Mrs Murphy 05: Herz-Dame sticht
ihr Gesicht lief rot an –, »dass jemand einen der besten praktizierenden Tierärzte verleumdet. Haben Sie eine Ahnung, wer eine solche Dreckschleuder sein könnte?«
»Nein.« Mim setzte sich Harry gegenüber. »Ich habe heute Morgen als erstes Colbert und Arthur angerufen und ihnen gesagt, die Ermittlung soll bloß schnell und still vor sich gehen, sonst würde ich allen die Hölle heiß machen.« Sie hob die Hand, als wolle sie einem Publikum Schweigen gebieten. »Ich habe ihnen außerdem gesagt, dass es Zeitverschwendung ist, wo sie doch viel wichtigere Dinge zu tun haben.«
»Ja, und deswegen bin ich hier. Sie sind eine der einflussreichsten Persönlichkeiten im Verband.« Mim murmelte abwehrend, dabei hörte sie es ausgesprochen gern, und Harry fuhr fort: »Ich war heute Morgen bei Ned Tucker. Susan hat ihn aufgeklärt. Er sagte, er würde Fair vertreten, unentgeltlich. Er hat ein Schreiben entworfen, ich habe es hier.«
Während Mim las, runzelte sie die Augenbrauen, dann lächelte sie. »Gut gemacht, Ned.«
Das Schreiben besagte in verschlungenem Juristencode, dass Fair nicht beabsichtige, sich ohne formelle Anklage einer Ermittlung zu unterziehen. Wenn man dies einreißen lasse, dann könne jeder Tierarzt, Trainer und Jockey durch zersetzenden Klatsch lahmgelegt werden. Er verlange, dass sein Ankläger sich melde, dass formell Klage erhoben werde. Sobald dies geschehe, werde er sich verteidigen.
»Was denken Sie? Vielmehr, was denken Sie, was der Nationale Hindernisrennverband denken wird?« Harry nahm den Brief aus Mims ausgestreckter Hand, die heute nur ihren Trauring und ihren Verlobungsdiamanten zur Schau trug, wieder entgegen.
»Ich nehme an, sie werden den Ankläger auf der Stelle festnageln. Aber können Sie Fair dazu bringen, das hier zu unterschreiben? Ich weiß, wie genau er es mit der Ehre nimmt. Neunzehntes Jahrhundert, aber das ist es ja gerade, was ihn zu so einem großartigen Menschen macht.«
»Natürlich kann ich ihn nicht dazu bringen, das zu unterschreiben. Er findet, die Menschen sollen ihre Differenzen auf jede nur mögliche Weise lösen, bevor sie sich an Rechtsanwälte wenden. Er versteht nicht, dass das in Amerika so nicht mehr funktioniert. Kaum sind wir auf der Welt, engagieren wir schon einen Anwalt.«
»Und was machen wir nun?«
»Ah – Mim, ich hatte gehofft, dass Sie Colbert dieses Schreiben faxen würden. Vielleicht schreiben Sie dazu, dass Ned Tucker hiermit zu Ihnen gekommen ist, weil er den Verband nicht noch mehr in Verlegenheit bringen will. Sie wissen, der Mord, Probleme mit dem öffentlichen Ansehen und so weiter. Sie werden Colbert und Arthur auch dringend warnen wollen, damit sie sich eine Antwort zurechtlegen können, sollte sich die Presse hierauf stürzen.« Harry atmete tief durch. Sie hatte nicht gemerkt, wie nervös sie war.
Mim ließ sich auf ihrem Stuhl zurückfallen, ihre lackierten Fingernägel tappten auf die Armstützen. »Harry, Sie sind viel raffinierter, als ich gedacht hatte – natürlich mache ich das.«
»Oh, vielen Dank. Fair wird nichts davon erfahren, wenn Colbert es ihm nicht erzählt.«
»Ich werde in meinem Begleitbrief andeuten, dass das unterzeichnete Schreiben nie ankommen wird, wenn diese Sache umgehend beigelegt werden kann. Fair werde kein gerichtliches Verfahren einleiten.«
Harry strahlte. »Sie sind so clever.«
»Nein – das sind Sie. Und Sie lieben ihn noch immer.«
»Das sagen alle, aber nein, ich liebe ihn nicht mehr«, erwiderte Harry schnell. »Ich hab ihn gern, das ist was anderes. Er ist ein Freund und ein guter Mensch, und er hat diese üble Nachrede nicht verdient. Er würde für mich dasselbe tun.«
»Ganz bestimmt.«
Während Mim und Harry über Fair, die Liebe, Jim, Bazooka, Mirandas Kirchenchorveranstaltung zur Spendensammlung für die Kirche zum Heiligen Licht und über Gott und die Welt redeten, hielten Mrs Murphy und Tucker ein Schwätzchen mit der Stallkatze, einem kräftigen, großen rötlich braunen Kater namens Rodger Dodger. Seine schildpattfarbene Freundin Pusskin schlief auf dem Heuboden, erschöpft, weil sie am Morgen ein Streifenhörnchen gejagt hatte. Bazooka, der in der Waschbox abgerieben wurde, lauschte, enttäuscht, weil die anderen Tiere nicht über ihn sprachen.
»Wie steht’s mit der Jagd?«, fragte Rodger Dodger Mrs Murphy.
»Gut.«
Tucker kicherte. »Oh ja, sie erlegt jeden Abend ihre Spielmaus.«
»Halt’s Maul. Ich leiste meinen Beitrag an Mäusen und
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