Mrs Murphy 05: Herz-Dame sticht
jeglichen Geschäftssinn. Es dürfte ihr niemals gestattet werden, das Geld in die Finger zu bekommen. Sie würde allein von den Zinsen sehr gut leben können.«
»Wertpapiere. Sprechen Sie von Wertpapieren, Arthur?«, fragte Mim scharfsinnig.
»Ja und nein. Momentan ist das Valiant-Vermögen so konservativ angelegt, dass es kaum sechs Prozent im Jahr einbringt. Ich habe es absichtlich konservativ angelegt, um kein Risiko einzugehen, bis die beiden das Erbe antreten. Sobald das geschieht, würde ich ihnen zwar raten, besonnen zu sein, aber das Kapital besser zu streuen, als ich es getan habe, als sie noch minderjährig waren. Wissen Sie, sie können sich ein gewisses Risiko erlauben, den Hauptteil sicher angelegt lassen und für einen kleinen Teil risiko- und ertragreiche Anlagen anvisieren. Ich befürchte nun, dass Adelia ihr Geld nimmt und -« Er hob die Hände. »Funkelnde Autos, die üblichen törichten Späßchen … Mim, Sie und ich haben ungestüme Sprösslinge mehr Geld durchbringen sehen, als Adelia erben wird. So riesig der Betrag ist, kein Brunnen ist bodenlos. Sie hat großen Respekt vor Ihnen. Mich hält sie für einen alten Langweiler.«
»Unmöglich«, sagte Mim munter, und im selben Moment brachte Gretchen den Tee.
Mims Teeservice, das sich seit George III. im Besitz ihrer Familie mütterlicherseits befand, fing das Licht auf dem glänzenden Silber ein. Niemand, der einen Sinn für Schönheit hatte, konnte das Teeservice ohne einen leichten Seufzer der Bewunderung betrachten.
»Brauchen Sie sonst noch was?«, fragte Gretchen lächelnd.
»Neue Knie.«
»Ich hab Ihnen doch gesagt, Sie sollen sich diesen Sommer nicht im Garten hinhocken, aber Sie hören ja nicht auf mich. Sie hören auf überhaupt niemanden.«
»Ich höre jetzt auf dich, Gretchen, meine Liebe.«
»Ja, Miz Big, meine Liebe.« Gretchen stemmte die Hände in die Hüften. »Mr Arthur, reden Sie doch mal mit ihr. Sie ist die halsstarrigste Frau, die Gott je auf diese Erde gesetzt hat. Sie hört nicht auf mich. Sie hört nicht auf ihren Mann – nun ja, ich hör auch nicht auf meinen. Mit ihrem Eigensinn schadet sie sich nur. Jawohl.« Und damit wirbelte Gretchen herum und entschwand.
Arthur kicherte. »Sie ist einmalig.«
»Gott sei Dank. Ich glaube nicht, dass ich zwei von der Sorte ertragen könnte.«
Mim benutzte die zierliche Silberzange, um ein Stückchen Zucker in ihren Constant Comment zu tun, was ihn noch süßer machte. »Also, wenn ich Sie richtig verstehe, möchten Sie, dass ich Adelia sage, sie soll mit ihren Anlagen etwas gewagter sein, aber nicht über die Stränge schlagen, und natürlich nie, niemals, unter Todesstrafe, das Kapital anrühren. Im Idealfall würde sie ihr Geld mit dem von Charles zusammenlassen.« Sie machte eine wohlberechnete Pause. »Und Sie möchten als Berater oder in sonst einer Funktion verbleiben.«
»Ähem …« Er nickte zustimmend und legte seine Pfeife in den Pfeifenaschenbecher, den Mim im Wohnzimmer stehen hatte, dann führte er vornehm die dünne Teetasse zum Mund. »Ich muss schon sagen, der Tee ist wundervoll. Mein Kompliment an Little Marilyn.«
»Bevor ich dieses Finanzgespräch mit Adelia führe, möchte ich wissen, wen Sie für die Zusammenstellung des Portefeuilles empfehlen. Schließlich sind Sie verpflichtet, jemand anderen zu empfehlen als sich selbst. Wir können lediglich hoffen, dass die Kinder so klug sind, an Ihnen festzuhalten.«
»Mir wäre Ed Bancroft von Strongbow and McKee am liebsten.«
»Ja, er ist sehr gut, aber er ist schon älter. Die Kinder würden vielleicht lieber mit jemandem um die dreißig zusammenarbeiten.«
Arthur wurde blass. »Zu jung, zu jung. Ein junger Mensch hat nicht mehrere Zyklen durchlaufen. Die Unerfahrenen geraten bei Schwankungen in Panik.« Er weigerte sich, eine Rezession oder Depression beim Namen zu nennen.
»Das hat etwas für sich.« Sie lehnte sich in dem seidenbezogenen Sessel zurück. »Nun. Sie scheinen mir der Beste für diese Aufgabe. Da wäre immer noch Arnie Skaar, falls sie einen Wechsel wünschen sollten – Sie verstehen, eine Art Unabhängigkeitserklärung.«
»Ja, Arnie ist gut.«
»Wären Sie traurig, wenn Sie Ihren Job verlieren würden?«, fragte sie unverblümt.
»Oh, ich habe das nie als Job gesehen, und in mancher Hinsicht war Charles mehr Adelias Vormund als ich. Ich werde ihnen auf alle Fälle weiter zur Seite stehen, egal, was geschieht. Als Marylou verschwand, war ich erschrocken, als ich entdeckte,
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