Mr. Shivers
rannen ihm das Gesicht hinunter, als er erneut schrie. Connelly schaute auf das Ding zu Jakes Knien und konnte Ernie nur an der Kleidung erkennen. Blut schimmerte schwarz im bebenden Sternenlicht, und die Nacht schien verrückt zu werden.
Die anderen kamen hinter ihm angerannt. Sie warfen einen Blick auf den Ermordeten und fingen an zu schreien und zu fluchen. Ein paar von ihnen versuchten Jake von seinem Bruder wegzuzerren, aber er drehte nur durch, schlug nach ihnen und klammerte sich noch fester an ihn. Pike und Hammond liefen durch die Straßen und über die angrenzenden Felder, riefen ihnen zu, dass der Narbenmann nicht weit sein konnte, nicht weit. Lottie rang mit Jake und bat Connelly, ihr doch zu helfen, aber er drehte sich um und folgte Hammond und Pike.
Dabei versuchte er, nicht darüber nachzudenken, wie der Mann aus dem Haus gekommen war und wie er Ernie so schnell hatte erwischen können. Wie er tun konnte, was er getan hatte, um dann zu verschwinden. All das durfte sich Connelly einfach nicht fragen, denn möglicherweise hätte die Antwort gelautet, dass der Narbenmann mehr als nur ein Mensch war, und damit wäre Connelly möglicherweise nicht in der Lage gewesen, überhaupt etwas gegen ihn zu unternehmen.
Bestimmt hat er etwas gegen offenes Gelände, dachte er, als er durch die Straßen rannte. Er mag überschaubare Dinge. Gassen und Güterwaggons und Keller. Er mag enge Räume. Er mag kleine Straßen …
Da war nichts. Die Stadt war verlassen wie zuvor, nichts als Staubwogen und leere Fenster, manche davon zerbrochen, und hier und da ein Hund oder eine Katze, die sich vor dem aufziehenden Sturm duckten.
Connelly rannte, bis seine Beine brannten und sein Hals schmerzte. Die Stadt verwandelte sich in einen Schemen, als der Wind stärker und seine Suche immer verzweifelter wurde. Er rannte eine breite Straße entlang und dann durch eine Gasse, stürzte, als er sie verließ. Er hob das Gesicht aus dem Dreck. Vor ihm erstreckte sich das Land, der ausgetrocknete Fluss zog sich wie eine Narbe quer über die Hügel, auf denen die Bäume wild schwankten. Und eine Gestalt in einem zerlumpten, mit Asche verschmutzten grauen Mantel überquerte mit schnellen, aber beherrschten Bewegungen den Fluss und ging zielstrebig weiter über das Feld.
Connelly stand auf und starrte ungläubig zu ihm herüber. Dieser Mann konnte unmöglich real sein. Dann reagierte sein Körper, und er rannte los, versuchte den Abstand aufzuholen, aber der Mann schien mit der Nacht zu verschmelzen – als würden ihn unsichtbare Kräfte in sie hineinziehen. Connelly wurde sich bewusst, dass er so laut, wie er konnte, schrie. Er wollte einen Namen rufen, wollte einen Namen verfluchen, aber der Mann hatte keinen, also blieben Connelly nur unartikulierte Schreie.
Der graue Mann blieb stehen und legte den Kopf schief, als er ihn hörte. Er drehte sich um, das von den Elementen gezeichnete Gesicht wandte sich seinem Verfolger zu. Selbst auf die weite Entfernung verstand Connelly das Wort, das der Mann sagte.
» Connelly «, wisperte der Mann mit den Narben.
Connelly blieb verblüfft stehen, als er seinen Namen hörte. Dann schaute der Mann in Grau in den Nachthimmel und zu den vor ihm liegenden Hügeln, und eine schreckliche Windstille trat ein. Die anderen waren weit hinter Connelly und folgten seinem Gebrüll, doch er hörte, wie einer von ihnen rief: »Mein Gott, seht doch! Seht doch! Die Sterne!«
Connellys Blick wanderte zum Himmel.
Die Sterne. Sie starben. Es fing in der Ferne an, der am weitesten entfernte sichtbare Stern verlosch, dann der nächste, und so weiter. Eine schwarze Welle donnerte über den Himmel und begrub Sterne und Mond. Es war, als würde eine unsichtbare göttliche Hand in den Himmel greifen und sie wie Kerzen auslöschen.
Etwas kam. Etwas hinter den Hügeln, aber Connelly konnte es nicht sehen.
Der Narbenmann drehte sich noch einmal um, um ihn anzusehen. Sein Blick blieb allein auf Connelly gerichtet. Hinter dem Mann erklomm die schwarze Welle den Hügel, und bei ihrem Anblick konnte Connelly die anderen panisch aufschreien hören.
Es war eine massive, graurote Wolke, die den Hügelkamm hinaufkroch und wie eine riesige, gesichtslose Armee auf sie zustürmte. Sie verschluckte die Bäume und den Hügel und den Bach, verschlang alles in ihrem Weg. Die anderen brüllten ihm zu, zu fliehen, um Gottes willen zu fliehen, aber er und der Narbenmann standen da und sahen sich an. Sie schienen einen seltsamen
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