Mrs. Pollifax macht Urlaub
erreichen kann - der Mann scheint ständig herumzuziehen. Sagen Sie Ferad, daß es außerordentlich wichtig ist und daß uns Mahmoud, falls er das vorzieht, über die ›Decknummer‹ in Baltimore anrufen kann.«
»Wird sein Telefon angezapft?« fragte Bishop. Carstairs bedachte ihn mit einem amüsierten Blick. Bishop war nie gejagt worden oder hatte ständig auf der Flucht leben müssen. Die einzige Widerstandsbewegung, die er aus eigener Erfahrung kannte, war möglicherweise die, die ihm half, der drohenden Ehe mit einer jener Blondinen zu entgehen, die er zu sammeln schien. »Er wird von einer Telefonzelle aus anrufen, Bishop.«
»Oh - verzeihen Sie«, murmelte Bishop zerknirscht. Carstairs nickte. »Es sei Ihnen verziehen. Sehen Sie zu, was Sie tun können.«
»Aber was ist mit Emily?«
Nachdenklich erwiderte Carstairs: »Ich würde sagen, da der ganze jordanische Polizeiapparat auf der Suche nach Mrs. Pollifax und Farrell ist, wird die Polizei sie vor Suhair Slaman finden. Jordanien ist schließlich ein recht kleines Land. So, und jetzt gehen Sie Ferad an!«
Am Spätnachmittag stellte Betsy in Baltimore einen Anruf an sie durch. »Antun«, meldete sich eine gedämpfte Stimme, und im Hintergrund war Verkehrslärm zu hören.
Inzwischen hatte Carstairs seine Frage in eine möglichst knappe Erklärung verpackt. »Es hat sich ein Problem ergeben, das Farrell betrifft.«
»Ja.«
»Die Burg Karak«, betonte er, »hat sich als erstaunlich gut besuchter Ort erwiesen. Wir haben erfahren, daß gestern in einer der Kammern ein ausländischer Agent tot aufgefunden wurde. F und seine Begleitung sahen einen fliehenden Mann. Verstehen Sie mich?«
»Ja.«
»Der Fliehende ist verschwunden und wird immer noch vermißt. Wenn er derjenige ist, für den ich ihn halte und er sich in ein Versteck zurückgezogen hat -, ist F's Mission gescheitert. Was mich argwöhnisch macht, ist die Nationalität des Toten und wie er überhaupt dorthin kam. Ich frage mich, ob es bei Ihnen eine undichte Stelle gibt?«
»Das«, entgegnete Mahmoud ruhig, »ist immer, immer möglich.«
»Ich werde nicht fragen, wie Sie die Information bekamen...«
»Aus zweiter Hand. Einer sagt es einem anderen, und dieser wiederum mir«, erwiderte Mahmoud geheimnisvoll. »Ich werde mich sofort, oder doch so schnell wie möglich darum kümmern. Es könnte Übles bedeuten.«
»Ja«, bemerkte Carstairs nachdenklich.
»Danke«, sagte Mahmoud knapp und hängte ein.
Bishop war neugierig geworden. »Was glauben Sie, wie er seine Informationen aus dem Irak erhält?«
»Da Antun nicht für uns arbeitet, habe ich keine Ahnung, und ich glaube auch nicht, daß ich es wissen möchte. Der Nahe Osten ist Ferads Abteilung. Ich kann nur Vermutungen anstellen.«
»Welche?«
Carstairs seufzte. »Es hat so viele Verhaftungen und Morde gegeben, daß ich annehmen würde, Antun Mahmouds Kontaktperson ist entweder ein sehr hoher und über jeden Verdacht erhabener Beamter, wenn er von den permanenten Verhaftungen verschont blieb - falls es solche Amtsträger überhaupt noch gibt, was ich bezweifle -, oder jemand, der so unauffällig ist, daß man ihm keine Beachtung schenkt: ein bescheidener Ladenbesitzer oder Verkäufer im Suk oder ein ruhiger, untertäniger weiser Bürokrat, der seine Meinung für sich behält.«
Stirnrunzelnd dachte er darüber nach. »Seit Jordanien in seiner Politik gegenüber dem Irak eine Kehrtwendung vollzogen hat, sammeln sich in Amman immer mehr irakische Dissidenten, so daß der König - und das ist riskant für ihn irakische Oppositionsführer ermutigt hat, in der Hauptstadt ein eigenes Informationsbüro zu eröffnen. Aber ich bezweifle, daß Mahmoud irgendeinen von ihnen als Mittelsmann benutzen würde, dazu kennt er sie noch nicht lange genug.« Er schüttelte den Kopf. »Nein, ich schätze eher, daß Antun seine Kontakte aufgebaut hat, lange bevor er in die Vereinigten Staaten kam; ein paar Leute, die er persönlich kannte, und zumindest einer davon hatte das Glück zu überleben. Es muß sich um einen Mann handeln, der entschieden hat, daß sein Leben der Sache mehr nutzt, wenn er es aufs Spiel setzt, statt es im Exil zu führen. Es gibt solche Männer - und sie sind die Besten.«
»Und was wird jetzt geschehen?« fragte Bishop. »Was jetzt geschehen wird«, antwortete Carstairs knapp, »ist, daß Mahmoud wieder seinen Aufenthaltsort wechselt. Das kann ich so gut wie garantieren, denn diese Ereignisse können auch ihn in Gefahr bringen. Wo immer er
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