Mrs Murphy 01: Schade, dass du nicht tot bist
von allen das Schlimmste. Sosehr sie sich mühte, ihre Emotionen für sich zu behalten, sie schwappten dauernd über, und da sie ihren Kummer nicht ausdrücken wollte, drückte sie Wut aus. Momentan war sie wütend auf Susan Tucker und verabschiedete sich vorübergehend von ihren guten Manieren.
»Es ist mir verdammt schnuppe, was du denkst. Und es ist mir egal, ob derjenige, der Maude umgebracht hat, auch Kelly umgebracht hat. Ich will den, der Kelly ermordet hat, und ich werde ihn kriegen.«
Susan ließ den Kopf hängen. Für einen Vorübergehenden hätte es so ausgesehen, als ginge sie den Golfball mit ihrem Fünfereisen an, eine ungewöhnliche Wahl für den Abschlag vom Tee. »Boom Boom, beruhige dich. Du warst es, die Golf spielen wollte. Du hast gesagt, es macht dich wahnsinnig, zu Hause rumzusitzen.«
Boom Boom schwang ihren Schläger und grub einen Klumpen Farmingtoner Golfklub-Rasen aus. Wenn der Caddie Master das gesehen hätte, hätte er einen Schlaganfall gekriegt. Susan legte das Rasenstück wortlos zurück, dann landete sie einen herrlichen Abschlag vom Tee.
»Hättest du ’n Holz genommen, wärst du jetzt im Grün«,beriet Boom Boom sie. »Ich weiß nicht, warum ich überhaupt mit dir Golf spiele. Du machst die verrücktesten Sachen auf dem Golfplatz.«
»Ich schlag dich trotzdem.«
»Heute nicht.« Boom Boom steckte das Tee in die Erde, legte den Ball darauf und schlug ohne Probeschwung ab. Der Ball flog in einem schönen Bogen hoch und drehte dann nach links, um im Rough zu verschwinden.
»Scheiße!« Boom Boom warf ihren Schläger auf die Erde. Da sie das noch nicht befriedigte, trampelte sie auf ihm herum. »Scheiße! Kacke! Verdammt!«
Susan hielt während der haltlosen Toberei den Atem an. Es endete damit, dass Boom Boom ihre kostspielige lederne Golftasche umstieß. Bälle und Handschuhe fielen aus den offenen Reißverschlüssen. Von ihrem Wutausbruch erschöpft, setzte sich Boom Boom auf die Erde.
»Herzchen, es ist zum Kotzen.« Susan setzte sich zu ihr und legte einen Arm um sie. »Möchtest du nach Hause?«
»Nein. Da ist es noch grässlicher als hier.« Boom Boom zitterte beim Einatmen. »Spielen wir. Ich fühl mich besser, wenn ich in Bewegung bin. Tut mir leid, dass ich dich angebrüllt habe. Ich fühlte mich einfach ins Verhör genommen. Bei Rick Shaw hat es mir nicht so viel ausgemacht, aber diese lächerlichen Reporter gehören ausgepeitscht. Ich hab ihnen die Tür vor der Nase zugeknallt. Ich wollte es einfach nicht auch noch von dir hören.«
»Es tut mir wirklich leid. Harry und ich denken, wenn wir Freundinnen untereinander herumschnüffeln, finden wir vielleicht was. Es ist eine furchtbare Strapaze für dich, und ich war keine Hilfe.«
»Doch, warst du. Ich hab geschrien und gebrüllt und meine Tasche auf die Erde geschmissen. Jetzt fühl ich mich leichter.« Sie stand flink auf und drehte ihre Tasche wieder richtig herum.
Susan hob die Bälle auf. »Hier.« Sie bemerkte den Markennamen. »Wann hast du die gekauft?«
»Vorige Woche. Die müssten vergoldet sein, die teuren Scheißdinger. Guck, da steht mein Monogramm drauf.« Sie zeigte auf das rote B.B.C., das sorgfältig in die glänzend weiße Oberfläche eingeritzt war.
»Wie hast du das gemacht?«
»Das war ich nicht. Das war Josiah. Er hat Werkzeug für alles. Der Mann geht mir auf die Nerven, kauft all diesen Mist, hübscht ihn ein bisschen auf und verkauft ihn dann irgendeinem Parvenü für ein Vermögen.«
»Aber er ist amüsant.« Susan griff nach ihrem Ball.
Boom Boom wartete, bis Susan mitten im Rückschwung war. »Josiah sagt, Mims Börse klemmt. Ich hab Möse verstanden. Passt beides, nicht?« Sie lachte.
Natürlich verpatzte Susan ihren Schlag. »Verdammt.«
Der Ball klatschte ins Wasser, und eine Fontäne spritzte hoch.
Das heiterte Boom Boom für kurze Zeit auf. Sie fand ihren Ball, umrundete ihn, als sei er eine Schlange, und bekam ihn schließlich aus dem Rough heraus. Kein schlechter Schlag.
»Wenn dir irgendwas einfällt, sagst du’s mir?«
»Ja.« Boom Boom hob ihre Tasche auf. Sie benutzte keinen Golfwagen, weil das in ihren Augen gegen den Sinn des Golfspielens verstieß. Am Wochenende nahm sie einen, weil der Klub sie dazu zwang, aber sie beklagte sich ausgiebig darüber. Sie hatte es fertiggebracht, an der Bar im Klubhaus auf ein fettes Vorstandsmitglied zu zeigen und zu erklären, wenn er aus dem Golfwagen stiege und zu Fuß ginge, würde er vielleicht nicht mehr aussehen wie der
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