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Mrs Murphy 01: Schade, dass du nicht tot bist

Mrs Murphy 01: Schade, dass du nicht tot bist

Titel: Mrs Murphy 01: Schade, dass du nicht tot bist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rita Mae Brown
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Geschichten über ihre Schnarcherei.
    In Wirklichkeit war es Harry, die Mrs Murphy wach hielt. Sie wünschte, ihre Freundin wäre nicht so neugierig. Neugierde kostete eine Katze selten den Schwanz, aber Menschen brachte sie allemal in Schwierigkeiten. Mrs Murphy fürchtete, Harry könnte eine Reaktion des Mörders provozieren, wenn sie ihm zu nahe kam. Mrs Murphy war ungeheuer stolz auf Harry, und wenn irgendein Mensch schlau genug war, die Teile dieses verworrenen Puzzles zusammenzusetzen, dann war es ihre Harry. Aber ein Puzzle zusammensetzen und sich schützen war zweierlei. Weil Harry sich nicht vorstellen konnte, einen anderen Menschen zu töten, konnte sie auch nicht glauben, dass jemand sie würde töten wollen.
    Menschen faszinierten Mrs Murphy. Sie vergeudeten ihre Zeit mit der Verfolgung völlig unwesentlicher Ziele. Nahrung, Kleidung und Obdach genügten ihnen nicht, und wegen ihrer Spielsachen machten sie sich und alle in ihrer Umgebung verrückt, Tiere eingeschlossen. Mrs Murphy fand Autos, ein Motorspielzeug, absurd. Dafür wurden Pferde geboren. Und überhaupt, wozu die große Eile? Nun, wenn die Menschen Geschwindigkeit wollten, konnte sie das vielleicht noch akzeptieren – es war schließlich ein körperliches Vergnügen. Nicht akzeptieren konnte sie, dass diese Geschöpfe schufteten und schufteten und dann keine Freude hatten an dem, wofür sie schufteten; sie waren zu sehr damit beschäftigt, Dinge zu bezahlen, die sie sich nicht leisten konnten. Bis sie das Spielzeug bezahlt hatten, war es abgenutzt, und sie wollten ein neues. Schlimmer noch, sie waren mit sich selbst nicht zufrieden. Sie waren ständig auf einem Selbstverbesserungstrip. Das erstaunte Mrs Murphy. Warum konnten die Leute nicht bloß sein? Sie mussten immer die Besten sein. Arme, kranke Wesen. Kein Wunder, dass sie an Krankheiten starben, die sie selbst verursachten.
    Ein Grund, weswegen sie Harry liebte, war der, dass Harry tierähnlicher war als andere Menschen. Sie hielt sich gern im Freien auf. Sie war nicht von dem Drang getrieben, eine Menge Spielsachen zu besitzen. Sie war zufrieden mit dem, was sie hatte. Mrs Murphy wünschte, Harry müsste nicht jeden Tag ins Postamt gehen, aber es machte Spaß, die anderen Leute zu sehen; wenn sie schon arbeiten müsste, dann war diese Arbeit gar nicht so übel. Die Leute allerdings verachteten Harry, weil sie keinen Ehrgeiz hatte. Mrs Murphy fand die Leute idiotisch. Harry war besser als irgendeiner von ihnen.
    So gut Harry war, sie hatte auch die Schwächen ihrer Gattung. Paarung war etwas Kompliziertes für sie. Scheidung, eine menschliche Erfindung, komplizierte die Simplizität der Biologie noch mehr. Ferner entgingen Harry Mrs Murphys Mitteilungen. Obgleich Harry die Nacht nicht fürchtete, war sie nachts verwundbar. Vielleicht fühlten sich Menschen in der Dunkelheit als Beute, weil sie so schlechte Augen hatten.
    Die Menschen verknüpften Nachttiere mit dem Bösen. Besonders Fledermäuse machten ihnen Angst, was Mrs Murphy albern fand. Die Menschen wussten nicht genug über das Gleichgewicht der Natur, sonst würden sie nicht hingehen und die Tiere töten, die sie störten. Sie töteten Fledermäuse, Kojoten, Füchse – die Nachtjäger. Mit ihren Ängsten und ihrer Unfähigkeit, den Zusammenhang zwischen den Tierarten, sie selbst eingeschlossen, zu begreifen, brachten sie alle in eine traurige Lage. Mrs Murphy, die halb zahm war und ihre Nähe zu Harry genoss, hatte nicht den Wunsch, die nicht zahmen Tiere getötet zu sehen. Sie verstand, weshalb die wilden Tiere die Menschen hassten. Manchmal hasste sie sie auch, Harry ausgenommen.
    Der Schatten einer Bewegung ließ sie aufmerken. Ihre Ohren zuckten. Sie atmete tief ein. Was tat der hier?
    Geschmeidig, stattlich, bewegte sich Paddy auf die rückwärtige Veranda zu.
    »Hallo, Paddy.«
    »Hallo, meine Süße.« Paddys tiefes Schnurren war hypnotisierend. »Was machst du in dieser schönen, milden Nacht?«
    »Große Gedanken denken und die Wolken beobachten, die den Mond umkreisen. Warst du jagen?«
    »Ein bisschen dies, ein bisschen das. Ich bin wegen der Heilkräfte der samtigen Nachtluft draußen. Und was waren deine großen Gedanken?« Seine Schnurrhaare hoben sich glitzernd von seinem schwarzen Gesicht ab.
    »Dass die sogenannten bösen Tiere wie Kojoten, Fledermäuse und Schlangen der Erde nützlicher sind als manche Menschen.«
    »Ich kann Schlangen nicht ausstehen.«
    »Aber sie sind nützlich.«
    »Ja. Sie können sich

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