Mrs Murphy 03: Mord in Monticello
die Nahrung streitig machen.
Auf dem von ihnen gewählten Weg waren es sieben Kilometer bis zu Lucindas und Samsons Haus, und so kamen sie gegen elf Uhr an. Oben im Wohnzimmer brannte Licht.
Mächtige Walnussbäume beschirmten das Haus. Mrs Murphy kletterte auf einen hinauf und spazierte auf einem Ast nach vorn. Durch das Wohnzimmerfenster sah sie Lucinda Coles und Warren Randolph. Sie stieg rückwärts vom Baum und sprang auf das breite Fenstersims. So konnte sie hören, was die beiden sprachen, denn das Fenster stand offen, damit die kühle Frühlingsluft das Haus durchwehen und die muffige Winterluft vertreiben konnte. Die Katze atmete kaum, als sie lauschte.
Tucker wusste, dass Mrs Murphy auf diesem Gebiet einwandfreie Arbeit leistete, und sie beschloss, ihrerseits so viel wie möglich zu erschnuppern.
Lucinda, die sich mit dem Taschentuch die Augen abtupfte, nickte mehr, als dass sie sprach.
»Du hattest keine Ahnung?«
»Ich wusste, dass er was mit einer Frau hatte, aber ich wusste nicht, dass es Ansley war. Meine beste Freundin. Gott, was für ein Klischee«, stöhnte sie.
»Ich habe nichts geahnt. Hör zu, ich weiß, du hast genug Ärger am Hals, und ich möchte nicht, dass du dir wegen Geld Sorgen machst. Wenn du gestattest, kann ich mich um den Besitz kümmern und tun, was getan werden muss, natürlich zusammen mit euren regulären Anwälten. Du darfst nichts überstürzen. Selbst wenn Samson verurteilt wird, bedeutet das nicht, dass du alles verlieren musst.«
»Oh Warren, ich weiß nicht, wie ich dir danken soll.«
Er seufzte. »Ich kann es immer noch nicht fassen. Du glaubst jemanden zu kennen, und dann – wenn ich ehrlich sein soll, regt mich diese … Affäre viel mehr auf als der Mord.«
»Wie hast du es rausgekriegt?«
»Hinter dem Postamt. Am Dienstag. Samson hat sich verplappert, er machte eine Bemerkung über etwas, das nur meine Frau wissen konnte.« Er zögerte. »Neulich abends bin ich hinterhergefahren und habe die Scheinwerfer ausgeschaltet. Ich war drauf und dran, reinzukommen und es dir zu sagen, aber dann habe ich mittendrin Manschetten gekriegt. Ich hab seinen Wagen in der Einfahrt gesehen. Worauf ich, wie gesagt, gekniffen habe. Ich weiß nicht, ob es was geändert hätte, wenn du es vor ein paar Tagen erfahren hättest anstatt heute.«
»Das hätte unsere Ehe auch nicht gerettet.« Sie fing wieder an zu weinen.
»Hat er wirklich gedroht, dich umzubringen?«
Sie nickte und schluchzte.
Warren rang die Hände. »Das dürfte das Scheidungsverfahren beschleunigen.« Er sah zum Fenster. »Deine Katze will rein.«
Mrs Murphy erstarrte. Lucinda sah hoch. »Das ist nicht meine Katze.« Wie der Blitz schoss Mrs Murphy vom Fenstersims. »Komisch, die sah aus wie Mrs Murphy.«
»Tucker, nichts wie weg!«
Mrs Murphy flitzte über den vorderen Rasen. Tucker, die rennen konnte wie der Teufel, holte sie ein. Sowohl aus Neugierde als auch aus dem Wunsch, ihren Kummer für einen Augenblick zu vergessen, öffnete Lucinda die Haustür und sah die beiden. »Das sind Harrys Schützlinge. Was haben die bloß hier draußen zu suchen?«
Warren stellte sich neben sie und beobachtete die beiden Tiere, deren Silhouetten sich vor dem Silbermond abhoben. »Sie jagen. Du würdest staunen, wie groß Jagdreviere sind. Bären gehen im Umkreis von hundertfünfzig Kilometern auf Raubzug.«
»Man sollte meinen, dass es bei Harry genug Mäuse gibt.«
55
Die Menge hatte sich in den Gartenanlagen von Monticello versammelt. Die Gedenkfeier für Kimball Haynes wurde an der Stätte abgehalten, die er gekannt und geliebt hatte. Monticello, jeglichen häuslichen Lebens beraubt, macht dies dadurch wett, dass es alle, die hier arbeiten, emotional in seinen Bann zieht.
Zunächst hatte sich Oliver Zeve gegen eine Gedenkfeier in Monticello gesträubt. Seiner Meinung nach hatte das Heiligtum schon genug negative Schlagzeilen gemacht. Er hatte seine Meinung dem Vorstand vorgetragen, dessen Mitglieder reichlich Gelegenheit gehabt hatten, Kimball kennen und mögen zu lernen. Der Mann war einfach liebenswert gewesen. Der Vorstand hatte ohne große Diskussion gestattet, die Feier nach der Schließung für den Publikumsverkehr abzuhalten. Es war angemessen, dass man Kimballs dort gedachte, wo er am glücklichsten gewesen war und dem besseren Verständnis eines der größten Männer gedient hatte, die je aus dieser oder irgendeiner Nation hervorgegangen waren.
Reverend Jones, hinter dem der Montalto hoch
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