Mrs Murphy 01: Schade, dass du nicht tot bist
eintausend Dollar beisteuerte. Bobs Gattin, eine beleibte Frau, die trotzig Miniröcke trug, wurde offenbar über diese Spende in Unkenntnis gelassen, bis Josiahs umfassende Andeutungen auch zu ihr drangen. Linda Berryman, die wie angewachsen an der Seite ihres Mannes klebte, wirkte eher grimmig als traurig.
Nach dem gnädig kurzen Gottesdienst schritt Reverend Jones, dem ein Altardiener vorausging, durch den Mittelgang zum Hauptportal. Er blieb einen Moment stehen. Rick sah ihn zusammenzucken. Der brave Reverend wollte diesen ehrwürdigen Augenblick nicht von den Kamerateams entweiht sehen. Aber die Tür musste sich öffnen, und Einschaltquoten bedeuteten den Produzenten mehr als menschlicher Anstand. Reverend Jones nickte kurz, und der Altardiener stieß die Türflügel auf.
Mim Sanburne toupierte diskret mit der Hand ihre Haare, als sie sich anschickte, die Kirche zu verlassen. Little Marilyn überprüfte nicht ganz so diskret ihr Makeup und übersah geflissentlich Harry, die direkt hinter ihr ging. Josiah begleitete Mim nicht, da er gleichsam als Maudes nächster Verwandter fungierte und auch Big Jim anwesend war. Market Shiflett stand neben Harry, und Mim rückte ein Stück von ihnen ab, damit ja niemand (womöglich ein Nachrichtenreporter) dachte, sie sei, oh Schauder, in Begleitung eines werktätigen Mannes. Courtney Shiflett ging mit Brooke und Danny Tucker ebenfalls still aus der Tür. Susan und Ned blieben mit Josiah zurück, um sich zu vergewissern, dass bis zur Trauerfeier am Grab nichts mehr zu tun war.
Ein Reporter eilte zu Mim. Sie erstarrte und kehrte ihm den Rücken zu. Er schob Little Marilyn sein Mikrofon vor den Mund. Sie wollte gerade etwas sagen, als ihre Mutter sie am Handgelenk packte und wegzerrte. Mrs George Hogendobber wedelte mit ihrem großen Kirchenfächer vor dem Gesicht und ergriff die Flucht.
Jim drehte sich zu dem Reporter um. »Ich bin der Bürgermeister dieser Stadt, und ich beantworte alle Fragen, die Sie haben, aber jetzt lassen Sie die Leute in Ruhe.«
Da Jim fast einen Kopf größer war als der Reporter, verzog sich der Zwerg.
Eine andere Journalistin, bemüht, ihre Stimme auf eine bedeutungsschwere Tonlage zu senken, fing Harry ab, die in der langsam schreitenden Masse der Trauernden eingekeilt war.
»Waren Sie eine Freundin der Ermordeten?«, fragte das naseweise junge Ding.
Harry ignorierte sie.
»Komm, Mädchen.« Market nahm Harrys Hand.
»Danke, Market.« Harry ließ sich von ihm zu seinem Wagen bugsieren.
Boom Boom Craycroft war Maudes Beerdigung ferngeblieben, was in Ordnung ging. Da sie noch in tiefer Trauer war, erwartete niemand von ihr, dass sie sich irgendwo öffentlich zeigte, außer auf dem Golfplatz, und alle außer Mrs Hogendobber respektierten ihre Abwesenheit. Boom Boom hätte die Fernsehteams in Stücke gerissen.
Die Trauerfeier verlief gut, bis Reverend Jones Asche auf den Sarg warf. Da fing Bob Berryman zu schluchzen an. Linda war entsetzt. Bob entfernte sich von der Grabstätte, und Linda folgte ihm nicht. Sie saß wie versteinert auf ihrem schäbigen Metallstuhl.
Sobald die letzte feierliche Silbe verklungen und das »Amen« gesagt war, eilte Josiah an Bobs Seite. Harry und alle anderen sahen, wie er den Arm um Bobs Schultern legte und dem erschütterten Mann ernsthaft etwas ins Ohr flüsterte. Plötzlich riss sich Bob von Josiah los und knallte ihm eine. Während der ältere Mann in die Knie ging, schritt Bob betont beherrscht zu seinem Wagen. Er drehte sich um, um nach seiner Frau zu sehen. Sie eilte zum Wagen, stieg ein, und Bob fuhr los, bevor sie die Beifahrertür schließen konnte.
Ned war als Erster bei Josiah und stellte fest, dass er blutete. Harry, Susan und Mrs Hogendobber kamen als Nächste bei ihm an, und dann trat Rick Shaw langsam hinzu. Er beobachtete, wie die Leute auf den Ausbruch reagierten.
Die Kameras, die Zoomobjektive in Funktion, surrten in diskreter Entfernung. Jim Sanburne näherte sich ihnen, und die Nachrichtenleute stoben auseinander wie Küchenschaben. Susan zog Papiertaschentücher aus ihrer Tasche, aber das sprudelnde Nasenbluten war damit nicht zu stillen.
Hayden McIntire übernahm das Kommando. »Beugen Sie den Kopf nach hinten.«
Josiah tat wie geheißen. »Was meinen Sie? Gebrochen?«
»Ich weiß nicht. Kommen Sie mit mir in die Praxis, ich werde tun, was ich kann. Sie werden morgen zwei sehr blaue Augen und eine dicke Nase haben.«
Josiah kam mit Haydens Hilfe schwankend auf die Beine.
Mrs
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