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Mrs. Pollifax macht Urlaub

Mrs. Pollifax macht Urlaub

Titel: Mrs. Pollifax macht Urlaub Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dorothy Gilman
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versicherte ihr Mrs. Pollifax. Sie rechnete damit, daß die Sonne bald wirklich brennen würde; also nahm sie ihre Sonnenbrille aus der Handtasche und setzte einen Strohhut mit sehr breiter Krempe auf.
Es war sieben Uhr, als sie ihre Reise in die Wüste antraten, und kaum hatten sie Arb'Tn hinter sich, da wurde es eine äußerst rauhe Fahrt, teilweise über alte Kamelpfade, aber öfter scheinbar querfeldein in nördliche Richtung. Weil der Wagen so heftig holperte, wechselten sie sich ab, vorne neben dem Fahrer zu sitzen, wo ein Beifahrer Platz hatte, und hinten auf der offenen Ladefläche, wo ein paar dünne Kissen die Stöße erträglicher machen sollten, Mrs. Pollifax jedoch bei jeder Drehung des Lenkrads von einer Seite zur anderen rutschte. Der Boden war so eintönig braun und uneben, daß die vereinzelten Büschel Grün - Besengras nannte Hanan es - ein erfrischender Anblick waren. In der Ferne konnte Mrs. Pollifax verschwommene Streifen Grau sehen, vermutlich eine Bergkette, die jedoch sehr weit weg sein mußte. Die Wüste selbst blieb flach, aber leider nicht so flach, daß sie nicht von Erdbuckeln und in der Sonne glitzernden Steinen beachtlich geschüttelt worden wären. Und einmal mußten sie ein ausgetrocknetes Flußbett durchqueren ein Wadi, erklärte Hanan, dessen Böschungen so steil waren, daß Mrs. Pollifax befürchtete, der Wagen würde kippen, ehe er den Rand auf der anderen Seite wieder hinaufgekrochen war. Es war schon fast neun Uhr, als Hanan nach vorne zeigte und Mrs. Pollifax eine Gruppe langer schwarzer Gebilde wahrnahm.
»Buyut sha'ar!« rief Hanan erfreut. »Zelte!«
»Aber was sind diese Hunderte von Punkten?«
»Punkte?« fragte Hanan verwirrt, und dann: »Oh! Das sind Schafe und Ziegen. Sie haben hier gutes Nassi zu fressen. Das große Zelt gehört meinem Großvater!« fügte sie stolz hinzu.
Als sich Awads Wagen stotternd und aufheulend ins Lager plagte, kamen Kinder angerannt, Hunde bellten, Frauen spähten neugierig aus den Zelten, und ihre Gesichter leuchteten beim Anblick von Awad und Hanan auf. Der Kleinlaster hielt vor dem größten der vier Zelte an. Es sackte zwischen den Stangen tief durch und schien sehr niedrig zu sein, doch der Mann, der herauskam, stand aufrecht. Durchdringende Augen unter buschigen weißen Brauen beherrschten sein Gesicht: ein schmalgeschnittene s Gesicht mit langer Nase, einem breiten, großzügigen Mund und einem kräftigen Kinn, das ein weißer Bart zierte. Sein Kopf war mit einem Kaffiyeh bedeckt, der sein Gesicht einrahmte und bis zu seiner Taille reichte. »Mein Großvater!« verkündete Hanan voll Stolz.

15
    Die Vorderseite von Scheich Abdul Ihn Jidoors Zelt in der Wüste war dem sanften Ostwind geöffnet; eine Brise enthüllte, daß die Stangen, die das Zelt stützten, aus schlanken Schößlingen gefertigt waren. Und mochte das schwere Zelt aus gewebtem Ziegenhaar auch schwarz sein, der Boden war mit farbenprächtigen Berber- und Orientteppichen ausgelegt. Die Abteilung für die Frauen, das Muharram, war durch einen ebenso leuchtend bunten Teppich abgetrennt, der vor dem anderen Ende des Zeltes hing. Hanan verschwand darin und machte Mrs. Pollifax damit klar, daß ihr als Josefs Gast und als Ausländerin gestattet war, sich bei den Männern aufzuhalten. Sie und Farrell wurden ins Zelt gebeten. Von den Teppichen abgesehen, bestand die ganze Einrichtung aus einer Feuerstelle in der Mitte dieses vorderen Zeltraums mit einem schönen Silbergefäß darauf, vielen dicken Kissen und einem niedrigen Tisch mit zwei weiteren Gefäßen und einem batteriebetriebenen Radio. Mrs. Pollifax schloß sich den Männern an und setzte sich wie sie im Schneidersitz auf ein Kissen. Ein jüngerer Mann brachte ein Tablett mit kleinen Tassen, in die er dampfenden türkischen Kaffee für sie einschenkte.
    Nach drei Täßchen des dicken, starken, mit Kardamon gewürzten Gebräus fühlte Mrs. Pollifax sich unbesiegbar und sehr unternehmungslustig, wünschte sich aber eine Zahnbürste, um den Kaffeesatz von den Zähnen entfernen zu können. Da sie sich diesen heimlichen Wunsch jedoch nicht erfüllen konnte, fand sie sich damit ab, zuzuhören und zu beobachten. Farrell tat ihr leid; er saß neben ihr, fühlte sich jedoch im ungewohnten Schneidersitz gar nicht wohl. Sie selbst war zwar ein wenig aus der Übung, schaffte ihn aber trotzdem noch fast mühelos und erntete dafür Anerkennung in lobenden und neugierigen Blicken. Hanan hatte ihr versichert, daß ihr Großvater Englisch

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