Mrs. Murphy 19: Mausetot
zum Verderben. Wir können den Menschen die Wahrheit sagen, aber wenn ein Arzt oder ein Sheriff öffentlich äuÃern würde, was ich gerade gesagt habe, wäre er seinen Job los.«
»Da hast du recht. Nichts darf Amerikas Scheinheiligkeit stören.« Franny missbilligte nicht nur die gegenwärtigen Zustände, sondern auch das Verhalten der Obrigkeit.
»Möchte wissen, ob da noch mehr war, weshalb Thadia wegen Paula so aufgebracht war.«
»Ach Harry, die Menschen verhalten sich am irrealsten, wenn es um Sex oder um ihre Kinder geht. Thadia hat immer gesagt, sie will Paula zur Rede stellen. Ich habe ihr gesagt, sie soll das lassen. Da käme nichts Gutes bei raus. Und dass Paula nicht mit Cory schläft. Ende der Geschichte.«
»Ist euch schon mal aufgefallen, dass manche Leute nicht dazulernen?«, fragte Franny nachdenklich. »Schaut, ich rechne es Thadia hoch an, dass sie clean geworden ist. Davon abgesehen, ist und bleibt sie eine Katastrophe auf zwei Beinen.«
»Ja, aber wir haben sie wenigstens nicht in ein öffentliches Amt gewählt.« Harry grinste, während die anderen beiden lachten.
Weniger verhalten als sonst platzte Toni dann mit Folgendem heraus: »Cory hat tatsächlich eine Affäre, aber das ist Thadia, die so verrückt nach ihm ist, komplett entgangen.«
Harry war entgeistert. »Willst du es mir nicht verraten?«
»Nein. Aber das wird dich beschäftigen.« Tony klopfte ihr auf den Rücken und ging hinaus.
»Sie hat dich durchschaut.« Franny lachte.
21
P ud und John Benton hatten die Immobilienmaklerin Julie Bendel mit dem Verkauf des Hauses ihrer Tochter beauftragt. Tags darauf bat Julie Harry, sie auf das Anwesen zu begleiten.
Julie Bendel, ein zierliches Energiebündel, hatte an der Tür ein Spezialschloss angebracht, das Grundstücksmakler benutzten. Das Haus gefiel ihr; Harry, die das obere Stockwerk noch nicht kannte, gefiel es auch. Selbst bei dieser schwierigen Wirtschaftslage würde es sich unschwer verkaufen lassen. Paula hatte bei der Umgestaltung das Farmhaus in seiner Ganzheit erhalten, aber verschönert. Sie hatte die alten welligen mundgeblasenen Scheiben in den Fenstern gelassen, aber oben in ihrem Schlafzimmer ein groÃes Oberlicht installiert, durch das Licht hereinflutete. Klugerweise hatte sie am Oberlicht auch eine Jalousie angebracht, um die sengende Sommersonne abzuhalten. Alle FuÃböden waren überholt worden, was die Farbvariationen im Hartholz zum Vorschein kommen lieÃ. Die marmornen Arbeitsflächen in der Küche, Paulas einziges Zugeständnis an Luxus, brachten Leben in den Raum.
»Wäre es okay, auch noch in den Stall zu gehen?«, fragte Julie Harry.
»Ja, ich war ja auch drin, als wir das Haus ausgeräumt haben.«
»Ich hätte gern, dass Sie ihn sich mit Pferdehalteraugen anschauen. Sie gehen umsichtig mit Geld um, und wer dieses Anwesen kauft, ist vermutlich jemand aus der Mittelschicht. Ich meine, es ist ein groÃartiges Grundstück für Pferde.«
»Bestimmt.« Harry ging mit Julie im Gleichschritt.
Ehe sie am Stall ankamen, blieb Julie stehen. »Vom Hintereingang des Hauses bis zum Stalltor ist es weit genug, um den Geruch fernzuhalten, aber nicht so weit, dass ein Gang bei schlechtem Wetter ein Fiasko wäre. Ich sehe das als Verkaufsargument.«
»Durchaus.« Harry maà im Geiste die Entfernung, ungefähr fünfzig Meter. »Aber wer das hier kauft, findet gute Stallbedingungen vor, und es wird ohnehin nicht riechen. Man muss nur alles gut sauber halten, Zedernspäne unter die Streu mischen.«
»Das merke ich mir.« Julie öffnete das groÃe Schiebetor, und sie traten in den Stall. »Und?«
Harry ging die Stallgasse entlang und spähte in die Boxen. »Gestampfter Lehm. So sind die meisten Stallböden, aber wenn die neuen Besitzer sich das Leben leichter machen wollen, graben sie den Boden circa einen halben Meter tief auf und schichten diverse Steine rein, in unterschiedlicher GröÃe, meine ich, wie eine Schichttorte. Die oberen fünfzehn Zentimeter mit Maurersand auffüllen und feststampfen. Darüber kommt Equigrid-Bodenstabilisierer. Teuer. Mit Maurersand auffüllen.«
»Wozu?«
»Das verhindert, dass das Pferd Löcher gräbt. Man vertut eine Menge Zeit damit, sie aufzufüllen, aber man muss es machen. Es ist nicht gut für ein Pferd, wenn es auf
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