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Mueller hoch Drei

Mueller hoch Drei

Titel: Mueller hoch Drei Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Burkhard Spinnen
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Kammern und Spinde. Allmählich war ich bis auf den Speicher vorgedrungen, wo auf Kisten, Kästen, Koffern und allerhand altmodischem Gerät fingerdick der Staub lag. Und hier hörte ich ein Geräusch, dem ich nachging. Es kam vom äußersten Ende des Speichers, und ich schluckte eine Menge Staub, bis ich mich durch das ganze Gerümpel dorthin gearbeitet hatte.
    Doch ich fand den Hund. Und ich sah, warum er bislang auf die Rufe der Mädchen, die man bis hier oben hören konnte, nicht geantwortet hatte. Er schlief nämlich, so tief wie einer, der viel Schlaf nachzuholen hat. Er hatte alle viere weit von sich gestreckt, und er schnarchte, was sich anhörte, als sägte eine Zwergenarmee sich durch eine Baumschule. Ich wollte schon so leise wie möglich wieder verschwinden, da stieg mir ein Geruch in die Nase.
    Er kam von links. Oder von rechts? Egal, jedenfalls erinnerte er mich an etwas. Ich bahnte mir weiter meinen Weg durch das Zeug auf dem Speicher, wobei ich buchstäblich meiner Nase folgte. Endlich fand ich, wovon der Geruch ausging. Es war eine halb mannshohe grüne Tonne ohne Beschriftung. Sie stand mitten im Gerümpel, war ordentlich und fest mit einem Deckel verschlossen, aber ein wenig von ihrem Inhalt musste herausgequollen sein, um diesen unbestimmten, aber unverwechselbaren Geruch abzusondern.
    Ich schaffte etwas Platz, indem ich ein paar Stühle beiseiteräumte, die zusammen weniger als vier Beine hatten. Aber es gelang mir nicht, die Tonne zu öffnen, so fest steckte der Deckel. Außerdem schien es, als sei er an den Rändern verklebt. Ich stellte meine Versuche ein und setzte mich auf den Boden, den Rücken gegen die Tonne gelehnt. Woher um alles in der Welt kannte ich diesen Geruch? Es roch fremd und angenehm, und es roch so verteufelt bekannt.
    Ich dachte nach. Hatte es so bei Fred, Su und Issi gerochen? Definitiv: nein. Hatten Dinge aus der Sammlung meines Vaters so gerochen? Schon eher, aber in mir flammte kein Erinnerungsglühbirnchen auf. Ich versuchte mich zu konzentrieren. Da kam zwischen alten Koffern ein schlaftrunkener Pablo auf mich zu getapst. Er setzte sich neben mich, schloss die Augen und streckte seine dicke Hundenase in die Luft, offenbar schnüffelte auch er diesen besonderen Geruch. Schließlich leckte er einmal über das Fass.
    Und von einer Sekunde auf die andere wusste ich Bescheid! So, genau so hatte es im Kaminski-Graber-Moos-Gedächtniscafé in Neustadt gerochen, in Tante Elkes Heilatmungszentrum.
    Man sagt ja, Ideen beflügeln. Und ich konnte, vollgegessen wie noch nie in meinem Leben, auch wirklich Flügel brauchen, um schnellstens hinunter und zu Hochschmidt zu kommen. Er beseitigte gerade die letzten Reste unseres Frühstücks.
    »Mitkommen! Hochkommen! Tonne! Oben! Sofort!« Ausnahmsweise war ich einmal vollkommen rücksichtslos gegen jede Art von Grammatik, dazu winkte ich wie die Leute, die anderen beim Rückwärtseinparken helfen wollen. Und schon war ich wieder auf dem Weg zum Speicher, hinter mir ein recht verdutzter Bruno Hochschmidt.
    Als wir wieder vor der Tonne standen, saß Pablo darauf wie ein Bronzehündchen auf einem Denkmalssockel. Hochschmidt besann sich kurz, dann zog er ein Werkzeug aus seiner Hosentasche, wandte irgendeinen Bauerntrick an, hob Hund und Deckel einfach hoch und setzte sie so elegant auf einen dreibeinigen Tisch wie ein Kellner eine brennende Eisbombe serviert. Dann beugte er sich über die offene Tonne.
    »Bohnerwachs«, sagte er.
    »Bohnerwachs«, sagte ich, prompt zum Papagei mutiert.
    »Ja, Bohnerwachs. Als meine Eltern auf die traurige Idee mit den Ferien auf dem Bauernhof kamen, haben sie lauter altes Zeugs gekauft. Es durfte ja alles nichts kosten. Und statt neue Böden zu verlegen, haben sie die alten so lange gebohnert, bis die Gäste sich drin spiegeln oder darauf den Hals brechen konnten. Ich denke mal, das hier sind Bestände, die sie nicht mehr verwendet haben.« Er fächelte sich den Geruch aus der Tonne zu. »Diesen besonderen Duft kenne ich nämlich nicht.«
    »Aber ich kenne ihn!« Und dann erzählte ich Hochschmidt, nur unterbrochen von einigen peinlichen Rülpsern, die Geschichte meiner Tante Elke und ihres Anti-Aversions-Cafés in Neustadt.
    »Hm«, sagte Hochschmidt. »Ich bin ja weder Arzt noch Chemiker. Aber ich denke mal, diese Tonne wäre bei ihr besser aufgehoben als hier bei mir auf dem Speicher.«
    Wozu ich, da sich wieder ein Rülpser ankündigte, nur nickte. Das aber so kräftig, dass mir beinahe schwindelig

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