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Mrs Murphy 03: Mord in Monticello

Mrs Murphy 03: Mord in Monticello

Titel: Mrs Murphy 03: Mord in Monticello Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rita Mae Brown
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dass Frauen nicht gleich sind. Sie wurden damals nicht mal erwähnt.«
    »Vielleicht meinte er vor dem Gesetz gleich.«
    »Das soll ja wohl ein Witz sein. Hast du schon mal einen Reichen ins Gefängnis wandern sehen? Nein, das nehme ich zurück. Ab und zu wird mal ein Mafiaboss eingelocht.«
    »Mrs Murphy, wie hätte Thomas Jefferson von der Mafia träumen können? Als er die Unabhängigkeitserklärung schrieb, haben in den dreizehn Kolonien nur eine Million Menschen gelebt, und zwar überwiegend Engländer, Iren, Schotten und Deutsche. Und natürlich Afrikaner der unterschiedlichsten Stämme.«
    »Die Franzosen nicht zu vergessen.«
    »Mann, waren die blöd. Haben die sich doch glatt die Chance vermasselt, sich die ganze Neue Welt unter den Nagel zu reißen.«
    »Tucker, ich wusste gar nicht, dass du Franzosen nicht magst.«
    »Die mögen keine Corgis. Die englische Queen mag Corgis, deswegen finde ich die Engländer am nettesten.«
    »Jefferson fand sie nicht nett.« Die seidigen Augenbrauen der Katze zuckten auf und ab.
    »Das war nicht fair, George III. war debil. Die ganze Weltgeschichte wäre vielleicht anders verlaufen, wenn er richtig getickt hätte.«
    »Ja, aber das könnte man von jedem beliebigen Moment in der Geschichte sagen. Was wäre geschehen, wenn Julius Caesar am 15. März auf seine Frau Calpurnia gehört hätte, als sie ihn bat, nicht zum Forum zu gehen? Hüte dich vor den Iden des März. Was wäre geschehen, wenn der Anschlag von Katharina der Großen auf das Leben ihres schwachsinnigen Ehemannes danebengegangen und sie stattdessen getötet worden wäre? Momente. Wendepunkte. Jeden Tag hat irgendwo irgendwer einen Wendepunkt. Ich würde die Gründung der Gesellschaft zur Verhinderung von Tierquälerei für die wichtigste Wende halten.«
    Tucker stand auf und holte Luft. »Und ich die Gründung der Westminster-Hundeschau. Sag mal, riechst du das?«
    Mrs Murphy hob anmutig den Kopf. »Stinktier.«
    »Lass uns lieber wieder reingehen. Wenn ich es sehe, jag ich es, und du weißt, was dann passiert. Stinktiergestank in Monticello!«
    »Ich für mein Teil würde das urkomisch finden. Ich möchte wissen, ob Jefferson die Vorstellung gefallen würde, dass sein Heim ein Museum ist. Ich wette, ein Haus voller Kinder, Lachen, zerbrochenem Geschirr und verwohnten Möbeln wäre ihm lieber.«
    »Ihm schon, aber die Amerikaner brauchen Heiligtümer. Sie wollen sehen, wie ihre großen Männer gelebt haben. Sie hatten kein fließendes Wasser im Haus, und im Winter war die einzige Heizung der Kamin. Es gab keine Waschmaschinen, Kühlschränke, Öfen, Fernseher.«
    »Das mit dem Fernseher wäre heute allerdings ein Segen«, sagte Mrs Murphy voller Verachtung.
    »Kein Telefon, kein Telegraf, kein Fax, keine Autos, keine Flugzeuge …«
    »Klingt immer besser.« Die Katze schmiegte sich an den Hund. »Alles still bis auf die Naturgeräusche. Denk nur, die Menschen haben sich tatsächlich hingesetzt und richtig miteinander geredet. Sie waren darauf angewiesen, sich gegenseitig mit ihren Konversationskünsten zu unterhalten. Und was machen die Leute heute? Sie sitzen im Wohnzimmer – ist das nicht ein dämliches Wort? Jedes Zimmer ist doch zum Wohnen da. Da hocken sie vor dem Fernseher, und wenn sie sich unterhalten, müssen sie gegen die blöde Glotze anreden.«
    »Ach, Mrs Murphy, ganz so barbarisch können sie doch nicht sein.«
    »Hmpf«, erwiderte die Katze. Sie sah das Menschentier nicht als Krone der Schöpfung.
    Tucker kratzte sich am Ohr. »Ich bin erstaunt, dass du dich so in Geschichte auskennst.«
    »Ich hör zu und hör mich um. Ich kenne die Geschichte der Menschheit und unsere Geschichte, und wie man’s auch dreht und wendet, ich bin eine Amerikatze.«
    »Und da drüben ist ein Ameristinktier.« Tucker lief zur Eingangstür, die gerade weit genug offen stand, dass sie sich hineinzwängen konnte, während ein dickes Stinktier am Rasenrand sich in der entgegengesetzten Richtung davonmachte.
    Mrs Murphy folgte ihr. Die zwei rannten zu der schmalen Stiege hinter dem Zimmer, das »North Square Room« genannt wurde, schwenkten nach links und sprangen hinauf zu Kimballs provisorischem Arbeitszimmer.
    Harry, Mrs Hogendobber und Kimball tränten die Augen. Sie hatten so viele Unterlagen gesichtet, wie sie konnten. Martha Jefferson, die Tochter des zukünftigen Präsidenten, hatte am 23. Februar 1790 Thomas Mann Randolph geheiratet. Aus dieser Ehe waren zwölf Kinder hervorgegangen; elf von ihnen hatten das

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