Mrs Murphy 02: Ruhe in Fetzen
Murphy sprang über Tucker hinweg, die aufsprang und ihr nachjagte.
Tucker dachte sich im Laufen die Spielregeln aus: »Du musst unten bleiben. Es ist nicht fair, wenn du in den ersten Stock gehst.«
»Wer sagt das?« Mrs Murphy landete in hohem Bogen auf dem Schalter.
Mrs Hogendobber beachtete die beiden Tiere kaum, ein Zeichen dafür, dass sie sich an ihre Kapriolen gewöhnt hatte.
»Nur noch ein Tag von dieser Sorte, Harry. Ein bisschen was kommt noch nach, das kennen Sie ja, aber das Schlimmste ist morgen überstanden, und dann können wir Heiligabend und Weihnachten dichtmachen.«
Harry, die die Post sortierte, so schnell sie konnte, erwiderte: »Miranda, kaum dass ich mich von Weihnachten erholt habe, steht immer schon das nächste vor der Tür.«
Reverend Jones, Little Marilyn und Fitz-Gilbert schoben sich als Gruppe durch die Tür, gefolgt von Market. Alle zogen die unverschämte Postkarte aus ihren Schließfächern.
Mrs Hogendobber kam ihren Protesten zuvor. »Wir haben auch eine bekommen. Der Sheriff weiß Bescheid. Wir mussten sie nun mal verteilen. Wir würden gegen das Gesetz verstoßen, wenn wir Ihre Post zurückhielten.«
»Vielleicht würde es uns nicht so stören, wenn seine Grammatik stimmte«, ulkte Fitz.
»Bald ist Weihnachten. Wir wollen uns der Bedeutung dieses Festes zuwenden«, riet Herb.
Pewter kratzte an der Eingangstür. Während die Menschen sich unterhielten, erzählten Mrs Murphy und Tucker Pewter von Simon und dem Ohrring.
Wie aufs Stichwort zog Little Marilyn den unversehrten Ohrring aus ihrer Tasche. »Guck mal.«
Harry legte den verbogenen Ohrring neben den goldglänzenden. »Ein Paar. So ist das mit mir und Tiffany-Ohrringen. Es war für mich die einzige Möglichkeit, an so einen heranzukommen.«
»Setzet euren Glauben nicht in weltliche Dinge.« Der Reverend lächelte. »Das sind aber hübsche weltliche Dinge.«
Fitz stieß an den verbogenen Ohrring. »Schatz, wo hast du den verloren? Ich hab sie dir voriges Jahr zum Valentinstag geschenkt.«
»Fitz, ich wollte dich nicht verärgern. Ich hatte gehofft, ich würde ihn wiederfinden, und dann hättest du es –«
»Nie gemerkt.« Er schüttelte den Kopf. »Marilyn, du würdest noch deinen Kopf verlieren, wenn er nicht fest auf deinen Schultern säße.« Diese Bemerkung hätte er eingedenk des Halloween-Horrors am liebsten sofort zurückgenommen. Seine Frau schien nichts zu merken.
»Ich weiß nicht, wo ich ihn verloren habe.«
»Können Sie sich erinnern, wann Sie die Ohrringe das letzte Mal getragen haben?« Diese logische Frage stellte Miranda.
»Am Tag vor dem schlimmen Regen – oh, im Oktober, schätze ich. Ich hab meinen rotbraunen Kaschmirpullover angehabt, hab im Club Tennis gespielt, mich dort umgezogen, bin wieder ins Auto gestiegen, und als ich nach Hause kam, konnte ich den einen Ohrring nicht finden.«
»Vielleicht ist er rausgerutscht, als du dir den Pullover über den Kopf gezogen hast. Mir passiert das auch manchmal«, erklärte Harry.
»Ja, ich hab den Pullover im Auto ausgezogen. Ich hatte einen Haufen Sachen für die Reinigung auf dem Beifahrersitz. Wenn der Ohrring runtergefallen ist, ist er vielleicht in den Kleidern gelandet. Und deswegen habe ich es nicht klimpern gehört.«
»Welchen Wagen hattest du, Schätzchen?«, fragte Fitz.
»Den Range Rover. Aber ist ja auch egal. Danke, dass du ihn gefunden hast, Harry. Ob sie ihn bei Tiffany wohl reparieren können? Hast du ihn wirklich in einem Opossumnest gefunden?«
»Ja.« Harry nickte.
Fitz kniff Harry in den Arm. »Wieso stöberst du in Opossumnestern herum?«
»Ich hab so einen kleinen Kerl bei mir wohnen.«
»Du hast meinen Ohrring auf deinem Grundstück gefunden?« Little Marilyn war verblüfft. »Ich bin nie in deiner Nähe gewesen.«
»Ich hab ihn dort gefunden, aber wer weiß, wo das Opossum ihn gefunden hat? Vielleicht ist es Mitglied im Farmington Country Club.«
Da mussten alle lachen, und nachdem sie noch ein bisschen geplaudert hatten, gingen sie, und der nächste Schwung von Leuten kam herein, die sich ebenfalls aufregten, als sie die Postkarte mit dem Spruch »Steck deine Nase nicht in Sachen, wo dich nichts angehn« aus ihren Schließfächern zogen.
Die Tiere beobachteten die Reaktionen der Menschen. Pewter putzte sich hinter den Ohren und fragte Mrs Murphy wieder: »Glaubst du, dass der Ohrring etwas mit dem ersten Mord zu tun hat?«
»Ich weiß nicht. Ich weiß nur, dass es sehr merkwürdig ist. Ich hoffe immer noch,
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