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Mrs Murphy 03: Mord in Monticello

Mrs Murphy 03: Mord in Monticello

Titel: Mrs Murphy 03: Mord in Monticello Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rita Mae Brown
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letzten Jahrzehnten des 17. Jahrhunderts, die irgendeine Ururgroßmutter mütterlicherseits, Charlotte Graff, geführt hat. Kimball hat die detaillierte Buchführung gelesen, und Lucinda meinte lachend, aus meinen Büchern könne sie nicht schlau werden, aber die von Granny Graff seien kristallklar gewesen. Und zum Beweis hat Lucinda Kimball meinen Ordner gezeigt. Er hat mit einem Blick gesehen, was ich gemacht habe. Ich habe doppelte Buchführung betrieben, Sie verstehen. Das ist die reine Wahrheit.«
    »Samson. Sie genießen hohes Ansehen in Crozet. Für viele Leute wäre das ein mehr als hinreichendes Motiv, Kimball zu töten – um sich sowohl dieses Ansehen als auch Ihre Einkünfte zu bewahren. Antworten Sie mir: Haben Sie Kimball Haynes getötet?«
    Die roten Wangen tränenüberströmt, sagte Samson flehentlich zu John: »Lieber verlöre ich meine Zulassung als mein Leben.«
    John glaubte ihm.

 
50
     
    Geradezu besessen von den Tagebüchern seines ehemaligen Partners, las Dr. Larry Johnson beim Frühstück, zwischen Patientenbesuchen, beim Abendessen und bis spät in die Nacht. Er war mit dem ersten Band fertig, der erstaunlich gut formuliert war, dabei hatte er Jim nie für einen Literaten gehalten.
    Die Dokumente waren belebt durch Verweise auf Großeltern und Urgroßeltern zahlreicher Bürger von Albemarle County. Der erste Band befasste sich großenteils mit den Auswirkungen des Ersten Weltkriegs auf die heimgekehrten Soldaten und ihre Ehefrauen. Jim Craig war damals ein blutjunger Arzt gewesen.
    Z. Calvin Coles, Samson Coles’ Großvater, war mit einer schlimmen Syphilis aus dem Krieg heimgekehrt. Mims Familie väterlicherseits, die Urquharts, waren im Krieg zu Reichtum gekommen, indem sie in die Rüstung investiert hatten, und der Bruder von Mims Vater, Douglas Urquhart, hatte bei einem Dreschunfall einen Arm verloren.
    Alle Patienten, von Masern bis Knochenkrebs, waren detailliert aufgeführt, und Charakter, Herkunft sowie die jeweilige Krankengeschichte waren vermerkt.
    Die Minors, Harrys Vorfahren väterlicherseits, waren anfällig für Nebenhöhlenentzündungen, während die mütterlichen Verwandten, die Hepworths, entweder sehr jung gestorben oder aber über siebzig und noch älter geworden waren – also ein äußerst langes Leben gehabt hatten. Viele von Wesley Randolphs Verwandten hatten an einer zehrenden Blutkrankheit gelitten, die langsam zum Tode führte. Die Hogendobbers neigten zu Herzerkrankungen und die Sanburnes zu Gicht.
    Jims scharfe Beobachtungsgabe nötigte Larry abermals Bewunderung ab. Damals, als Larry in Jim Craigs Praxis eintrat, hatte er noch zu seinem Partner aufgeschaut, heute aber, als alter Mann, konnte er Jim auf der Grundlage seiner eigenen reichhaltigen Erfahrungen beurteilen. Jim war ein guter Arzt gewesen, und als er mit einundsechzig Jahren starb, war dies für die Stadt wie für andere Ärzte ein großer Verlust.
    Begierig schlug Larry den zweiten Band auf, der am 22. Februar 1928 begann.

 
51
     
    Gefängnisse sind nicht in Designer-Farben gehalten. Und die Privatsphäre der Insassen gilt auch nicht viel. Der arme Samson Coles hörte stinkende Männer im Delirium tremens brüllen und schreien, kleine Drogendealer ihre Unschuld beteuern und einen Kinderschänder erklären, dass ein achtjähriges Kind ihn verführt habe. Falls Samson je an seinem Geisteszustand gezweifelt hatte, dieser »Urlaub« im Knast bestätigte ihm, dass er normal war – dämlich vielleicht, aber normal.
    Bei den Männern in den anderen Zellen war er da nicht so sicher. Ihre Wahnvorstellungen fand er faszinierend und abstoßend zugleich.
    Seine einzige Wahnvorstellung war gewesen, dass Ansley Randolph ihn liebte. Er wusste jetzt, dass dem nicht so war. Nicht ein Versuch, Verbindung mit ihm aufzunehmen; er erwartete ja gar nicht, dass sie in der Strafanstalt, wie die euphemistische Bezeichnung lautete, persönlich erschien. Sie hätte ihm einen Brief hineinschmuggeln können – irgendwas.
    Wie die meisten Männer war Samson von Frauen ausgenutzt worden, vor allem in seiner Jugend. Das Gute an Lucinda war unter anderem, dass sie ihn nicht ausnutzte. Sie hatte ihn einst geliebt. Schuldgefühle quälten ihn, wann immer er an seine Frau dachte, die Frau, die er betrogen hatte, an seinen guten Namen, den er zerstört hatte, und daran, dass er obendrein seine Maklerzulassung verlieren würde. Er hatte alles ruiniert: sein Zuhause, seine Karriere, sein Ansehen in der Gemeinde. Und wofür?
    Und

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