Mueller hoch Drei
Man hörte ihr an, dass sie es nicht ganz ernst meinte. »Kennst du eigentlich deinen Bräutigam? Womöglich ist er das. Na dann Mahlzeit!«
»Quatsch«, sagte Paula. »Guppys Vetter ist mehr der Typ Latin Lover. Ich tippe eher auf einen Privatdetektiv.«
Ich hielt den Atem an. Aber natürlich verplapperte sich Paula nicht. Sie legte Pauline eine Hand auf die Schulter. »Vielleicht haben deine Eltern jemand beauftragt, der dich finden und zurück an die Schlei schleifen soll.«
Ich verbot mir ein Kichern.
»Ich gehe nicht zurück«, sagte Pauline. »Und wenn sie sich auf den Kopf stellen. Mit Marseby bin ich fertig.«
Ich hing noch immer an dem Bullauge. Vom Hinausstarren tränte schon mein linkes Auge. »Keine Bange. Ich denke, es geht um keine von euch. Sondern zur Abwechslung mal um mich.« Ich machte Paula ein Zeichen, und sie verstand es.
»Stimmt. Weil wir Kleingeld brauchten, hat unser Brüderchen etwas verkauft, das ihm nicht gehört. Würde mich nicht wundern, wenn der Betreffende sein Geld zurückhaben will.«
»Aber soviel ich weiß, sind wir pleite«, sagte Pauline.
Paula machte die Bewegung des Geld-in-die-Luft-Werfens. »Stimmt. Intelligenterweise haben wir ja das Patenkind deines Adoptivpapis zu einer reichen Frau gemacht.«
Pauline kletterte von der Vorderbank und kam zu mir in den Laderaum. »Aber Christiane wird dir das Geld zurückgeben. Die ist patent. Lass uns anhalten und dem Typ das sagen.«
Das war nun allerdings ausgeschlossen.
Hochschmidt dachte ähnlich. »Wir sollten vielleicht besser irgendwie verschwinden.«
Mir schien es äußerst fraglich, ob man mit diesem Gefährt »irgendwie verschwinden« könnte. Aber ich war noch weit davon entfernt, meine Zweifel zu äußern, da riss Hochschmidt das Steuer nach rechts, und schwankend und schlingernd wie ein Schiff im Sturm fuhr unsere Antiquität auf einen kleinen Rastplatz. Von unserem Verfolger sah ich noch, wie seine Zähne um einiges mehr in Unordnung gerieten. Vermutlich fluchte er, jedenfalls war er zu überrascht, um uns folgen zu können. Und bekanntlich ist das Wenden auf der Autobahn sowohl verboten als auch lebensgefährlich.
»Festhalten!«, rief Hochschmidt. Und dann stoppte er nicht etwa auf dem Rastplatz, sondern bog in einen kaum befestigten Weg, der zuerst ein Stück durch den Wald und dann über Felder und Wiesen zu einem kleinen Dorf führte. Dort stoppte er.
»Glückwunsch«, sagte Paula. »Den sind wir los.« Sie hatte sich eine Schramme am Arm geholt, die genau da saß, wo einmal ihre gefälschte Zwillingsnarbe gewesen war. Ich wollte etwas Launiges in diese Richtung sagen, aber sie verbot mir den Mund.
»Ich mache folgenden Vorschlag«, sagte Hochschmidt. »Paul und ich regeln die Angelegenheit mit unserem Verfolger. Die jungen Damen und der Hund bleiben einstweilen hier.«
Wir stimmten zu. Hochschmidt setzte Pablo und die Mädchen am Dorfplatz vor einem Brunnen ab, ich kletterte zu ihm nach vorne, und wir fuhren in die nächste Seitenstraße.
»Muss ich Ihnen noch was erklären?«, sagte ich.
Hochschmidt winkte ab. Was im Hotel Adlon vorgegangen war, wusste er von mir. Aber er wusste noch einiges mehr. »Ich habe Pototschniks Mails gelesen. Er hat schon drei komplette Spielfilme in Arbeit. Dazu fehlt ihm jetzt bloß der richtige Hund.«
Ich sagte etwas wie: »Ich will es auch nie wieder tun.«
»Geschenkt. Aber wir müssen jetzt etwas halbwegs Cleveres unternehmen, damit ihr wenigstens einen Vorsprung bekommt.«
Ich schüttelte den Kopf. »Nein! Das reicht nicht. Wir müssen den Hund behalten. Ohne den Hund sind wir als Drillinge verloren.«
Hochschmidt brummte etwas, dann fuhr er los. Ich wagte nicht zu fragen, was er vorhatte. Im Schritttempo passierten wir die Straßen des Dorfes, dabei drückte er seine Nase gegen die Scheibe und schaute um jede Ecke. »Wir haben vielleicht Glück«, murmelte er. »Das hier ist kein schlechtes Revier.«
Zuerst war ich perplex, doch dann wusste ich, was er suchte. Und ich suchte mit: nämlich einen jungen schwarzen Hund, den wir Pototschniks Abgesandten als Piet Montag präsentieren könnten.
Ich drückte die Nase ebenfalls an die Scheibe. »Finden wir denn einen?«
Aber Hochschmidt schwieg. Nach einer halben Stunde, gerade kreuzte die siebzehnte Katze unseren Weg, gab er Gas und fuhr ins Nachbardorf.
»Das klappt nie«, sagte ich.
»Wir versuchen es. Aufgeben können wir immer noch.«
Kurz darauf hielt Hochschmidt an, damit wir durch ein großes Tor in
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