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Mrs Murphy 01: Schade, dass du nicht tot bist

Mrs Murphy 01: Schade, dass du nicht tot bist

Titel: Mrs Murphy 01: Schade, dass du nicht tot bist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rita Mae Brown
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war, von ihr zu hören, sich aber mit einer gemeinsamen Teestunde einverstanden erklärte.

 
16
     
    Mrs Hogendobber servierte einen verdächtig grünen Tee. Kleine weiche Schokoladenkekse, aus denen labberig gewordene Eiweißmasse herausrann, ruhten auf einem Teller aus altmodischem Porzellan. Mrs Hogendobber schnappte sich einen und verschlang ihn mit einem Biss.
    Harry musste an eine menschliche Ausgabe von Pewter denken. Sie unterdrückte ein Kichern und nahm einen tropfenden Schokoladenkeks, um nicht undankbar für das üppige Mahl zu erscheinen – na, Mahlzeit.
    »Ich vermeide seit einiger Zeit Koffein. Hat mich reizbar gemacht.« Mrs H. spreizte den kleinen Finger ab, wenn sie ihre Tasse hielt. »Ich habe meinen Haushalt von Limonade, Kaffee, sogar schwarzem Tee befreit.«
    Offensichtlich hatte sie ihn nicht von raffiniertem Zucker befreit.
    »Ich wünschte, ich hätte Ihre Willenskraft«, sagte Harry.
    »Nur nicht aufgeben, Mädchen, nur nicht aufgeben!« Der nächste Keks verschwand zwischen den pink geschminkten Lippen.
    Mrs Hogendobbers adrettes Schindelhaus lag an der St. George Avenue, die annähernd parallel zur Railroad Avenue verlief. Eine zur Straße hin gelegene geschwungene Veranda mit einer Schaukel diente der hochgewachsenen Dame als Beobachtungsposten. Ein unter rosa Teerosen ächzendes Spalier zu beiden Seiten der Veranda erlaubte ihr, alles zu sehen, ohne gesehen zu werden. Gott der Herr sagte nichts übers Spionieren, und so spionierte Mrs Hogendobber mit Leidenschaft. Sie zog es vor, es in Gedanken als gesunde Neugier auf ihre Mitmenschen zu bezeichnen.
    »Ich bin so froh, dass Sie bereit waren, mich zu empfangen«, begann Harry.
    »Warum auch nicht?«
    »Hm, tja, warum eigentlich nicht?« Harry lächelte, und das erinnerte Mrs Hogendobber an Harry als süße Siebzehnjährige.
    »Ich bin gekommen, um, hm, ein bisschen herumzustochern, nach Hinweisen auf die Morde. Vielleicht aufschlussreiche Einzelheiten, Gedanken – Sie sind eine so gute Beobachterin.«
    »Man muss morgens früh aufstehen, um mir zu entgehen.« Mrs H. nahm das Kompliment bereitwillig entgegen, und tatsächlich entging ihr nicht viel. »Mein verstorbener Mann, Gott hab ihn selig, pflegte zu sagen: ›Miranda, du bist mit Augen am Hinterkopf geboren.‹ Ich konnte seine Wünsche ahnen, bevor er sie äußerte, und er dachte, ich hätte seherische Kräfte, doch davon keine Spur. Ich war eine gute Ehefrau. Ich war aufmerksam. Die Kleinigkeiten sind es, die eine Ehe ausmachen, meine Liebe. Ich hoffe, Sie haben Ihre Ehe überprüft und werden Ihr Handeln überdenken. Ich bezweifle, dass es bessere Männer gibt als Fair – nur andere. Auf ihre einmalige Art machen sie alle Ärger.« Sie schenkte sich Tee nach und öffnete den Mund, aber kein Laut kam heraus. »Wo war ich stehen geblieben?«
    »… machen sie alle Ärger.« Harry hatte die Sache von sich aus noch nicht so gesehen.
    »Wenn Sie diese Turnschuhe ausziehen und sich ein paar hübsche Kleider statt der Jeans kaufen würden, würde er, denke ich, zu Verstand kommen.«
    »In der Liebe geht es meistens darum, den Verstand zu verlieren, und nicht darum, zu Verstand zu kommen.«
    Mrs H. bedachte das. »Ja … ja.«
    Ehe sie sich auf ein anderes Thema stürzen konnte, fragte Harry: »Was hielten Sie von Maude Bly Modena?«
    »Ich glaube, sie war Katholikin. Sie sah so italienisch aus. Der Laden verriet, wie gerissen sie war. Gesellschaftlich habe ich nicht mit ihr verkehrt. Mein gesellschaftliches Leben spielt sich im Umkreis der Kirche ab, und, wie gesagt, ich glaube, Maude war katholisch.« Mrs Hogendobber räusperte sich bei »katholisch«. »Mir war sie, genau wie Ihnen, erst seit fünf Jahren bekannt. Keine lange Zeit, aber es genügt, um ein Gefühl für einen Menschen zu bekommen, denke ich. Sie hatte Josiah anscheinend sehr gern.«
    »Was hatten Sie denn für ein Gefühl?«
    Der Busen wogte. Sie brannte darauf, sich über das Thema auslassen zu dürfen. »Ich hatte das Gefühl, dass sie etwas verbarg – die ganze Zeit.«
    »Und was?«
    »Wenn ich das nur wüsste. Sie hat im Laden niemanden betrogen. Ich habe nie gehört, dass sie zu wenig herausgab oder zu viel berechnete, aber etwas, oh, etwas stimmte nicht ganz. Sie sprach sehr wenig über ihre Herkunft.« Anders als Mrs Hogendobber, die bei jeder Gelegenheit die Straße der Erinnerung entlanggaloppierte.
    »Mir hat sie auch nicht viel erzählt. Ich hielt sie für verschwiegen. Schließlich war sie ein

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