Mrs Murphy 01: Schade, dass du nicht tot bist
sozusagen im Urlaub ist und du einen Polizeiwachhund – Verzeihung – hast, dann bedeutet das, dass die Obrigkeit ihret- und deinetwegen besorgt ist. Schön, das bin ich auch.«
Officer Cooper schlug die Beine übereinander. »Ich weiß, Sie haben längst mit Rick gesprochen, aber um mich zufriedenzustellen – was glauben Sie, wer der Mörder ist?«
»Ich weiß es nicht, das ist ja das Frustrierende … es sei denn, es war Mrs Hogendobber, und Sie haben sie eingesperrt, um zu verhindern, dass sie von den Crozetern gelyncht wird. Mrs Hogendobber eine Mörderin – unwahrscheinlich, obwohl sie eine Unterhaltung schneller abwürgen kann als ein Limburger Käse.«
»Irgendeine Idee, was das Motiv angeht?«, fragte Harry.
»Eine Art Groll, nehme ich an.«
»Warum sagen Sie das?« Officer Cooper setzte sich auf.
»Er hat die Leichen irgendwie erniedrigt. Ich meine, das zeugt von einem starken Gefühl. Wut, vielleicht Eifersucht. Oder er hat einen Korb bekommen.«
»Du bist ein Romantiker. Ich glaube, es ging schlicht und einfach um Geld.« Harry verschränkte die Arme über der Brust. »Und die Verstümmelung der Leichen dient dazu, uns von der Hauptsache abzulenken.«
»Welche wäre?« Josiah hob die Augenbrauen.
»Verdammt, wenn ich das wüsste.« Harry warf die Hände in die Luft.
»Nein. Es wäre fatal, wenn du es wüsstest, denn dann würde er dich umbringen – nach deiner Ansicht. Nach meiner Ansicht bist du vollkommen sicher.«
»Hoffen wir, dass Sie recht haben.« Officer Cooper lächelte Josiah an.
37
Mrs Murphy, Tucker und Pewter rekelten sich unter dem Indischen Flieder hinter Maudes Laden und warteten, dass Harry von den gesellschaftlichen Verpflichtungen erlöst würde.
Pewter schlug auf eine rote Ameise ein, die durchs Gras huschte. »Schwarze Ameisen gehen ja noch, aber diese kleinen roten brennen wie Feuer.«
»Immer noch besser als Flöhe.« Mrs Murphy lag auf dem Rücken, alle vier Beine in der Luft, den Schwanz ausgestreckt.
»Letztes Jahr war’s am schlimmsten, am allerschlimmsten.« Tucker spitzte die Ohren und entspannte sich wieder. »Jede Woche wurde ich pitschnass gebadet und mit einem Flohvertilger übergossen. Das war das Schlimmste.«
»Bei mir war’s Flohschaum. Harry badet mich nicht gern, und ich bin ihr dankbar dafür. Aber, Pewter, dieser Schaum stinkt wie ranzige Himbeeren, und er ist klebrig. Im Gras und im Dreck wälzen hilft nicht, nicht mal an einer Baumrinde reiben. Dieses Jahr bin ich bloß einmal eingeschäumt worden.«
»Market schwört auf Flohhalsbänder. In der ersten Woche waren die Dämpfe so stark, dass meine Augen tränten. Danach hab ich rausgekriegt, wie man die Dinger abstreifen kann. Er ist so schwer von Begriff, dass vier Flohhalsbänder verloren gehen mussten, ehe er aufgab.«
»Magst du Menschen?«, fragte Tucker Pewter.
»Nicht besonders. Ein paar mag ich. Die meisten nicht«, lautete Pewters freimütige Antwort.
»Warum?« Mrs Murphy verdrehte den Kopf, um Pewter besser ansehen zu können. Sie blieb auf dem Rücken liegen.
»Man kann ihnen nicht trauen. Himmel noch mal, sie können sich nicht mal gegenseitig trauen. Nimm zum Beispiel eine Katze. Wenn du in das Revier einer anderen Katze gerätst, merkst du es sofort. Sofern es keinen wichtigen Grund gibt, dich dort aufzuhalten, verziehst du dich. Die Grenzen sind klar. Bei Menschen ist nichts klar, nicht mal die Paarung. Ein Mensch paart sich oft mit einem anderen Menschen wegen der gesellschaftlichen Anerkennung, selten mit dem, der für ihn der Richtige ist. Menschen sind eher wie Schafe als wie Katzen. Sie sind leicht zu leiten, und sie gucken nicht, wo sie hingehen, bis es zu spät ist.«
»Nicht alle sind wie Schafe«, entgegnete Tucker.
»Nein, aber die meisten, da stimme ich Pewter zu«, warf Mrs Murphy ein. »Vor Urzeiten ist mit den Menschen etwas Schreckliches passiert. Sie haben sich von der Natur getrennt. Wir leben bei einem Menschen, der mit den Jahreszeiten und anderen Tieren vertraut ist, aber Harry kommt ja auch vom Land. Solche sind dünn gesät. Und je weiter sich die Menschen von der Natur entfernen, desto verrückter werden sie. Und das wird sie am Ende vernichten.«
»Es schert mich nicht die Bohne, wenn sie sich vernichten, alle miteinander. Ich will bloß nicht mit untergehen, falls du von der Bombe sprichst.« Pewter peitschte mit ihrem Schwanz das Gras.
»Die Bombe ist es ja gar nicht.« Mrs Murphy schüttelte sich und setzte sich auf. »Sie werden die
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