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Mueller und die Schweinerei

Mueller und die Schweinerei

Titel: Mueller und die Schweinerei Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Raphael Zehnder
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Meierhans.«
    »Besten Dank«, sagt Bucher Manfred, Rocco nickt, und sie lassen den Wirt Paul Meierhans an die Bezirksanwaltschaft überstellen. Nach kurzer Überprüfung will Bezirksanwalt Meyer den Wirt zuerst freilassen. Verdunkelungsgefahr – Kollusionsgefahr, wie wir sagen – bestehe keine, weil die Faktenlage klar und der Beschuldigte geständig, also die sowieso schon vollen Zellen mit akuteren Fällen zusatzbelegen, sagt er. Schon komisch, dass dann der geständige Schweinemörder und Giftattentäter frei herumlaufen würde. Aber Chef Wunderli, Hauptmann, Abteilung Gewaltverbrechen Polizei Zürich, insistiert in persona beim Bezirksanwalt, dass bittebitte ein paar Tage Untersuchungshaft eingeräumt werden. Trotz Geständnis gibt es immer wieder ein Mordstheater: Die Polizei erlebt es oft, dass das Farbband des Geständnisses mehr wert ist als die Aussage selbst. Muss man alles seriös überprüfen, vor allem das, wo offensichtlich wahr wirkt. Bezirksanwalt Meyer gibt Aufschub, »aber nicht unbegrenzt«, sagt er. Und vielleicht hat das Insistieren von Peter Wunderli nur geklappt, weil er privat mit Meyer sehr gut kann. Sagt man jedenfalls im Grossen Polizeihaus. Wenn Sie verstehen, was die bösen Zungen meinen.
    Von den zwei Unbekannten, ihrer Auseinandersetzung mit Meierhans vor der Bar und von den Wörtern »Auftrag« und »Geld zurück« steht im Befragungsprotokoll allerdings keine Silbe. Was der Müller dort erlauscht hat, ist noch nicht aktenkundig.
    Und Bucher Manfred will den Müller anrufen, um ihm zu sagen, dass Meierhans gestanden und zumindest der Giftanschlag einmal geklärt ist, aber der Müller nimmt den Anruf nicht entgegen. Nicht zu Hause, weil dort ist sein Anrufbeantworter allein mit den anfallenden Telefongeschäften. Ans Mobiltelefon geht der Müller auch nicht, es ist ausgeschaltet und »Der Teilnehmer ist momentan nicht erreichbar, bitte rufen Sie später an«. Bucher Manfred macht nun auch Feierabend, ist schon achtzehn Uhr dreissig. Der Weg seiner Schritte lenkt ihn zum Restaurant Krokodil an der Langstrasse, wo espanische und italienische Spezialitäten auf ihn warten und ein Kellner, der ihn kennt und den richtigen Wein bringt und weiss, er mag die Muscheln gerne medium. Aber geändert hat sich, dass er nicht mehr immer allein oder mit dem Müller oder sonst einem Polizeikollegen da ist, sondern mehr als einen Fuss in die Türangel des heiklen Bereichs namens »Privatleben« gekriegt hat.
    Er setzt sich, bestellt ein Wasser ohne Blasen, wartet auf Brenda, und sie kommt. Alle Gesichter drehen sich zu ihr um. Darüber errötet weniger Brenda als Bucher Manfred, denn alle werden genau verfolgen, dass sie an seinen Tisch kommt.
    Nun sind beide, der Müller und Bucher Manfred, privat – und das unabhängig voneinander.
    So werden die einsamen Wölfe früher oder später in die Mitte der menschlichen Gemeinschaft zurückgezerrt. Der Rand der Gesellschaft ist schliesslich auf Dauer ungut. Gerade der Polizei sollte es gut gehen, verrichtet sie doch für uns alle ihr Werk.
    * Aus ermittlungstaktischen Gründen und auf Ersuchen der Medienstelle der Polizei Zürich unkenntlich gemacht, um keine Nachahmungstäter anzuwerben.

Tag 6
    In Bierzelten und an Sportanlässen gibt es dieses hypnotische Lied in deutscher Sprache: »Die Hände zum Himmel/Kommt, lasst uns fröhlich sein/Wir klatschen zusammen und keiner ist allein.« Kann man sagen, was man will: beschränkt, blöd, einfältig, unmusikalisch, massenhysterisch, oder eine ästhetische Grundsatzdiskussion zünden, das Lied soziologisch und psychologisch unters Reagenzglas legen. Schon wahr, stimmt. Aber Tatsache ist: Ausgerechnet dieses Lied hat der Müller im Kopf, als er am nächsten Morgen zurück in seine Wohnung kommt. Er trägt wirklich dieses Lied auf den Lippen, das seinem Geschmack überhaupt nicht entspricht. Und auch nicht seiner Stimmung. In der Wohnung blinkt bei seinem Anblick der Anrufbeantworter laut und dringend los. Knopfdruck, hören: Bucher Manfred. Und der Müller Rückruf: Bucher Manfred sagt, Meierhans hat gestanden. Hat den Bohneneintopf vergiftet, Scharpf habe sein Lokal übernehmen wollen. Fall sei gelöst, weil Evidenzien und Indizien und Geständnis und Motiv vorhanden.
    Müller: »Was hat er von den zwei Männern erzählt, mit denen er vor seinem Lokal über einen Auftrag und eine Geldrückgabe gestritten hat?«
    Bucher: »Nichts, bisher. Er hat das Giftattentat und eine Verbindung zu Scharpf schriftlich

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