten, und ich glaube, sie werden noch dunkler. Aber wir sind nahe dran. Näher als je zuvor.«
    »Und wenn Sie ihn finden, dann töten Sie ihn«, sagte Connelly.
    Zuerst zeigte keiner von ihnen eine Reaktion. Dann nickte Pike. »Ja. Das werden wir. Haben wir nicht das Recht dazu? Würden nicht Gott und die Nation uns mit Wohlwollen betrachten, wenn wir ihn töten, Mr. Connelly?«
    »Über Gott kann ich nichts sagen«, antwortete Connelly. »Ich weiß weniger über ihn als über die Nation. Darüber denke ich nicht nach. Das muss ich nicht. Über manche Dinge muss man nicht nachdenken. Man tut sie einfach. Und genau das habe ich vor.«
    »Das kann ich verstehen«, sagte Hammond.
    Pike stocherte wieder im Feuer herum. »Also begleiten Sie uns? Schließen sich uns an?«
    »Ja, das wissen Sie doch.«
    »Das tue ich nicht. Was ich will, könnte sich von dem unterscheiden, was Sie wollen. Denn es gibt

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