Mrs Murphy 05: Herz-Dame sticht
Mäusefangen«, erklärte Murphy verschmitzt.
»Tu nicht so überheblich, Murphy. Das kann ich nicht ausstehen.« Pewter schnaufte, als sie durch das große offene Tor eintraten, das weiß gestrichen und dunkelgrün eingefasst war.
Addie und Chark Valiant stritten sich in der Sattelkammer, die sich in der Mitte des Stalles befand.
»Du musst dir mal ernsthafte Gedanken ums Geld machen.«
»Schwachsinn«, erwiderte Addie trotzig.
Chark hob die Stimme. »Du wirst alles verplempern, Addie -«
Sie unterbrach ihn. »Alles, woran du und Arthur denkt, ist Geld. Wenn ich mein Erbe durchbringe, ist das mein Pech.«
»Wir sollten unser Kapital zusammenhalten und investieren. Auf diese Weise vermehrt man sein Geld.«
»Das will ich nicht. Das hab ich nie gewollt. Du nimmst deinen Anteil, und ich nehme meinen.«
»Das ist verrückt!«, brüllte er. »Ist dir denn nicht klar, was auf dem Spiel steht?«
»Mir ist klar, dass du vor zwei Jahren mit Arthur Tetrick vor Gericht gegangen bist, um Arthurs Treuhänderschaft zu verlängern.« Ihr Gesicht war gerötet. »Es ist mein Geld. Gott sei Dank hat der Richter die Frist nicht verlängert.«
»Du warst vollgepumpt mit Drogen, Addie. Wir haben versucht, dich zu beschützen.«
»Schwachsinn!« Sie schmiss ihren Hut auf den Boden. Chark versuchte es anders. »Und wenn wir uns einen anderen Berater nehmen?«
»Den lieben Onkel Arthur abservieren?« Das Wort Onkel war von Sarkasmus durchtränkt.
»Wenn es dich dazu bringen könnte, unser Geld beisammenzuhalten, ja.«
Es folgte ein Schweigen, das Addie schließlich brach. »Nein. Du und Arthur könnt auf dein Geld aufpassen. Ich passe auf meins auf.«
»Verdammt noch mal, warum bist du so dumm?«
Sie kreischte: »Ich will nicht für den Rest meines Lebens unter deiner Fuchtel stehen!«
»Nein, du wirst bloß unter der Fuchtel des nächstbesten dahergelaufenen Mistkerls stehen, in den du dich verknallst – genau wie Mutter.«
Ein Schlag hallte durch den Stall. »Ich könnte dich umbringen. Es würde mich nicht wundern, wenn du Nigel umgebracht hättest.«
»Du hast sie nicht mehr alle!« Chark stürmte aus der Sattelkammer und aus dem Stall.
Die Tiere sahen reglos zu, als Addie aus der Sattelkammer stürzte, ihrem Bruder nachrannte und aus Leibeskräften brüllte: »Ich hasse dich. Verdammt, ich hasse dich!«
»Hi«, rief Rodger vom Heuboden herunter. »Achtet nicht auf sie, die streiten sich dauernd wegen Geld.«
»Hi«, rief Pusskin, Rodgers angebetete Freundin, die neben ihm saß.
»Habt ihr schon gehört?« Pewter verbreitete Neuigkeiten liebend gern als Erste, Neuigkeiten aller Art.
»Nein.« Rodger kletterte rückwärts von der Leiter, die zum Heuboden führte. Pusskin folgte ihm.
»Coty Lamont wurde gestern Abend ermordet aufgefunden«, verkündete Pewter atemlos.
»Wie schrecklich.« Pusskin rutschte eine Sprosse hinunter und legte die Hinterpfote auf Rodgers Kopf.
»Deswegen sind wir alle hier, Rodg«, sagte Mrs Murphy. »Lasst uns in Orions Box gehen.«
Rodger, dem Paddys Ruf in punkto Katzendamen bekannt war, trat zwischen Pusskin und den gut aussehenden schwarzen Kater mit der weißen Smokingbrust und den weißen Gamaschen an den Pfoten.
Orion stand in seiner Box; denn er sollte heute geschoren werden, was ihm ein Gräuel war. Die steifen Barthaare an seiner Nase und seinem Kinn würden mit einer Schermaschine abgeschnitten, wie sie Menschen für einen Bürstenschnitt benutzten. Seine Ohren würden geputzt werden, und am Genick hinter den Ohren würde ihm ein schmaler Pfad rasiert, ein Zaumpfad sozusagen. Die Box war verriegelt.
»Orion, wie geht’s dir heute?«, rief Rodger ihm von der Sattelkiste zu.
»Was glaubst du wohl? Diese verflixte Addie will mich bremsen, und Chark will Friseursalon spielen.« Eine Bremse, eine sogenannte Nasenbremse, diente dazu, Pferde während der Schönheitskur stillzuhalten. Eine Seilschlinge am Ende eines halben Besenstiels wurde um seine Lippe gewickelt.
»Ich mach dir einen Vorschlag«, rief Mrs Murphy ihm zu.
»Ich höre.« Orion ging hinüber, um die Versammlung auf seiner Sattelkiste zu beäugen. Tucker hatte daneben Platz genommen.
»Ich mach den Riegel auf. Ich denke, wenn wir Katzen gegen die Tür drücken, können wir sie zurückschieben. Also, ich hab nichts dagegen, wenn du abhaust, aber würdest du warten, bis wir mit dem Graben fertig sind?«
Das schöne Pferd blinzelte, die großen braunen Augen voller Neugierde. »Was ist denn überhaupt in
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