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Mueller, Carin

Mueller, Carin

Titel: Mueller, Carin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: High Heels und Hundekuchen
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wirklich toll aus!« Stefan war gerade mit einem Glas Prosecco – für Champagner reichte es wohl immer noch nicht – zurückgekehrt und bestätigte ihr bewundernd die unbescheidene Selbsteinschätzung.
    »Danke«, sie lächelte ihn freundlich an, »und jetzt erzähl du mal. Was hast du die letzten fünfzehn Jahre so getrieben?«
    »Nach dem Abi und der Bundeswehr habe ich eine Lehre zum Versicherungskaufmann gemacht. Seit drei Jahren habe ich meine eigene Allianz-Agentur in Fürstenried, und letztes Jahr sind wir in unser Reihenhäuschen gezogen. Ich bin verheiratet, und Sabine und ich haben zwei Jungs«, fügte er stolz hinzu.
    »Ach …« Sie konnte es kaum glauben. Die coolste Sau im ganzen Jahrgang entpuppte sich als Versicherungsmakler mit piefigem Reihenhaus. »Und was ist aus deiner Musiker-Laufbahn geworden? Du warst doch Bassist in dieser Indie-Rock-Band. Und wolltest du nicht auch Musik studieren oder alternativ wenigstens die Welt retten?« Katia sah Stefan mit einem ironischen Lächeln an.
    »Tja, so ist das halt mit Jugendträumen. Wer kann die schon verwirklichen?«, sinnierte er weise.
    Auch wieder wahr, dachte sie. Trophy-Wife hatte ursprünglich jedenfalls nicht ganz oben auf ihrer Lebenswunschliste gestanden. »Und zu wem hast du noch Kontakt?«, wechselte sie das Thema.
    »Zu etlichen. Viele sind ja in München geblieben, und da haben wir uns gar nicht so sehr aus den Augen verloren. Außerdem ist das hier ja jetzt schon unser drittes Klassentreffen – fünf und zehn Jahre haben wir auch gefeiert. Komm mit«, er nahm sie am Arm, »lass uns die Runde machen. Da gibt es bestimmt einige, die unbedingt hören wollen, was du so treibst.«
    Gut zwei Stunden später hatte sie mit fast allen aus ihrer früheren Clique nett geplaudert und Geschichten ausgetauscht. Unglaublich, was aus allen geworden war: Britta, die immer eher ein schüchternes und stilles Mauerblümchen gewesen war, lebte heute in Australien, hatte am Institut für Meeresbiologie in Sydney einen Lehrauftrag und verbrachte offenbar ihre gesamte freie Zeit auf und unterm Wasser. Sie sah toll aus, wirkte durch und durch glücklich und buchstäblich in ihrem Element. Der einst so anarchische Klaus war doch tatsächlich Lehrer geworden und unterrichtete jetzt an seiner alten Schule, wohl um die verbliebenen eigenen Pädagogen zu ärgern und eine neue Generation von Schülern mit seinen subversiven Theorien in Mathematik und Physik in den Wahnsinn zu treiben?! Nur Max hatte seinen Jugendtraum verwirklichen können – zumindest für eine gewisse Zeit. Er war bis vor fünf Jahren Profifußballer beim TSV 1860 gewesen, bis ihn hartnäckiges Verletzungspech in die Marketingabteilung eines Sportartikelherstellers verfrachtet hatte. Sarah betrieb einen angeblich unglaublich hippen Coffee-Shop in Schwabing und zog ihre von drei verschiedenen Männern stammenden Kinder alleine groß. Eine Tatsache, die bei ihrer früheren Busenfreundin Anna für heftiges Naserümpfen sorgte. Die schöngeistige Buchhändlerin war für ihre zweijährigen In-vitro-Zwillinge Baldur und Björna und ihren Mann »aus Leidenschaft und Überzeugung Hausfrau und Mutter«. Und genauso siehst du auch aus, dachte Katia für sich. Fehlte eigentlich nur noch die Person, die vom Kindergarten bis zur zehnten Klasse ihre beste Freundin gewesen war und sich dann ihre ewige Feindschaft gesichert hatte.
    Katia hatte Antonella De Anna bereits beim Ankommen erspäht, was kein Wunder war, denn die große Halbitalienerin mit dem farbenfrohen Outfit war weder zu übersehen noch zu überhören. Noch vor wenigen Stunden war sich Katia sicher gewesen, dass Antonella definitiv die allerletzte Person aus der Runde ihrer Mitschüler war, die sie treffen wollte. Wobei es wahrscheinlich im Nachhinein ein Glück gewesen war, dass die ihr einst den großartigen Stefan ausgespannt hatte – wäre sie sonst heute Versicherungsmaklersgattin? Natürlich hatte sich Katia damals für diesen Vertrauensmissbrauch adäquat gerächt, und die beiden Mädels hatten die Fehdehandschuhe bis zum Abitur nicht mehr ausgezogen. Katia hätte geschworen, dass neben ihren kleinbürgerlichen und vor allem kleingeistigen Eltern auch Antonella zu den Menschen gehörte, die sie am allerwenigsten vermisste. Doch nachdem sie nun die Lebensgeschichten all ihrer früheren Freunde gehört hatte, war sie auch neugierig, was aus ihrer Erzfeindin geworden war. Sie goss sich ein weiteres Glas Prosecco ein, entschuldigte sich bei Anna

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