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Mueller und die Schweinerei

Mueller und die Schweinerei

Titel: Mueller und die Schweinerei Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Raphael Zehnder
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Drohung?«
    Meierhans schnaubt nur, gibt ein langes »Achchchch« von sich und wirft den nassen Lappen in den Spültrog neben dem Zapfhahn. Etwas spritzt auf.
    Der Müller stösst nach: »Kennen Sie das Restaurant Sumatra im Kreis 5?«
    Meierhans fischt den Lappen wieder heraus. Wringt an ihm rum.
    Bellt: »Was geht mich ein Restaurant im Kreis 5 an? Ich führe hier eine Bar.«
    »Sie haben meine Frage nicht beantwortet.«
    »Ich kenne es nicht, und es geht mich auch nichts an.«
    Müller: »Warum nicht?«
    Meierhans: »Sie gehen mir auf den Wecker mit Ihren Fragen.«
    Der Müller: »Warum so aggressiv?«
    »Ach, lassen Sie mich doch in Ruhe. Ist heute nicht mein Tag.« Und wendet sich vom Müller ab und mit dem Lappen einem Türmchen aus leeren Aschenbechern zu, die er feucht auswischt.
    Der will definitiv nicht mit dem Müller sprechen, ist so richtig übellaunig. Was dem über die Leber gekrochen sein mag, fragt sich der Müller. Diesen Grad von Verstocktheit und Abweisung trifft der Zeugen einvernehmende Polizeimann bei Erstkontakten selten. Gut, manchmal wird man beschimpft oder sogar angegriffen. Meist ist Alkohol im Spiel oder die Situation emotional stark aufgeladen, wenn die Beamten in Wohnungen gerufen werden bei häuslicher Gewalt. Dort ist es heikel, ja gefährlich. Aber hier? Befragung eines Gewerbetreibenden … Solche Ablehnung hätte der Müller nicht erwartet.
    Untypisch.
    Das bringt ihn ins Nachdenken. Und wie er Paul Meierhans im Profil sieht, mit dem Hemd über der Hose, den Augenbrauen, dem Kinn, der Frisur … da kommt ihm sein absurder Gedanke an den Dylanologen wieder in den Sinn. Ja, Meierhans hat durchaus eine entfernte Ähnlichkeit mit Dylan. Man würde ihn auf der Strasse bestimmt nicht mit ihm verwechseln. Aber die Falten um den Mund, die Stirn … ist jene absurde Mülleridee vielleicht doch ein bisschen richtig, seine Intuition nicht kreuzfalsch?
    Gut, ist erst ein vages Gefühl, gesteht sich der Müller. Merkt, dass er den Wirt angestarrt hat. Reisst sich jetzt los. Sagt: »Auf Wiedersehen, Herr Meierhans.« Aber bekommt keine Antwort.
    Draussen vor der Tür hält ihn etwas zurück. So barsch hat ihn schon lange keiner mehr abgefertigt. Der Müller also ins Auto. Ist schräg gegenüber parkiert, im Schatten, hinter einem Elektroverteilkasten, kann er den Eingang der Bar im Auge behalten. Tut er. Trinkt eine halbe Mineralwasserflasche leer. Raucht eine. Wartet. Kein Mensch zu sehen. Schaut hinüber, holt seinen Diodoros hervor, sucht das Lesezeichen, behält den Eingang der Bar im Auge, findet die richtige Seite und liest, während er immer wieder über die Strasse guckt. Der Braunhaarige kommt heraus, geht davon. Wenig Betrieb, Kundschaft wohl in den Ferien. Der Müller wartet, liest, schaut, behält alles im Augenwinkel. Eine halbe Stunde, eine, eineinhalb.
    Er hört ein tiefes Knattern näher kommen. Da fährt Blacky auf seinem Motorrad vor der Bar vor. Steigt ab, schliesst ab, geht zur Tür des Lokals, verschwindet darin, der Müller hinterher. Drückt sich an der Wand entlang so weit in die Bar hinein, dass er durch die Musik hindurch – »Sweet Home Alabama« – etwas hören kann.
    »Ein Helles«, hört er Blacky sagen.
    Einige Sekunden später hört er, wie der Wirt das Glas vor Blacky hinstellt.
    »Ich war heute Morgen bei der Polizei. Sie haben mich nach dem Sumatra gefragt«, sagt Blacky.
    »Und?«, Meierhans kurz.
    »Ich habe nichts gesagt. Ich habe keine Namen genannt.«
    »Hast du nichts gesagt oder einfach keine Namen?«, Meierhans jetzt aufgeregt.
    »Nichts«, bekräftigt Blacky, »reg dich ab. Ich kenne die doch. Du hast nichts zu befürchten. Jetzt muss ich aufs Klo.«
    Und der Müller, weil der Weg dorthin an ihm vorbeiführen würde, sofort auf die Strasse raus. Deshalb verpasst er den Rest, falls Blacky und Meierhans mehr zu diesem Thema besprochen haben.
    Der Müller draussen, da kommen zwei Männer in seine Richtung. Gross, kräftig. Steuern auf den Eingang der Bar zu. Müller einige Meter Rückzug, duckt sich hinter den Chopper. Hört jetzt drin laute Stimmen. Sie streiten. Sie nähern sich. Müller Benedikt über die Strasse, duckt sich hinter den Elektroverteilerkasten. Sie kommen heraus. Die Stimmen jetzt im Freien.
    »… so ein Theater!«, hört er Meierhans sagen.
    Dann versteht er, dass die starken Männer sagen »Geld zurück« und »Auftrag«, und sonst kapiert er kein klares Wort, aber der Ton und die Wut und die Drohgebärden der zwei Kräftigen, die

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