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Mueller und die Schweinerei

Mueller und die Schweinerei

Titel: Mueller und die Schweinerei Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Raphael Zehnder
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sagt Blacky: »Nein.« Mit der Zeit sagt er es nicht mehr, sondern schüttelt, um Kraft zu sparen, nur noch ein klein wenig den Kopf.
    »Nein, nein, nein, nein, nein, der auch nicht, nein, nein, bitte noch einmal … nein, nein, nein, Moment … nein, nein, nein, nein.«
    Kopfschütteln, Kopfschütteln, Kopfschütteln.
    Schluck kalten Kaffee.
    »Und der?«
    »Auch nicht, nicht, nicht, nein, m m, nein.«
    Kopfschütteln … So geht es eine ganze Zeit lang weiter, und dann machen sie Kaffeepause nicht nur mit Kaffee, sondern auch mit Pause. Die Polizei bringt Blacky den frisch gebrühten Kaffeebecher aus der Aluminiumpatrone gepresst, einen frischen Duft nach neulich erst geröstetem Arabica, und Blacky nippt erst, weil der Kaffee so richtig heiss ist. Die Polizei tischt ihren Gästen kein laues Schwachstromläugeliwasser auf. Nein. Hier in Zimmer 419 gelten andere Gesetze der Gastfreundschaft. Zimmer 419 ist das Lieblingsverhörzimmer vom Müller und Bucher Manfred. Hier gilt Fair Play für die zu Befragenden.
    Die zentralen Fragen sind noch nicht beantwortet. Wie ein Mantra gehen sie Müller durch den Kopf: Wer vergiftete mittels Bohneneintopf im biologischen Restaurant Sumatra die Schweine vom Schwendihof in Oberlunkhofen und fügte so unserem Bauernstand nebst den Tieren selbst grossen Schaden zu? Wollte jemand einen Menschen ermorden? Welchen? Wer? Wen? Warum? Wie genau? Sie sehen, der Müller ruht nicht, bis alles okay.
    Blacky schüttelt auf jedes Foto den Kopf. Es ist aussichtslos. Zweieinhalb Stunden Konzentration, zweieinhalb Stunden Fotos, Schauen ohne Ende, kein Resultat. Ein Blick zu Manfred.
    »Hören wir auf«, sagt der. Und zu Blacky: »Vielen Dank, dass du uns Auskunft gegeben hast. Auch wenn’s nicht viel genützt hat.«
    »Gern geschehen«, sagt Blacky, steht auf und geht.
    * * *
    Kurze Werbeeinblendung: Wir danken Ihnen dafür, dass Sie Ihre Zeit mit der Marke »Müller« verbringen.
    * * *
    Nach einem dieser ultragesunden Sprossensandwiches und einem Wasser in der Polizeikantine rückt Bucher Manfred in einer anderen Sache aus, Raufhandel am Limmatplatz, der Müller allein hinter den »zwei Männern« in jener Bar her, von denen Blacky gesprochen hat. Also zur Bar. Ist nicht weit, der Müller trotzdem mit dem Auto, falls Verfolgungsnotwendigkeit. Hat schon auf, die Bar, kurz nach dreizehn Uhr. Die Tür steht offen, bisschen Luftmolekülaustausch, alte Rauchluft heraus, Strassenluft hinein, der Müller auch. Hört aus Lautsprechern laut Musik: »Proud Mary«. Aber ist keine Zeitreise, sondern Kriminalermittlung.
    Die Bar wie eine dunkle Höhle. Der Müller uninteressiert an Jimi Hendrix’ Autogramm und den anderen Kostbarkeiten vorbei. Am Tresen ein Braunhaariger, 180   Zentimeter gross, kräftige Statur, Müllers mentaler Abgleich mit der Fotosammlung im Polizeicomputer negativ. Kennt er nicht. Hinter dem Tresen der Wirt, Hawaiihemd, Wuschelkopf, zapft gerade ein Helles.
    Der Müller laut zum Wirt: »Kann ich Sie kurz sprechen?«
    Wirt seufzt: »Wenn’s denn sein muss.«
    Und Müller: »Können Sie die Musik etwas leiser drehen?«
    So übernimmst du sofort die Kontrolle. Unauffälliges Detail, grosse Wirkung.
    Wirt schon wieder: »Wenn’s denn sein muss.« Aber dreht leiser.
    Müller: »Es muss. Und die Fragen auch. Kann ich Ihren Ausweis sehen?« Klingt wie Frage, ist aber Anweisung.
    Der Wirt: »Schauen Sie doch im Handelsregister nach.«
    Müller: »Haben wir. Trotzdem: Ihren Ausweis bitte.«
    Der Wirt stellt jetzt dem Braunhaarigen das Bier hin. Über den Rand des Glases gleiten blitzend goldene Tropfen nach unten, und ein Bächlein Schaum. Dann nestelt er sein Portemonnaie aus der Gesässtasche seiner schwarzen Jeans, klappt es auf, holt die hellblaue Plastikkarte mit dem Schweizerkreuz links und dem Bergkristall rechts oben hervor, legt sie vor Müller auf die Bar.
    »Meierhans«, liest der, »Paul Moritz«. Dann rechnet er. Ist fünfundfünfzig Jahre alt. »181   cm«, steht auch da und »Heimatort: Udligenswil LU «.
    »Herr Meierhans, ich habe einige Fragen«, sagt der Müller.
    Meierhans schnappt ihm die Identitätskarte aus den Fingern und widmet sich mit einem Lappen der Oberfläche des Tresens.
    »Zuerst Ihren Ausweis«, fordert der Wirt. Muss der Müller auch, Rechtslage. Tut es, aber gibt ihn nicht aus der Hand.
    »Einen originellen Namen haben Sie da«, sagt der Wirt. »Kann man sich gut merken.«
    Und Müller, scharf: »Wie muss ich das verstehen? Als

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