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Mrs Murphy 02: Ruhe in Fetzen

Mrs Murphy 02: Ruhe in Fetzen

Titel: Mrs Murphy 02: Ruhe in Fetzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rita Mae Brown
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drehte seine Zigarre zwischen den Fingern, auf deren schöner, schlichter Bauchbinde MONTECRISTO stand.
    »Ein Anwalt ist eine angeheuerte Kanone, selbst wenn’s ums Steuerrecht geht. Ich werde nie begreifen, wie ich das Juraexamen bestanden habe, es hat mich so gelangweilt.«
    »Es gibt schlimmere Berufe.« Cabell kniff vor dem Qualm die Augen zusammen. »Sie hätten Proktologe werden können.«
    Die Männer lachten.
    Das Telefon klingelte. Tiffany rief aus der Küche: »Mr Hamilton.«
    »Entschuldigen Sie mich.«
    Als Fitz den Hörer abnahm, gingen Stafford, Cabell und Blair zu den Damen ins Wohnzimmer. Wenige Minuten später kam Fitz-Gilbert nach.
    »Hat jemand von euch Ben Seifert gesehen oder was von ihm gehört?«
    »Nein. Warum?«, fragte Little Marilyn.
    »Er ist heute nicht zur Arbeit erschienen. Cynthia Cooper war am Apparat. Sie hat den ganzen Abend seine Mitarbeiter und seine Angehörigen angerufen. Jetzt ruft sie Freunde und Bekannte an. Ich habe ihr gesagt, dass Sie hier sind, Cabby. Sie möchte Sie gern sprechen.«
    Cabell ging zum Telefon.
    »Er verbringt fast mehr Zeit auf Achse als im Büro«, erlaubte sich Harry zu bemerken, nachdem Bens Chef außer Hörweite war.
    »Ich habe ihm erst letzte Woche gesagt, er soll auf sich aufpassen, aber ihr kennt ja Ben.« Fitz zog sich einen Sessel heran. »Wetten, wenn er wieder auftaucht, wird er eine fantastische Geschichte zum Besten geben.«
    Harry machte den Mund auf und wieder zu. Sie hatte sagen wollen: »Und wenn hier ein Zusammenhang mit dem Mord an dem Landstreicher besteht?« Vielleicht war ja Ben der Mörder und hatte sich abgesetzt? Aber sie wusste, wie empfindlich Marilyn auf das Thema reagierte, und so sagte sie nichts.
    Harry hatte Ben Seifert vollkommen vergessen, als Blair sie vor ihrer Haustür absetzte. Er versprach, am nächsten Morgen um halb acht da zu sein. Sie öffnete die Tür und machte Licht. Nur eine Lampe ging an. Harry sah sich die Bescherung auf dem Fußboden an; das Lampenkabel war aus der Wand gerissen.
    »Tucker! Mrs Murphy!«
    Die beiden Tiere kicherten unterm Bett, blieben aber, wo sie waren. Harry ging ins Schlafzimmer, kniete sich hin, spähte unters Bett und sah sich von zwei glänzenden Augenpaaren angestarrt.
    »Ich weiß, dass ihr zwei das wart.«
    »Das musst du uns erst mal beweisen.« Das war alles, was Mrs Murphy dazu zu sagen hatte. Sie schlug mit dem Schwanz.
    »Ich hatte einen schönen Abend und lasse mir von euch nicht die Laune verderben.«
    Nur gut, dass Harry so dachte. Der Lauf der Ereignisse sollte früh genug alles verderben.

 
33
     
    Silbrig und beige glitzerte die Erde unter der Frostschicht. Die Sonne, die bleich und tief am Himmel stand, verwandelte den Bodennebel in einen champagnerfarbenen Schleier. Mrs Murphy und Tucker kuschelten sich in der Sattelkammer in eine Pferdedecke und sahen zu, wie Harry Tomahawk striegelte.
    Blair kam um Viertel vor acht. Harry hatte Tomahawk schon gebürstet und eingeflochten, ihm die Hufe mit Fett eingeschmiert und ihn abermals gebürstet, und nun konnte sie selbst eine gründliche Säuberung vertragen.
    »Wann sind Sie aufgestanden?« Blair bewunderte ihr Werk.
    »Halb sechs. Um die Zeit stehe ich immer auf. Ich wünschte, ich könnte länger schlafen, aber ich kann’s nicht, nicht mal, wenn ich nachts um halb eins ins Bett gehe.«
    »Was kann ich tun?«
    Harry zog ihren Monteuranzug aus, unter dem ihre lederne Reithose zum Vorschein kam. Über das gute weiße Hemd hatte sie einen dicken Pullover gezogen. Ihre abgetragenen Reitstiefel lehnten blank geputzt an der Sattelkammerwand. Ihre Melone hing gebürstet an einem Sattelhaken. Harry hatte sich ihre Jagdfarben verdient, als sie noch zur Highschool ging, und ihr alter schwarzer Melton mit dem belgischblauen Kragen hing ordentlich auf der anderen Seite des Sattelhakens.
    Harry legte eine schwere wollene Decke über Tomahawk und band sie vorne zu. Sie entriegelte die Querbalken und führte ihn in seine Box. »Dass du mir ja nicht auf die Idee kommst, deine Zöpfe zu scheuern, Tommy, und verheddere dich nicht in deiner Decke.« Sie klopfte ihrem Pferd auf den Hals. »Tommy wird brav sein, aber vorsichtshalber ermahne ich ihn immer«, sagte sie zu Blair. »Kommen Sie, es ist alles fertig. Gehen wir Kaffee trinken.«
    Nach einem leichten Frühstück sah Blair Harry zu, wie sie Tomahawks schwere Decke durch eine leichtere ersetzte, ihm das Lederhalfter überstreifte und ihn auf ihren Pferde-Anhänger verlud, der wie

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