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Mueller, Carin

Mueller, Carin

Titel: Mueller, Carin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: High Heels und Hundekuchen
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Mathe-Agonien, Triumphe in der Theatergruppe und gerade in den Pfingstferien den ersten Urlaub ohne Eltern – sie hatten mit Antonellas großen Brüdern zum Campen an den Gardasee fahren dürfen. Doch an dem nächsten Schritt, der ersten großen Liebe, war die Freundschaft gescheitert! Katharina hatte seit ein paar Wochen ein Auge auf Stefan aus der Parallelklasse geworfen. Er war Bassist in der Schulband und einfach total cool. Allerdings hatte sie ihre Schwärmerei gegenüber Antonella vehement abgestritten, als die neugierig nachbohrte. Ihre Freundin flirtete nämlich ständig mit irgendwelchen älteren Jungs, Kumpels von ihren Brüdern, und hätte entweder dumme Witze über »den blutjungen Schluffi« gerissen. Oder – noch schlimmer! – sie wäre schnurstracks zu Stefan marschiert und hätte ihm brühwarm erzählt, dass Kathi auf ihn stand. Das alles hatte sie sich in den schillerndsten Farben ausgemalt, aber nicht, was wirklich passiert war: Vorhin hatte sie Antonella und Stefan knutschend in der Eisdiele gesehen! Und als wäre das nicht schon schrecklich genug, hatte Antonella ihr dann auch noch freudestrahlend mitgeteilt, dass sie und Stefan jetzt zusammen seien. Von wegen blutjunger Schluffi – die miese Schlange!
    »Kathi, bist du wahnsinnig?!?«, riss eine energische Stimme sie aus ihren melodramatischen Gedanken. Es folgte ein lautes Platschen, als sich ein Eimer Wasser über das Feuer ergoss. »Willst du hier alles abfackeln?« Ihre Großmutter hatte sich vor ihr aufgebaut und sah sie mit ihren hellblauen Augen aufmerksam an. Dann strich sie ihrer Enkelin eine rote Locke von der nassgeweinten Wange und nahm sie in die Arme. »Was ist los, mein Schatz?«
    »Lass mich in Ruhe!« Katharina machte einen halbherzigen Versuch, sich aus der Umarmung zu befreien, ließ ihre geliebte Großmutter dann aber doch gewähren und ihren Tränen freien Lauf in Omas Kittelschürze. »Es ist so unfair!«, jammerte sie schließlich und erzählte mit stockender Stimme die wichtigsten Eckdaten ihrer verzweifelten Lage.
    Währenddessen hatte die alte Frau angefangen, die erst angebrannten und jetzt durchnässten Sachen aus der Kiste zu bergen.
    »Ich will das Zeug nie wiedersehen! Und ich will Antonella nie wiedersehen!«, schrie Kathi auf und wollte ihrer Großmutter alles wieder aus der Hand reißen.
    »Dass du Antonella wiedersehen wirst, wird sich wohl nicht vermeiden lassen. Rede noch mal mit ihr, ihr wart doch immer die besten Freundinnen. Ich kann mir wirklich nicht vorstellen, dass sie dir absichtlich den Freund gestohlen hat.«
    »Doch, das hat sie wohl! Diese intrigante Kuh …«
    »Ach Kathi«, seufzte die Großmutter, »ich weiß, der erste Liebeskummer ist eine Katastrophe, aber ich kann dir versichern, es werden noch schlimmere kommen. Irgendwann wirst du merken, dass die Welt nicht so ist, wie man es sich mit sechzehn vorgestellt hat. Und dann wirst du dich freuen, wenn du noch ein Andenken an deine Jugend hast!« Mit diesen Worten nahm sie die Sachen und ging damit ins Haus zurück.

KAPITEL 1
    Klassentreffen
    Neunzehn Jahre später
    D u liebe Güte, was mache ich da bloß? Katia Kolidis fuhr sich nervös durch die lange kastanienrote Mähne, als ihr Taxi vor dem Wirtshaus in der Au hielt. »Klassentreffen im Valentins-Saal« stand auf dem großen Schild über dem Eingang. Sie zahlte, stieg aus dem Wagen und kuschelte sich tief in ihren langen Zobelmantel. Sollte sie wirklich?
    Vor fünfzehn Jahren hatte sie am Münchner Asam-Gymnasium ihr Abitur gemacht und kurze Zeit später die Stadt verlassen. Bis heute war sie nicht mehr zurückgekommen. Sie hatte auch überhaupt keinen Kontakt mehr zu ihren ehemaligen Mitschülern, und dass sie von dem Termin erfahren hatte, war nichts als blanker Zufall. Auf Facebook war sie über die Gruppe »Asam-Abi-94« gestolpert und hatte dort die Ankündigung gelesen. Gut, ganz zufällig war es nicht gewesen, seit einiger Zeit schon googelte sie immer mal wieder nach alten Bekannten. Menschen, die sie seit der Schulzeit nicht mehr gesehen hatte und eigentlich auch nicht vermisste, oder? Schon seltsam, welche Finten sich das Leben so ausdachte, dass sie ausgerechnet jetzt wieder ihre Vergangenheit entdeckte. Katia seufzte. Wenn sie ehrlich war, kannte sie den Grund für ihre nostalgischen Anwandlungen sehr wohl. Sie war mit ihrem Leben momentan schlicht und ergreifend ziemlich unglücklich.
    Unmittelbar nach dem Abitur hatte sie ihre Sachen gepackt, um als Au-pair nach London

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