Mrs Murphy 03: Mord in Monticello
anders. Aber lass dir eins gesagt sein: Manche Männer sind Fechtmeister. Das ist das einzige Wort, das mir dafür einfällt. Sie rasseln mit dem Säbel. Sie brauchen Verfolgung und Eroberung, um sich lebendig zu fühlen. Es wiederholt sich, aber aus einem mir unerfindlichen Grund langweilt sie die Wiederholung nicht. Ich schätze, es gibt ihnen das Gefühl, jung und stark zu sein. Das heißt nicht, dass Samson dich nicht liebt.«
Tränen schimmerten in Lucindas grünen Augen. »Ach, Mim, wenn das doch nur wahr wäre, aber so ein Mann ist Samson nicht. Wenn er eine Affäre hat, dann ist es etwas Ernstes, und er liebt die Frau.«
Mim wartete mit der Antwort. »Meine Liebe, das Einzige, was du tun kannst, ist, dich um dich selbst kümmern.«
30
»Wenn Sie sich noch eine Zigarette anzünden, muss ich mir auch eine ins Gesicht stecken«, witzelte Deputy Cynthia Cooper.
»Da.« Sheriff Shaw warf ihr sein Päckchen Chesterfield zu. Sie fing es mit der linken Hand auf. »Gut gehalten«, sagte er.
Sie klopfte mit ihrem langen, eleganten Finger auf das Päckchen, und eine schlanke weiße Zigarette glitt heraus. Cynthia klimperte mit den Wimpern, als sie das schwere Tabakaroma einatmete. Dieses üble Kraut, die Geißel der Lungen, diese Droge, das Nikotin, aber oh, wie es die Nerven beruhigte und wie es half, die Schatzkammern des wunderbaren Staates Virginia zu füllen. »Verdammt, ich liebe das Zeug.«
»Glauben Sie, dass wir jung sterben?«
»Jung?« Cynthia zog die Augenbrauen hoch. Rick musste lachen, schließlich war er schon in den mittleren Jahren.
»He, Sie wollen doch eines Tages noch weiter befördert werden, oder, Deputy?«
»Der reinste Kindskopf, dieser Rick Shaw.« Sie steckte sich die Zigarette in den Mund und zündete sie mit einem Redbud-Streichholz an. Sie inhalierten in seligem Schweigen; der blaue Dunst wand sich zur Decke wie ein losgelassener Flaschengeist.
»Coop, was halten Sie von Oliver Zeve?«
»Er hat das Ergebnis aufgenommen, wie ich es erwartet hatte. Mit einem nervösen Zucken.«
Rick grunzte. »Seine Presseerklärung war ein Muster an Zurückhaltung. Aber nichts, absolut nichts wird Big Marilyn Sanburne von ihrer Verfolger-Theorie abbringen. Die Frau ist gut. Sie ist wirklich gut.« Rick schätzte ihre Sachkenntnis, obwohl er Mim nicht leiden konnte. »Ich ruf sie am besten gleich an.«
»Eine gute Taktik, Boss.«
Rick rief in der Villa der Sanburnes an. Der Butler holte Mim. »Mrs Sanburne, hier spricht Rick Shaw.«
»Ja, Sheriff?«
»Ich möchte Ihnen den Bericht aus Washington durchgeben, betreffs der menschlichen Überreste, die in Monticello gefunden wurden.« Er hörte ein rasches Einatmen. »Es handelt sich um das Skelett einer weißen männlichen Person, zwischen 32 und 35 Jahre alt. Gesundheitszustand gut. Der linke Oberschenkelknochen ist in der Kindheit gebrochen gewesen und verheilt. Möglicherweise hat das Opfer leicht gehinkt. Das Opfer war 1,77m groß, was zwar bei Weitem nicht an Jeffersons 1,93m heranreichte, aber für damalige Verhältnisse dürfte es trotzdem groß gewesen sein; nach der Knochendichte zu urteilen, war der Mann vermutlich kräftig gebaut. Es gibt keine Degenerationserscheinungen an den Knochen, und er hatte sehr gute Zähne. Er wurde durch einen kräftigen Schlag auf den Hinterkopf getötet. Das Tatwerkzeug konnte noch nicht bestimmt werden. Der Tod ist höchstwahrscheinlich auf der Stelle eingetreten.«
Mim fragte: »Woher weiß man, dass der Mann ein Weißer war?«
»Wissen Sie, Mrs Sanburne, die Bestimmung der Rasse anhand von Knochenresten kann tatsächlich manchmal etwas knifflig sein. Menschen weisen untereinander mehr Ähnlichkeiten als Unterschiede auf. Die Rassen haben mehr Gemeinsamkeiten als Differenzen. Man könnte sagen, dass Rasse mehr mit Kultur zu tun hat als mit körperlichen Merkmalen. Wie dem auch sei, die forensische Forschung beginnt mit der Bestimmung der Knochenstruktur und der Skelettproportionen, unter besonderer Berücksichtigung der Ausprägung der Wangenknochen, sodann untersucht man die Breite der Nasenöffnung und Form und Abstand der Augenhöhlen. Ein weiterer Faktor ist das Vorstehen des Kiefers. Der Kiefer eines Weißen zum Beispiel steht im Allgemeinen nicht so weit vor wie der eines Schwarzen. Das Vorstehen des Ober- und Unterkiefers bei Menschen afrikanischen Ursprungs wird in der Fachwelt als Prognatie oder Progenie bezeichnet. Bei vielen Skeletten von Weißen findet sich außerdem eine
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