Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Mueller und die Schweinerei

Mueller und die Schweinerei

Titel: Mueller und die Schweinerei Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Raphael Zehnder
Vom Netzwerk:
Intuition. Vielleicht liegt es an dem Fall, den der Müller gerade lösen muss.
    * * *
    Wenn Sie den Müller bereits von seinem vorherigen Fall kennen, als er die gewaltsamen Todesfälle Sandra Molinari und Spitfire aufklärte, fragen Sie sich sicher: Warum taucht denn der andere Freund von unserem Müller nicht mehr auf? Wie hiess doch gleich sein Name? Erinnern Sie sich? Ich helfe: Etwas mit Wald … ja, Bucher, Bucher Manfred! Hat sich der Müller mit ihm zerstritten? Oder ist er mit Brenda Marquardt durchgebrannt?
    Nein, da gibt es einen einfachen Grund: Gemäss Paragraf neunzehn des Gesamtarbeitsvertrags stehen Bucher Manfred fünf Wochen Urlaub zu und gemäss Paragraf zwanzig eigentlich auch Überstundenkompensation. Weil das Verbrechen nie schläft, das Arbeitsgesetz aber auch nicht (!), weilte er drei Wochen in Italien. Wie es zwischen der schönen Pathologin Dr.   Brenda Marquardt und Bucher Manfred weitergegangen ist, wollen Sie wissen? Die beiden telefonierten bis zur Rückkehr von Dr.   Marquardt vom internationalen Pathologenkongress in Hamburg regelmässig, und die Hoffnungen, die Bucher Manfred viele Kilogramme seines Körpers kosteten, waren berechtigt. Selbst die erotischen Phantasien des Polizisten.
    Jetzt sagen wir, wie es ist:
    Die Liebesaffäre, sie ist .
    Ah, es freut mich sehr, heute, inmitten von Kriegen und Wirtschaftskrisen, von Ressourcenknappheit, Polkappenschmelze und Stress am Arbeitsplatz etwas wirklich Schönes zu erzählen. Die Liebe zwischen Manfred und Brenda: Sie ist Wirklichkeit. Eine ganze Weile schon. Wir wollen – ausser hinsichtlich Manfreds Gewicht (Schwund des Lebendgewichts von 110   Kilogramm  90   Kilogramm  bye bye »Elefant von Aussersihl« und »Koloss vom Sihlfeld«) – privat nicht in Details gehen. Nur so viel: Da haben sich zwei Seelen gefunden. Die Pathologin und der Polizist, sie sprechen und machen und tun. Und zum Glück ist gerade die Ferienzeit hereingebrochen, also Bucher Manfred nicht im Dienst. Nach den Fällen Molinari und Spitfire und Dr.   Brenda Marquardts Rückkehr vom Kongress in Hamburg erfasste ein Wirbelsturm die beiden Herzen und gleich zack zusammen in die Gourmetferien nach Italien. Primo Ligurien, dopo als Kontrastprogramm Apulien. Ist schon verrückt, wie die regionale Küche je nach Gegend anders ist. Und eigentlich war das für einen wie Bucher, dessen Körperzellen noch jedes Gramm an Übergewicht gespeichert haben, nicht so gut, weil Rückfallgefährdung. Er hatte ja einen Body-Mass-Index von siebenunddreissig.
    Jetzt ist Bucher Manfred wieder da, reitalianisiert. Aufgrund der Hormone konnte er sein Gewicht halten, also in alter Frische, dass es eine wahre Freude ist. Er hat gleich Müller angerufen, der eben vom Schwendihof zurückgekommen ist. Und Manfred erzählt ihm begeistert von der apulischen Küche und ergeht sich in Elegien über den reichhaltigen Geschmack des Zichorienkrauts, das, leicht bitter, bei uns auf der anderen Seite der Berge einfach vollkommen unterschätzt wird, erstens weil es hier nicht wächst und zweitens grundsätzlich nördliche Borniertheit gegenüber dem Unbekannten.
    »Keine Angst, ich bin kein Quantumfresser mehr«, sagt er, denn hörbar hat der Müller bei den Bucher’schen Essensnachrichten die Brauen gelupft.
    Am Telefon gibt es eine Pause, weil der Müller vollprivat fragen möchte, nach neunzehn Jahren gemeinsamer Freundschaft und Dienstplänen könnte er es wagen, aber tut es nicht, weil die junge Liebe ist ein zartes Pflänzchen.
    »Und wie geht es dir?«, fragt Bucher Manfred.
    Und der Müller erzählt gleich vom Schwendihof-Schweine-Sumatra-Fall.
    Auffällig, Bucher Manfred hat davon bereits gehört, obwohl erst wenige Sekunden im Büro. Riecht nach Top-down-Operation, also Hauptmann Wunderli. Will der den Müller doch nicht loswerden? Hat er den Fall doch nicht dem Müller angedreht, um ihm die Kündigung nahezulegen? Das fragt Müller den Freund.
    »Dich loswerden? Wo denkst du hin?«, sagt der. »Er hat mich informiert, dass du an diesem Fall arbeitest. Ein Fall wie viele andere. Wunderli ist nicht heimtückisch.«
    Dass Manfred schon Bescheid weiss, das dreht im Müllerkopf nun doch eine Extrarunde. Würde ihn Manfred beschwindeln? Ihm etwas verschweigen? Der Müller kann es sich nicht vorstellen. Sollen also auch die Kollegen den Müller allmählich wieder in den Job zurückholen? Im Gegensatz zu Franz Schubert, der sagt: »… einmal ausspannen, weil das tut einem nicht gut, wenn

Weitere Kostenlose Bücher