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Mrs Murphy 02: Ruhe in Fetzen

Mrs Murphy 02: Ruhe in Fetzen

Titel: Mrs Murphy 02: Ruhe in Fetzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rita Mae Brown
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der Sack war prall und hart durch die viele Post.
    »Er scheint Angst zu haben, dass in den Geschenken Sprengladungen versteckt sind.«
    »Keine Bange, die wittern wir vorher«, versicherte Tucker.
    Harry dachte, Tucker wollte mit ihrem leisen Bellen signalisieren, dass sie nach draußen wollte. Sie öffnete die Hintertür, aber der Hund setzte sich hin und rührte sich nicht.
    »Was ist bloß in sie gefahren?«, wunderte sich Harry.
    »Sie hat Sie dressiert«, erwiderte Mrs Hogendobber.
    »Ihr seid vielleicht dämlich«, knurrte Tucker.
    »Wird nichts mit unserem Ausflug«, sagte Mrs Murphy zu ihrer Freundin. »Guck mal.«
    Tucker sah die Sturmwolken von den Bergen heranziehen.
    Harry zog einen Postsack an die Rückseite der Schließfächer. Sie fing an zu sortieren, dann hielt sie inne. »Ich kann mich überhaupt nicht konzentrieren.«
    »Ich weiß, aber lassen Sie uns unser Bestes versuchen.« Miranda warf einen Blick auf die alte hölzerne Wanduhr. »In einer Viertelstunde kommen die Leute. Vielleicht hat ja jemand eine Idee, was dieser ganze Irrsinn soll.«
    Im Laufe des Tages strömten die Leute zum Postamt herein und hinaus, aber niemand hatte neue Ideen oder irgendeine Vermutung. Es dauerte bis zum Mittag, ehe die Nachricht von Cabells Verschwinden sich herumgesprochen hatte. Einige meinten, er sei der Mörder, andere vermuteten einen Nervenzusammenbruch. Nicht mal die Schneefälle und die Aussicht auf weiße Weihnachten, eine Seltenheit in Mittelvirginia, vermochten die Stimmung zu heben. Die Schlange der Angst nagte an den Nerven der Leute.

 
52
     
    Der Morgen des 24. Dezember dämmerte silbergrau herauf. Der Schnee rieselte herab, bedeckte Büsche, Häuser und Autos, die bereits zu sanften, fantastischen Schemen verwischt waren. Die Radiosender unterbrachen ihr Programm mit Wettermeldungen und spielten dann wieder »God Rest Ye Merry Gentlemen«. Alles war in eine märchenhafte Stille gehüllt.
    Als Harry Tomahawk und Gin Fizz ins Freie brachte, blieben die Pferde lange stehen und starrten in den fallenden Schnee. Dann legte der betagte Gin los und tollte wie ein Fohlen durch den Schnee. Es gab viel zu tun. Harry nahm Tucker auf den Arm, Mrs Murphy schmiegte sich an ihren Hals. Sie stapfte durch den Schnee. An der hinteren Verandatür lehnte eine Schneeschaufel. Harry brachte die protestierenden Tiere ins Haus und machte sich dann an das beschwerliche Schaufeln. Wenn sie wartete, bis es zu schneien aufhörte, würde die Schneemenge sich verdoppelt haben. Lieber in Abständen schaufeln als alles später anpacken, denn der Wetterbericht verkündete noch einmal einen halben Meter Schnee. Der Weg zum Stall schien ihr anderthalb Kilometer lang. In Wirklichkeit waren es ungefähr hundert Meter.
    »Lass mich raus, lass mich raus«, kläffte Tucker.
    Mrs Murphy saß im Küchenfenster. »Komm schon, Mom, wir können die Kälte vertragen.«
    Harry gab nach, und sie flitzten auf den Weg, den sie frei geschaufelt hatte. Dann versuchten die Tiere, sich abseits des Weges zu bewegen, was zu komisch war. Mrs Murphy sank so tief ein, dass sie, als sie aufsprang und vorwärtshüpfte, ein Schneemützchen auf ihrem gestreiften Kopf hatte. Tucker walzte voraus wie ein Schneepflug. Sie hatte bald genug davon und beschloss, hinter Harry zu bleiben. Der zur Seite geschaufelte und aufgetürmte Schnee knirschte unter ihren Pfoten.

    Mrs Murphy schoss hervor und rief: »Würstchen, Würstchen, Tucker ist ein Würstchen!«
    »Du hältst dich wohl für besonders schlau, was?«, murrte Tucker.
    Jetzt schlug die Tigerkatze Purzelbäume, wobei sie Schneeklumpen aufwarf. Sie schlug nach den kleinen Bällen, dann jagte sie ihnen nach. Im Hochspringen warf sie sie mit den Pfoten in die Luft. Ihre Energie ermüdete Tucker, aber Harry brachte sie zum Lachen.
    »Juhuu!«, rief Mrs Murphy. Ihr Übermut wirkte ansteckend.
    »Miss Pussy, du solltest zum Zirkus gehen.« Harry warf einen kleinen Schneeball in die Luft, damit Mrs Murphy ihn auffing.
    »Genau, in die Monstershow«, knurrte Tucker. Sie hasste es, ausgestochen zu werden.
    Simon kam herbei und lugte unter der Stalltür hervor. »Macht ihr heute aber einen Lärm.«
    Harry, über die Schaufel gebeugt, hatte die glänzenden Augen und die rosa Nase unter der Tür noch nicht bemerkt. Sie war erst halb am Ziel, und der Schnee wurde immer schwerer.
    »Keine Arbeit heute.« Nach einem weiteren Sprung, der die Schwerkraft Lügen strafte, landete Mrs Murphy kopfüber im Schnee.
    »Meint ihr,

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