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Mueller und die Schweinerei

Mueller und die Schweinerei

Titel: Mueller und die Schweinerei Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Raphael Zehnder
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blitzen hart.
    »Wir sind in derselben Branche, der Gastronomie. Aber das wissen Sie bestimmt.« Taktisch unklug von Scharpf. Jetzt zieht der Müller die Schraube erst recht an.
    »Mit welchem Geld wollten Sie den Pachtvertrag von Meierhans’ Bar übernehmen?«
    An der Wand funkeln scharfe Messer. Ihre Klingen blitzen immer noch hart. Durch die Tür in die Küche kommt der muskulöse Kellner Wotan. Sein Haar flattert wie ein Kriegswimpel. Sein Blick will den Müller mitraillieren.
    Der Müller wiederholt seine Kernbotschaft: »Mit welchem Geld?«
    Und er zahlt Wotan den Blick mit gleicher Münze zurück. Fast schon alttestamentlich, wie es hier zugeht. Nein, ich meine nicht Sodom und Gomorrha, sondern Aug um Aug.
    Joachim Scharpf schweigt.
    Dann sagt er: »Das ist relativ kompliziert zu erklären.«
    »Sie müssen«, sagt der Müller. »Wir nehmen beide einen Kaffee«, sagt er zu Wotan, »im Hinterhof.« Weil er will auch rauchen.
    Gäste sind noch keine an den Tischen im Hinterhof. Scharpf und der Müller setzen sich. Wotan bringt den Kaffee, bleibt dann bei der Tür stehen, behält die beiden im Blick.
    »Also?«, will der Müller wissen, während er das Schäumchen abschlürft.
    Scharpf: »Das ist alles rein geschäftlich.«
    Sagen sie in den Mafiafilmen immer, wenn’s brutal wird.
    Müller: »Das heisst was?«
    Scharpf: »Meierhans’ Bar. Die ist in zwei, drei Jahren Gold wert. Die ****strasse wird verkehrsberuhigt. Wir bauen um, eröffnen ein Gartenrestaurant. An die Abgase von heute erinnert sich bald niemand mehr. Rundherum werden Eigentumswohnungen sein, Geschäfte für eine gehobene Kundschaft, Werbeagenturen, Medienleute, Anwälte, Banker. After-Work-Apéros, Before-Work-Apéros, Late-Night-Apéros, Between-Work-Apéros. Apéros, Apéros, Apéros!«
    Scharpf wird lebhaft.
    »Das Geld, Herr Scharpf, mit welchem Geld?«, stört der Müller die Vision des Biowunders.
    »Meierhans’ Rockerspelunke ist spätestens in einem, zwei Jahren fehl am Platz. Ein Anachronismus. Passt nicht mehr dorthin. Unsere Idee dagegen –«
    »›Unsere Idee‹?«, fällt der Müller ein wie Attila der Hunne, »wer ist ›wir‹?«
    »Meine Idee –«, verbessert sich Scharpf.
    Aber es ist zu spät. Der Müller nimmt das Natel aus der Hosentasche, wählt die Kollegen an, behält Scharpf und Wotan im Auge, sagt »Hier Müller. Ich brauche Verstärkung, Sumatra, Josefstrasse soundso«. Und er hört zwei, drei Sekunden zu und nickt.
    Noch bevor er das Telefonat beendet, hören wir schon zwei Automotoren auf der Strasse vor dem Haus. Der eine fährt von links heran, der andere von rechts. Jeder Streifenwagen bemannt mit je zwei Mann. Sie steigen aus, Hand an der Hüfte, weisst nie, was dich erwartet, vielleicht ein Kollege, der im Blut liegt, vier breitschultrige Kerle mit Gesichtern, die du nicht vergisst. Sie durchqueren das schmale, lange Restaurant, die frisch eingetroffenen müssigen Laptopleser vor ihrer Latte blicken auf, einer zückt die Handykamera und filmt. Die Kollegen sehen den Müller. Sein Blick zeigt auf Scharpf.
    »Kommen Sie bitte mit«, sagt der eine Streifenpolizist.
    »Vielleicht finden Sie eine Antwort auf der Wache«, sagt der Müller. In die Küche hinein ruft er: »Plant den heutigen Tag ohne den Chef.«
    Er schliesst die Tür, bevor ihn Blicke treffen.
    Was Joachim Scharpf nicht beantworten wollte, werden jetzt Baumgartner und Buljubasic tun, Leo und Muamer mit Vornamen, intern »die Dandys vom Betrugsdezernat« genannt – oder auch »die Betrüger«. Umschreibt einen ihrer Ermittlungsfokusse. Beschreibt ihre Erscheinung. Sind tendenziell elegant gekleidet und sauber frisiert, weil oft geschäftliche Termine in feinen Kreisen, im Umkreis von Businessleuten, die federnden Schrittes und dynamisch in den nächsten Crash eilen und die Zivilisation in ihren finsteren Strudel reissen. Damit haben Baumgartner und Buljubasic zu tun, polizeilich. Wie zwei Chamäleons passen sie sich an, werden unsichtbar für Banken, Wechselstuben, Agenturen, Büros, »Verbrechen mit weissem Kragen«, wie der Engländer sagt. Aber wenn du genauer hinschaust, siehst du: Die sind so zerknittert wie der Müller und Bucher Manfred, bloss etwas feineres Tuch und Krawatte. Sind auch Experten in allem, was elektronisch ist. Können Informationen beschaffen, ich sag dir, das glaubst du kaum. Hacken sich ins hinterste Winkelchen vom Internet hinüber, saugen herunter, was strafrechtlich relevant, und schnappen sich alles, was sie in die

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