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Mrs Murphy 01: Schade, dass du nicht tot bist

Mrs Murphy 01: Schade, dass du nicht tot bist

Titel: Mrs Murphy 01: Schade, dass du nicht tot bist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rita Mae Brown
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infrage, Harry. Die bleiben hier.«
     
    Die Vegetation eines Dschungels hätte nicht viel dichter sein können als die, durch die Rick und Harry sich kämpften.
    »Wir hätten Pferde nehmen sollen«, brummte Harry.
    »Ich hab keine zwei Stunden Zeit. So geht’s schneller. Außerdem können Sie froh sein, dass ich Sie überhaupt mitnehme.«
    »Mich mitnehmen? Sie würden gar nichts davon wissen, wenn ich es Ihnen nicht erzählt hätte. He, haben Sie Bob Berryman gefunden?«
    Rick schlug auf ein Gestrüpp von Kermesbeeren ein. »Ja. War das so auffällig nach der Beerdigung?«
    »Wohin hätten Sie sich sonst so schnell verdrückt?«
    »Ich hab ihn bei der Arbeit gefunden. Er verkaufte den Beegles gerade einen bronzefarbenen Viehtransporter.«
    »Hatten Sie Krach mit ihm?«
    »Nein, er war müde. Schätze, die Aufregung hat ihn erschöpft. Er hat ein Alibi für die Nacht, in der Maude ermordet wurde. Er war zu Hause bei seiner Frau.«
    »Sie könnte für ihn lügen.«
    »Nehmen Sie in Ihren kühnsten Träumen ernsthaft an, Mary Minor Haristeen, dass Linda für Bob lügen würde?«
    »Nein.« Harry blieb stehen, um Atem zu holen. Die dampfige Hitze sog den Sauerstoff förmlich wieder aus ihr heraus.
    Weiter vorne ragte der Umriss des Tunnels auf, der, bedeckt mit Kudzu, Geißblatt und einer Fülle von Unkräutern, die nicht einmal Harry kannte, einen fantastischen Anblick bot. Das alte Bahngleis, das von der neueren Strecke abzweigte, führte zum Tunneleingang.
    »Ich habe auf zertretenes Gras und auf Spuren geachtet« – Rick wischte sich den Schweiß von der Stirn –, »aber bei diesem dicken Gestrüpp habe ich wenig Hoffnung, es sei denn, die Spuren wären ganz frisch. Es ist leichter, an den Schienen entlangzugehen, aber das dauert doppelt so lange.«
    Als sie den Tunnel erreichten, richtete Harry den Blick nach oben. Die eingemeißelte Erinnerungstafel für die Männer, die den Tunnel gebaut hatten, war halb von Geißblatt überwachsen. C. CROZET, CHEFINGENIEUR, war sichtbar. Der Rest war verdeckt, bis auf A.D. 1852.
    Harry zeigte nach oben.
    Kudzu wächst täglich ungefähr einen Meter und überwuchert alles, was ihm in den Weg kommt.
    »Ein Schatz?«, meinte Harry.
    »Die C & O hat den Tunnel von oben bis unten abgesucht, bevor sie ihn schloss. Und sehen Sie sich den Felsen an. Da kommt keiner durch, um auf Schatzsuche zu gehen.«
    Die Tunnelöffnung war mit Schutt und Steinen gefüllt und dann mit Beton versiegelt worden. Die rechte Seite der Öffnung war vollkommen von Kletterpflanzen überwuchert.
    Enttäuscht berührte Harry den Felsen, der warm von der Sonne war. Sie zog die Hand zurück.
    »Es gibt noch drei Tunnels.«
    »Brooksville ist versiegelt, und Little Rock wird noch benutzt. Ich weiß nicht, ob sie den Blue-Ridge-Tunnel geschlossen haben, aber der ist so lang und so weit weg -«
    »Sie kennen sich mit den Tunnels aus.« Harry lächelte. Sie war nicht die Einzige, die nachts aufsaß und las.
    »Sie auch. Kommen Sie. Hier ist nichts.«
    Als sie zurückstapften, versprach Rick, einen Beamten zu beauftragen, um den Brooksville, den Little-Rock- und den Blue-Ridge-Tunnel zu untersuchen. Sie gehörten zu Bezirken, die außerhalb seiner Zuständigkeit lagen, aber das würde er mit seinen Kollegen vor Ort regeln.
    »Wie wär’s mit einem Anruf bei der C & O?«, schlug Harry vor.
    »Schon geschehen. Sie haben mir die Berichte von der Schließung der Tunnels 1945 besorgt. Waren sehr hilfsbereit.«
    »Und?«
    »Bloß eine trockene Aufzählung der Schließungen. Es gibt keinen Schatz, Harry. Ich weiß nicht, wo die Verbindung zwischen den Morden und Crozet ist. Das ist eine Sackgasse, Kindchen.«
    Er fuhr sie zum Postamt zurück, wo Tucker die Ecke der Tür angeknabbert und Mrs Murphy mit großer Vehemenz ihr Katzenklo über den ganzen Fußboden verstreut hatte.

 
23
     
    Die geschwungenen, sinnlichen, vergoldeten Louis-Quinze-Möbel blendeten Harry jedes Mal, wenn sie Josiahs Haus betrat. Mit einem guten Blick und Fantasie begabt, hatte Josiah die Wände ganz weiß gestrichen, wodurch die schönen Schreibpulte, die bauchigen Truhen und Stühle bestens zur Geltung kamen. Die perfekt gewienerten Fußböden aus dunklem Walnussholz spiegelten den Glanz der Möbel wider. Ein bombastisches pastellfarbenes Blumenarrangement beherrschte den Salontisch. Die Blumen und einige französische Gemälde waren die einzigen Farbflecke im Raum.
    Ein Farbfleck anderer Art war Josiah selbst, der in einem Ohrensessel

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