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Mueller hoch Drei

Mueller hoch Drei

Titel: Mueller hoch Drei Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Burkhard Spinnen
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nach ihren Wünschen kochte. Es fand sich überraschend schnell, hieß Das Schnitzelparadies und lag gar nicht so weit von unserem Haus entfernt. Ich rubbelte noch einen Grasfleck aus meinem Lieblingssweatshirt, Piet Montag leckte sich selbst sauber (sogar an den unaussprechlichsten Stellen), dann gingen wir los. In der Bankfiliale um die Ecke tauschten wir die Mark in Euro, dazu hob ich den lächerlich geringen Betrag ab, der sich noch auf meinem Sparkonto langweilte. Insgesamt brachten wir es damit auf knapp einhundertvierzig Euro.
    Wären meine Eltern nicht in Sachen Nahrungsaufnahme ziemlich pingelig, um nicht zu sagen, ein bisschen versnobt gewesen, dann hätte ich das Schnitzelparadies vermutlich längst gekannt. Tatsächlich musste man nur unser Viertel verlassen und ein Stück in den angrenzenden Wald gehen, schon stand man davor. Doch obwohl meine Eltern für ihr Leben gern in Restaurants gehen, waren wir niemals hier gewesen. Meine Eltern bevorzugen andere Lokale.
    Und die haben schon ganz andere Namen. Sie heißen zum Beispiel Bei Fred , Bei Su oder Bei Issi . Oder sie haben Namen, die aus besonders alten und fremden Sprachen stammen. Bei Fred und seinen Freunden musste ich immer essen, was sich junge aufstrebende Modeköche ausgedacht hatten. In den anderen Lokalen gab es die Küche von Kulturen, die schon vor langer Zeit untergegangen waren, vermutlich wegen ihrer problematischen Essgewohnheiten.
    Um mir die Lebensgeschichten von Fred, Su und Issi auszumalen, hatte ich immer vier bis sieben Gänge Zeit. Ich bin mittlerweile der festen Überzeugung, dass sie als Kinder von ihren Eltern beim Mittagessen auf grausame Art gequält wurden. Vermutlich hat man sie gezwungen, glitschiges Suppengrüngemüse zu essen, und zwar als Beilage zu schwarz verbrannten Frikadellen, in denen rohe Zwiebelstücke steckten. Kein Wunder, dass Fred, Su und Issi später beschlossen, sich für diese Quälereien zu rächen.
    Zu diesem Zweck eröffneten sie schräg eingerichtete Speiserestaurants und ließen an den richtigen Stellen durchblicken, dass man hier gewissermaßen den letzten Schrei essen könne. Und dann kochten sie tatsächlich.
    Wahrscheinlich machen sie es so: Sie schicken jemanden in den Supermarkt, wo er kaufen soll, was ihm gerade einfällt. Dann verbinden sie sich die Augen, werfen eine Auswahl der Sachen in einen Topf, kochen sie zehn Minuten auf kleiner Flamme, denken sich für das Resultat einen Namen aus und präsentieren es meinen Eltern als warme Vorspeise.
    Anschließend lassen sie sich von erfahrenen Kantinenköchinnen einen anständigen Schweinebraten nach altem Hausrezept zubereiten. Den übergießen sie, wenn er fertig ist, mit kochendem Ahornsirup oder flambierter Himbeermarmelade, bis er unter Tränen zugibt, gar kein Schweinebraten, sondern Bœuf Sowieso an einer Soße Weißderschinder zu sein. Zusammen mit diesem Geständnis servieren sie ihn anschließend meinen Eltern als Hauptgang, nachdem sie ihn noch mit einigen Möhren aus der Dose und etwas zementartigem Kartoffelpüree beworfen haben.
    Irgendwie ehrlicher, aber auch schlimmer waren die Speiselokale mit den unaussprechlichen Namen. Auch hier habe ich immer wieder versucht zu essen, was auf den Tisch kam. Aber es ging nicht. Entweder war es so scharf, dass ich noch Tage später mit heraushängender Zunge zur Schule gehen musste, weil mir das dicke und entzündete Ding einfach nicht mehr in den Mund passte. Oder es schmeckte so penetrant nach schlechtem Wetter, Missernten, Unterdrückung, Ausbeutung und Korruption, dass ich gewissermaßen auf der Zunge nacherleben konnte, warum die Kultur, die so gekocht hatte, untergegangen war.
    Ganz anders war es im Schnitzelparadies ! Ich sah es auf den ersten Blick. Das Lokal war nicht besonders liebevoll eingerichtet, tatsächlich stand hier nur, was man zur Nahrungsaufnahme unbedingt braucht: Tische und Stühle. Auch die Speisekarte war von großer Schlichtheit. Es gab ein Schnitzel in drei Größen mit den Namen Lukullus , Vielfraß und Gargantua . Dazu gab es drei Soßen, die zusammen mit den Schnitzeln fotografiert worden waren. Die braune Soße hieß Jäger , die beige Rahm . Die unregelmäßig rötliche hatte wohl früher einmal Zigeuner geheißen, aber das war durchgestrichen, und dafür stand jetzt Exotik . Als Beilagen gab es ausschließlich Kartoffeln, zwar in verschiedener Gestalt, doch alle frisch aus dem heißen Fett.
    Paula fühlte sich hier tatsächlich im Paradies. Ich war noch dabei,

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