Mrs Murphy 03: Mord in Monticello
Ellbogen an.
»Die kommen allmählich in die Jahre«, klärte Mim Susan auf. Mim, die sich kaum eine Fuchsjagd entgehen ließ, verstand Harrys Wunsch. Sie verstand aber auch, dass Harrys Mittel spärlich waren, und nahm sich vor, vielleicht mal jemanden so unter Druck zu setzen, dass er Harry ein gutes Pferd zu einem niedrigen Preis verkaufte.
Vor sechs Monaten wäre es ihr nicht in den Sinn gekommen, der Posthalterin zu helfen. Aber Mim hatte ein neues Kapitel in ihrem Leben aufgeschlagen. Sie wollte wärmer, gütiger, großzügiger sein. Es war nicht leicht, über Nacht eine Lebensweise abzuschütteln, die man sechs Jahrzehnte gepflegt hatte. Den Grund dieser Kehrtwendung bewahrte sie im wahrsten Sinne des Wortes in ihrer Brust. Sie hatte Larry Johnson zu einer Routineuntersuchung aufgesucht. Er hatte einen Knoten gefunden. Larry, die Diskretion in Person, versprach, es nicht einmal Jim zu sagen. Mim war nach New York City geflogen und hatte sich im Columbia-Presbyterian-Krankenhaus operieren lassen. Sie hatte allen erzählt, sie mache ihre halbjährliche Einkaufstour. Da sie jedes Frühjahr und jeden Herbst nach New York flog, genügte diese Erklärung. Der Knoten wurde entfernt, er war bösartig. Immerhin war die Krankheit rechtzeitig erkannt worden. Mims Körper zeigte keine weiteren Anzeichen von Krebs. Inzwischen sind die Behandlungsmethoden recht gut, und Mim war nach einer Woche wieder zu Hause, und da sie tatsächlich einige Einkäufe getätigt hatte, ahnte niemand etwas. Bis Jim mal ins Badezimmer kam, als sie in der Wanne saß. Sie erzählte ihm alles. Er schluchzte. Das erschütterte sie dermaßen, dass sie auch schluchzte. Sie begriff immer noch nicht, wie ihr Mann ihr chronisch untreu sein und sie gleichzeitig so lieben konnte, aber dass er sie liebte, das wusste sie jetzt. Sie beschloss, ihm nicht mehr böse zu sein. Sie beschloss sogar, bei gesellschaftlichen Anlässen nicht weiter so zu tun, als hätte er kein Faible für andere Frauen. Er war, wie er war, und sie war, wie sie war, aber sie konnte sich ändern, und sie gab sich Mühe. Ob Jim sich ändern wollte, war seine Sache.
»Erde an Mrs Sanburne – wo sind Sie mit Ihren Gedanken?«, fragte Harry laut.
»Was? Oh, ich war wohl gerade auf einem anderen Stern.«
»Wir wollen Kimball helfen, die Korrespondenz und Aufzeichnungen von Jeffersons Kindern und Enkelkindern durchzulesen«, erklärte Harry ihr.
»Ich lese mit links«, sagte Miranda. »Oh, das klingt irgendwie verkehrt, was?«
Nach dem Essen begleitete Lucinda Mim zu ihrem Bentley Turbo R – eine sensationelle Neuerwerbung. Lulu entschuldigte sich zum zweiten Mal überschwänglich für ihren Ausbruch während Wesleys Trauerfeier. Nach dem Mittagessen bei Mim hatte sie ihre Gastgeberin nur so mit Entschuldigungen überschüttet. Sie hatte auch bei Reverend Jones gebeichtet, aber er erteilte ihr die Absolution und war überzeugt, dass die Randolphs ihr auch vergeben würden, wenn sie sich entschuldigte. Das tat sie. Mim hörte ihr zu. Lulu fuhr fort, sich zu entschuldigen. Es war, als hätte sie die erste Olive aus dem Glas gefummelt, worauf alle herauspurzelten. Sie sagte, sie hätte geglaubt, an Samson das Parfum einer anderen Frau zu riechen. Sie sei gereizt gewesen. Später habe sie im Badezimmer eine neue Flasche Safari von Ralph Lauren gefunden.
»Heutzutage kann man Herren- und Damenparfum nicht mehr auseinanderhalten«, sagte Mim. »Es gibt keinen Unterschied mehr. Die füllen die Ingredienzien in verschiedene Flaschen, erfinden männlich klingende Namen und fertig. Was wäre wohl, wenn ein Mann Damenparfum benutzen würde? Ob ihm über Nacht Brüste wachsen würden?« Sie lachte über ihren eigenen Scherz.
Lulu lachte auch. »Komisch, das Schlimmste für einen Mann ist es, wenn man ihn als weibisch beschimpft, und doch behaupten die Männer, uns zu lieben.«
Mim zog die rechte Augenbraue hoch. »So habe ich das noch nie gesehen.«
»Ich sehe eine ganze Menge.« Lulu seufzte. »Ich bin so was von misstrauisch. Ich weiß, dass er mich betrügt. Ich weiß bloß nicht, mit wem.«
Mim schloss ihren Wagen auf, blieb einen Moment stehen und drehte sich um. »Lucinda, ich weiß nicht, ob es überhaupt so wichtig ist. Die ganze Stadt weiß, dass mein Jim über Jahre seine kleinen Amouren hatte.«
»Mim, ich wollte keine alten Wunden aufreißen«, stammelte Lulu aufrichtig zerknirscht.
»Vergiss es. Ich bin älter als du. Es trifft mich nicht mehr so sehr, oder es trifft mich
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