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Mrs Murphy 02: Ruhe in Fetzen

Mrs Murphy 02: Ruhe in Fetzen

Titel: Mrs Murphy 02: Ruhe in Fetzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rita Mae Brown
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Stafford erstickte fast an seinem Nachtisch.
    Als sie sich von der bissigen Bemerkung erholt hatten, unterhielt sich die kleine Gruppe über New York, den Untergang des Theaters, ein Thema, das eine lebhafte Diskussion auslöste, da Blair nicht glaubte, dass es mit dem Theater bergab ging, während Brenda davon überzeugt war. Blair gab ein paar komische Geschichten aus der Model-Szene zum Besten, die durch sein Nachahmungstalent überaus lebendig wurden. Alle meinten, dass es mit der Börse trübe aussehe und sie auf bessere Zeiten warten sollten.
    Nach dem Dessert setzten sich die Damen in die Fensternische im Wohnzimmer. Brenda mochte Harry gern. Viele Weiße waren liebenswert, aber man konnte ihnen nicht richtig trauen. Obwohl sie Harry nur flüchtig kannte, hatte Brenda das Gefühl, ihr trauen zu können. Die Posthalterin war sozusagen farbenblind. Harry war aufrichtig und verstellte sich nicht, und das wusste Brenda zu schätzen. Wenn eine weiße Person sagte: »Ich persönlich habe keine Vorurteile«, dann wusste man, dass es kritisch wurde.
    Die Herren zogen sich zu Kognak und kubanischen Zigarren zurück. Fitz-Gilbert war stolz auf seine Schmuggelware und wollte seine Quelle nicht preisgeben. Wer einmal eine Montecristo geraucht hatte, für den gab es kein Zurück.
    »Eines Tages wirst du die Katze aus dem Sack lassen.« Stafford hielt sich die Zigarre unter die Nase und ließ sich von dem betörenden Duft des Tabaks erregen.
    Cabell lachte. »Eher friert die Hölle zu. Fitz kann Geheimnisse für sich behalten.«
    »Der einzige Grund, weswegen ihr Jungs nett zu mir seid, sind meine Zigarren.«
    »Und die Tatsache, dass du in Andover der erste Ruderer warst.« Stafford paffte drauflos.
    »Sie sehen eher nach einem Ringer aus als nach einem Ruderer.« Auch Blair ergab sich der Trägheit, die die Zigarre erzeugte.
    »Als Kind war ich dünn wie eine Bohnenstange.« Fitz klopfte sich auf sein Bäuchlein. »Damit ist es vorbei.«
    »Kannten Sie in Andover Binky Colfax? Mein Jahrgang in Yale.«
    »Binky Colfax. Er hat die Abschiedsrede gehalten.« Fitz-Gilbert blätterte in seinem Jahrbuch und reichte es Blair.
    »Gott, nur gut, dass Binky Akademiker ist.« Blair lachte. »Er ist nämlich jetzt in der Verwaltung. Staatssekretär im Außenministerium. Wenn ich daran denke, was für ein Schwächling der Kerl war, wird mir angst und bange um unsere Regierung. Ich meine, wenn man sich vorstellt, was für Leute wir gekannt haben in Yale, Harvard, Princeton und …«
    »Stanford«, warf Stafford ein.
    »Muss ich?«, fragte Blair.
    »Ah ja.« Stafford nickte.
    »… Stanford. Die Trottel sind in die Regierung gegangen oder in die Forschung. In zehn Jahren werden sie die Bürokraten im Dienste derer sein, die die Wahlen gewinnen.« Blair schüttelte den Kopf.
    »Glauben Sie, dass jede Generation dasselbe durchmacht? Eines Tages nimmt man die Zeitung in die Hand oder guckt sich die Sechsuhrnachrichten an, und siehe da, wieder eins von diesen Würstchen.« Fitz-Gilbert lachte.
    »Mein Vater – er war Yale-Jahrgang 49 – hat gesagt, das hätte ihm immer eine Heidenangst gemacht. Dann hat er sich dran gewöhnt«, sagte Blair.
    Cabby meinte: »Alle wursteln sich durch. Wie muss ich mir denn vorkommen? Die Jungs von meinem Jahrgang in Dartmouth gehen nach und nach in Pension. Pension? Und ich weiß noch genau, damals hatten wir nichts anderes im Sinn als …«
    Er brach ab, weil seine Gastgeberin den Kopf zur Bibliothek hereinsteckte, die Hand im Türrahmen. »Seid ihr noch nicht fertig? Wir haben in der letzten Dreiviertelstunde sämtliche Probleme der Welt gelöst.«
    »Einsam, Schätzchen?«, rief Fitz ihr zu.
    »Oh, ein klitzekleines bisschen.«
    »Wir sind in einer Minute drüben.«
    »Wissen Sie, Fitz, ich glaube, wir dürften eine Menge gemeinsame Bekannte haben, nachdem so viele von unseren Schulkameraden nach Yale gegangen sind. Wir müssen demnächst mal unsere Unterlagen vergleichen«, sagte Blair.
    »Ja, gerne.« Fitz, von Little Marilyn abgelenkt, hatte nicht richtig zugehört.
    »Yale und Princeton. Igitt.« Stafford hielt den Daumen nach unten.
    »Und Sie waren in Stanford?«, fragte ihn Blair.
    »Ja. Wirtschaftswissenschaft.«
    »Ah.« Blair nickte. Kein Wunder, dass Stafford als Investmentbanker so viel Geld verdiente, und kein Wunder, dass Cabell ihn strahlend anlächelte. Die beiden redeten zweifellos auch am Wochenende über Geschäfte.
    »War schlau von dir, dass du nicht Anwalt geworden bist.« Fitz

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