Mrs Murphy 01: Schade, dass du nicht tot bist
der Hintertür. Officer Cooper ließ sie rein. »Ich glaube, Ihre Kinder waren mal eben austreten. Pewter haben sie gleich mit angeschleppt.«
»Nicht einen Moment länger bleibe ich im Laden drüben!«, klagte Pewter. »Da kann man sich nicht mal umdrehen.«
»Du bist lange genug geblieben, um deine Visage vor alle Fernsehkameras zu halten«, bemerkte Mrs Murphy.
»Das habe ich nicht getan! Sie wollten mich unbedingt zu einem Schwerpunkt ihrer Berichterstattung machen.«
»Mädels, Mädels, beruhigt euch.« Harry kippte ihnen eine Runde Trockenfutter in einen Napf und ging wieder nach vorn.
Rob starrte aus dem Fenster. »Im Radio haben sie gesagt, dass der Mörder ein Zeichen hinterlässt und dass Rick deshalb weiß, dass es derselbe war. Bob Berryman … nun, meine Damen, wenigstens hat er den Weg ins Jenseits mit Höchstgeschwindigkeit zurückgelegt.«
Officer Cooper trat neben ihn. »Wir leben in einem seltsamen Land, nicht? Wir interessieren uns mehr für schlechte Nachrichten als für gute. Glauben Sie, all die Reporter wären hier, wenn jemand ein Kind vor dem Ertrinken gerettet hätte?«
»Die Lokalpresse vielleicht. Das wär’s aber auch schon gewesen.« Rob wandte sich Harry zu. »Bis heute Nachmittag. Kann später werden.«
»Pass gut auf dich auf, Rob.«
»Ja. Und du auf dich.« Er stieß die Eingangstür auf und schloss sie geschwind hinter sich, dann sprintete er zum Wagen.
Das Telefon klingelte.
»Harry«, tönte die bekannte Stimme. »Ich habe gerade die Fernsehnachrichten gesehen. Bob Berryman!«
»Mrs Hogendobber, die Welt ist verrückt geworden«, sagte Harry. »Kommen Sie nicht nach Hause. Was auch geschieht, bleiben Sie, wo Sie sind.«
»Die Zeiten, die Sitten. Die Menschen haben Gott verlassen, Harry – aber er hat uns nicht verlassen. Es wird Zeit für eine neue Ordnung.«
»Ich hatte immer den Verdacht, dass die Frauen sich unter einer neuen Ordnung immer noch an ihrem alten Platz wiederfinden.«
»Feminismus! Sie denken in Zeiten wie diesen noch an Feminismus?« Mrs Hogendobber war bestürzt und zugleich wütend, weil sie sich so weit vom Ort des Geschehens entfernt befand.
»Ich rede nicht von Feminismus, sondern davon, wer Ihre Kirche leitet. Frauen etwa?« Harry war jeder Gesprächsstoff lieber als dieser jüngste Mord. Sie hatte mehr Angst, als sie sich anmerken ließ.
»Nein – aber wir steuern eine ganze Menge bei, Harry, eine ganze Menge.«
»Das ist nicht dasselbe, wie die erste Geige zu spielen oder an der Macht zumindest teilzuhaben.« Susan klopfte ans Fenster. Harry klemmte den Hörer zwischen Schulter und Ohr und machte mit den Händen ein Zeichen, dass sie gleich fertig sei.
»Mrs Hogendobber, entschuldigen Sie. Ich bin so durcheinander. Die Reporter sind eingefallen, eine Landplage. Ich lasse es an Ihnen aus. Vergessen Sie alles, was ich gesagt habe.«
»Auf gar keinen Fall. Sie haben mir etwas zu denken gegeben«, erwiderte sie, was gar nicht ihre Art war. Reisen schien Mrs H. liberaler zu machen. »Und passen Sie gut auf, hören Sie?«
»Ich höre.«
»Ich ruf morgen wieder an. Bye-bye.«
Harry legte den Hörer auf. Officer Cooper ließ Susan herein.
»Jesus, Maria und Josef. Wenn der Mörder wider Erwarten doch ein Herz hat, schießt er vielleicht auf die Reporter. Was sollen wir bloß machen? Ich musste zu Fuß herkommen. Da draußen ist alles verstopft.«
»Weißt du« – Harry schob Susan einen Postsack hin, zum Teufel mit den Vorschriften –, »ich glaube, der Mörder genießt diese Situation.«
Officer Cooper schnappte sich einen Postbehälter. »Das glaube ich auch.«
»Also, ich hab eine Idee.« Harry winkte Susan und Coop nahe zu sich heran. Sie flüsterte: »Spielen wir ihm unsererseits einen kleinen Streich. Stecken wir allen eine Friedhofspostkarte ins Schließfach.«
»Du machst Witze.« Susan fuhr sich unwillkürlich mit den Händen an die Brust, wie um sich zu schützen.
»Nein, überhaupt nicht. Keiner weiß von den Postkarten, nur ich und du und Rick und Coop. Die anderen wissen von einem Signal, aber sie wissen nicht, was es ist. Oder glauben Sie, Rick hat es sonst noch jemandem erzählt?«
»Noch nicht«, antwortete Coop.
»Wir machen niemandem Angst, außer dem Mörder«, sagte Harry. »Er hat keine Ahnung, wer ihm die Postkarte geschickt hat. Aber er wird merken, dass auch wir unser Spiel mit ihm treiben.«
»Du tätest verdammt gut daran zu hoffen, dass er nicht rauskriegt, wer wir sind.« Susan verschränkte die
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