Mrs Murphy 02: Ruhe in Fetzen
dass man die Zähne findet. Das wäre eine große Hilfe. Wenn jemand den Ohrring hat fallen lassen, was ist dann mit den Zähnen?«
»Das würde zur Identifizierung des ersten Opfers führen, du kannst also wetten, dass der Mörder die Zähne beseitigt hat«, sagte Tucker.
»Sobald der Schnee schmilzt, gehen wir wieder auf den Friedhof Gucken kann nicht schaden.«
»Ich will mitkommen«, quengelte Pewter.
»Du wärst eine große Hilfe«, schmeichelte ihr Mrs Murphy, »ich weiß bloß nicht, wie wir Mutter dazu bringen sollen, dich mitzunehmen. Aber etwas kannst du trotzdem tun.«
»Was?« Pewters Augen wurden weit, ihr Brustkasten auch. Sie plusterte sich auf wie eine Bruthenne.
»Beobachte alle Menschen, die in den Laden kommen. Sag mir Bescheid, wenn jemand nervös wirkt.«
»Halb Crozet«, murrte Pewter, aber dann strahlte sie. »Ich werde mein Bestes tun.«
Tucker legte den Kopf schief und sah ihre Freundin an. »Was ist los, Murphy?«
»Mit der Postkarte stimmt was nicht. Wenn sie von dem Mörder ist, was wir nicht wissen, aber wenn, dann ist es auch eine Warnung. Für mich bedeutet das, dass dieser Mensch vielleicht denkt, jemand könnte ihm zu nahe kommen.«
50
Mit dem Sheaffer-Füllhalter, der einst seinem Vater gehört hatte, schrieb Cabell einen Brief an seine Frau. Mit schwarzer Tinte kritzelte er in kühnem Schwung über das hellblaue Papier.
Meine liebste Florence,
bitte verzeih mir. Ich muss fort von hier, um gründlich nachzudenken. Ich habe mein persönliches Girokonto aufgelöst. Deins bleibt bestehen, ebenso unser Gemeinschaftskonto und das Wertpapierkonto. Geld ist genug da, also mach Dir keine Sorgen.
Den Wagen lasse ich auf dem Bankparkplatz hinter dem Einkaufszentrum stehen. Bitte ruf Rick Shaw nicht an. Und mach Dir keine Sorgen um mich.
In Liebe,
Cabell
Aber Taxi machte sich doch Sorgen. Der Brief lehnte an der Kaffeemaschine. Sie las ihn wieder und wieder. In all den Jahren, die sie ihren Mann kannte, hatte er nie etwas so Drastisches getan.
Sie rief Miranda Hogendobber an, mit der sie seit dem Kindergarten befreundet war. Es war morgens um halb acht.
»Miranda.«
Mrs H. fiel die Anspannung in der Stimme ihrer Freundin sofort auf. »Florence, was ist passiert?«
»Cabell hat mich verlassen.«
»Was?!«
»Ich hab mich falsch ausgedrückt. Warte, ich les dir seinen Brief vor.« Als sie fertig war, schluchzte Florence: »Er muss so was wie einen Nervenzusammenbruch gehabt haben.«
»Du musst den Sheriff anrufen.«
»Er hat’s mir verboten.« Florence weinte heftiger.
»Das war falsch von ihm. Wenn du’s nicht tust, tu ich es.«
Als Rick Shaw und Cynthia zu der schönen Villa der Halls kamen, war Miranda schon eine halbe Stunde da. Sie saß neben ihrer Freundin und stand ihr während der Befragung bei. Rick, der Taxi Hall gern mochte, rauchte eine halbe Schachtel Zigaretten, während er umsichtig seine Fragen stellte. Cynthia verzichtete aufmerksamerweise aufs Rauchen, sonst wäre der Raum in blauen Dunst gehüllt gewesen.
»Sie sagten, er war nachdenklich und in sich gekehrt.«
Taxi nickte, und Rick fuhr fort: »Gab es irgendwas, das ihn aus der Fassung gebracht hat?«
»Er hat sich schrecklich aufgeregt wegen Ben Seifert. Er hat sich beruhigt, als die Bücher geprüft waren, aber ich weiß, dass es ihn trotzdem beschäftigt hat. Ben war sein Schützling.«
»Gab es Widerstand in der Bank, weil Ben zum Nachfolger Ihres Mannes aufgebaut wurde?«
Sie verschränkte die Arme und überlegte. »Gemurrt wird immer, aber das reicht doch nicht für einen Mord.«
»Hat Ihr Mann Namen genannt?«
»Er hat erwähnt, dass Marion Molnar Ben nicht ausstehen konnte, aber die Zusammenarbeit mit ihm hat trotzdem geklappt.«
Rick holte tief Luft. »Haben Sie irgendeinen Grund zu der Annahme, dass Ihr Mann sich mit einer anderen Frau trifft?«
»Muss das sein?«, schimpfte Miranda.
Ricks Stimme wurde sanfter. »Unter diesen Umständen, ja.«
»Ich protestiere. Ich protestiere aufs Schärfste. Sehen Sie nicht, dass sie krank vor Sorge ist?«
Taxi tätschelte Mirandas Hand. »Lass nur, Miranda. Man muss alles in Erwägung ziehen. Nach meinem besten Wissen hat Cabell nichts mit einer anderen Frau. Wenn Sie Cabell so gut kennen würden wie ich, wüssten Sie, dass ihm mehr am Golfspiel liegt als am Liebesspiel.«
Rick lächelte matt. »Danke, Mrs Hall. Wir leiten eine Fahndung ein. Wir faxen Cabbys Foto an andere Polizei- und Sheriffdienststellen. Und sobald er
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