Mrs Murphy 02: Ruhe in Fetzen
seien wund gescheuert, sagte sie.
Eine treue Seele fehlte dieses Jahr: Fats Domino, die Riesenkatze, die in den vergangenen fünfzehn Jahren immer die Halloweenkatze gespielt hatte. Fats war an Altersschwäche eingegangen, und Pewter musste einspringen. Ihr dunkelgraues Fell konnte nachts fast als schwarz gelten, und sie hatte nicht einen einzigen weißen Fleck. Sie tappte frohgemut über die Tische; hier und da blieb sie stehen, um sich von ihren Bewunderern streicheln zu lassen.
Pewter sonnte sich im Rampenlicht. Je mehr Beachtung ihr zuteilwurde, desto lauter schnurrte sie. Viele Leute machten Schnappschüsse von ihr, und sie setzte sich bereitwillig in Pose. Auch der Zeitungsfotograf machte ein paar Aufnahmen. Schön, die verflixte Tucker hatte einmal in der Zeitung gestanden, damals, als der letzte Mord in Crozet geschah, aber Pewter wusste, sie würde in Farbe auf der Titelseite erscheinen, denn das Erntefest kam immer auf die Titelseite. Auch konnte sie sich ihre diebische Freude darüber nicht verkneifen, dass Mrs Murphy und Tucker zu Hause bleiben mussten, während sie der Star der Veranstaltung war.
Die Handwerks- und Viehpreise waren verliehen worden, und jetzt wurden die Erntepreise bekannt gegeben. Miranda stellte sich flugs hinter ihren Kürbis. Das gigantische Kürbisgewächs neben dem ihren war unbestreitbar größer, aber Miranda hoffte, die unvollkommene Form des Konkurrenten würde Jim Sanburne veranlassen, zu ihren Gunsten zu entscheiden. Bei dem großen Gewühl und dem vielen Geplauder bemerkte sie nicht, dass Pewter sich den Kürbissen näherte. Mrs Hogendobber sah keinen Anlass, sich in diesem Augenblick der Katze zuzuwenden.
Mim, Little Marilyn und Fitz-Gilbert traten beiseite. Mim bemerkte Harry und Blair.
»Ich weiß, dieser Bainbridge war in Yale und St. Paul’s, aber eigentlich wissen wir nicht, wer er ist. Harry sollte sich lieber vorsehen.«
»Du hattest nie was gegen Fair, als die beiden verheiratet waren, und er ist kein Börsenmakler.« Little Marilyn traf lediglich eine Feststellung, sie wollte keinen Streit vom Zaun brechen.
»Damals«, fauchte Mim sie an, »war ich froh, dass Harry überhaupt geheiratet hat. Ich hatte schon befürchtet, sie würde enden wie Mildred Yost.«
Mildred Yost, ein hübsches Mädchen, das in Madeira in Mims Klasse ging, hatte so lange ihre vielen Verehrer zurückgewiesen, bis sie schließlich ausblieben. Nun führte sie ein Leben als alte Jungfer, ein Zustand, den Mim beängstigend fand. Alleinstehende Frauen brachten es nun mal nicht bis an die Spitze der Gesellschaft. Wenn eine Frau schon ohne Mann sein musste, dann höchstens als Witwe.
»Mutter« – Fitz-Gilbert sagte »Mutter« zu Mim –, »Harry legt keinen Wert darauf, an die Spitze der Gesellschaft aufzusteigen.«
»Ob sie Wert darauf legt oder nicht, sie sollte keinen Mann von niederem Stand heiraten … ich meine, wenn sie erst die Voraussetzungen geschaffen hat, um heiraten zu können.«
Mim plapperte weiter in diesem Stil, lauter sinnloses Zeug. Fitz-Gilbert hörte sie verächtlich sagen, eine geschiedene Frau bewege sich am Rande der Verruchtheit. Warum interessierte sich Mim so sehr dafür, mit wem Harry zusammen war?, fragte er sich. Aus keinem anderen Grund, als dass sie der Meinung war, ohne ihre ausdrückliche Zustimmung dürfe in Crozet nichts geschehen. Wie üblich waren Mims Äußerungen nicht von Wohlwollen geprägt. Sie beschwerte sich sogar, die kleinen Hexen, Gespenster und Kobolde über ihr surrten so stark, dass sie davon Kopfweh bekäme. Durch die Erschütterung über die jüngsten Ereignisse war sie noch mürrischer als gewöhnlich. Fitz kümmerte sich nicht weiter um sie.
Danny Tucker, als Hercule Poirot verkleidet, stellte sich fix neben Mrs Hogendobber. Er war der Besitzer des gigantischen Kürbisses.
»Danny, warum hast du mir nichts davon gesagt, dass du dieses … Gewächs gezogen hast?«
»Mom wollte nicht, dass Sie sich aufregen. Wir wissen doch alle, dass Sie das blaue Band wollen.«
Pewter ließ sich zwischen den zwei riesigen orangegelben Kürbissen nieder, die in die Endrunde gekommen waren. Mrs Hogendobber, die sich mit Danny unterhielt, hatte die Katze immer noch nicht bemerkt. Pewter war beleidigt.
Jim hob Mirandas Kürbis hoch und setzte ihn schnell wieder ab. »Diese Scheißdinger werden von Jahr zu Jahr schwerer.« Miranda warf ihm einen Blick zu. »Verzeihung, Miranda.«
Pewter witterte Kürbispampe, als sei das Innere ausgekratzt worden,
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