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Mueller und die Schweinerei

Mueller und die Schweinerei

Titel: Mueller und die Schweinerei Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Raphael Zehnder
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10’000   Kilogramm, Schlachtgewicht um die 8000. Gleicher Verwendungszweck wie beim Diplodocus, das ganze Sortiment. Eine wahre Delikatesse. Und als Kollateralbenefiz die Stosszähne verkaufen: 150   Kilogramm pro Stück. Mammutelfenbein. Exklusiv.«
    »Ja, schon exklusiv«, sagt der Müller und zeigt Hauenstein damit, dass er bereit ist, ihm gedanklich zu folgen.
    »Wir hätten weltweit die Exklusivität. Ich sehe einen riesigen Markt vor mir. Wir klonen sie, züchten sie, mästen sie, metzgen sie, filetieren und verwursten sie, zerlegen sie, vermarkten sie. Vielleicht eine eigene Franchising-Kette? Oder nur Premium-Abnehmer? Da arbeiten wir dran, kann ich Ihnen sagen.«
    »Aber woher –«, will der Müller etwas einwerfen.
    »Woher wir die DNS haben? Ha! Von den Funden in Beringia, Ostsibirien. Weil der Permafrostboden taut, sind dort Hunderte von Mammuts zum Vorschein gekommen. Von tiefgefrorenen Mammuts. Da ist alles noch in Ordnung. Die sind voll konserviert. Da ist eimerweise DNS drin.«
    »Und Sie haben Zugriff darauf?«
    »Vorverträge sind schon unterschrieben. Wir arbeiten daran.«
    Da macht Hauenstein eine Pause und der Müller auch.
    Der fragt dann: »Wer ist ›wir‹?«
    Und da merkt Ruedi Hauenstein, Direktor des »Verbands der Fleischfressenden Industrie«, dass der Müller nicht eigentlich zum Plaudern über Saurierknochen und Trilobiten ins Paläontologische Museum gekommen ist. Nicht zur geistigen Aufbauung, sondern aus dienstlichen Beweggründen.
    Nicht dass Sie jetzt denken, der Hauenstein ist schön blöd, wusste ja, dass der Müller Polizeimann ist. Richtig. Aber in seiner Begeisterung hat er nicht daran gedacht und sich hinreissen lassen. Im Paläontologischen Museum fühlt er sich zu Hause. Da ist er fast Privatmann. Im Verband sitzen ihm die Züchter und Produzenten und Verwerter aller Tierarten und Produktionsschritte im Nacken. Und andererseits die Fleischgegner. Ein einsamer Job, den Hauenstein da hat, an der Spitze des VFI , der immer wieder in der Kritik steht. Als Erstes wegen des CO 2 -Ausstosses, verursacht durch die Fleischproduzenten. Dann bringt jede Tierart mit ihren Krankheiten die ganze Fleischbranche und ihre Produktpalette in Verruf und dem Ruin näher: Schweinegrippe, Rinderwahnsinn, Vogelgrippe, BSE , Salmonellenpoulet, Salamipest … Die Medien schüren die Paranoia, die Konsumenten machen auf Pflanzenfresser, und was geschieht mit den Schweinen, Vögeln, Rindern? Notschlachtung! Ist das menschlich? Und mit den Produzenten und Landwirten? Und Arbeitsplätzen?
    Kein Wunder, dass einer wie Hauenstein ein bisschen überschnappt bei der Suche nach lukrativen Innovationen. Täten wir auch, wenn wir so tief im Fleischgeschäft drinsteckten.
    Aber … Kontakte zu Wissenschaftlern in Sibirien. Russische Verbindungen also, denkt der Müller. Russische Verbindungen. Ergo Handlungsbedarf, oder. Also schnell und freundlich sich von Hauenstein verabschieden. Den kann er nicht auch noch einfahren lassen. Sind ja erst Vermutungen, nicht erhärtet, die dem Müller durch den Kopf gehen.
    »Ich besuche Sie bald wieder«, sagt der Müller.
    »Je nachdem, wie schnell Ihre Mühlen mahlen, Müller«, antwortet Hauenstein und kann sich schon wieder nicht einkriegen, »auf Wiedersehen.«
    Äusserlich zeigt Hauenstein trotz seines Landesrekords im Blutdruck Zuversicht und Humor.
    Innerlich? Können wir nur mutmassen. Verzichten wir auf eine psychologische Ferndiagnose, wie es in Ruedi Hauenstein wirklich aussieht. Aber vielleicht hat dem Müller seine Fragerei, besonders die ultimative nach der Zusammensetzung von Hauensteins »Wir«, in ihm Zweifel gesät. Kann man mit den alten Griechen sagen: »Lass nicht den Zweifel seinen Fuss in den Türspalt deines Bewusstseins stecken.« (Iskander von Byblos). Jedoch ist der Zweifel ein höchst ergiebiges und auch nützliches Prinzip der Philosophie. Hilft zu hinterfragen und führt langfristig zu besseren Lösungen.
    * * *
    Müllers Idee, dass die Russenmafia mit drinsteckt, kommt nicht von ungefähr. Sibirien ist ja nicht gerade Zollfreizone. Wenn du da viel DNS von ausgestorbenen Tieren exportieren willst, brauchst du Kontakte zu höchsten Entscheidern. Und hohe Entscheider in Russland sind mit hoher Wahrscheinlichkeit Cousin mit der Russenmafia. Das weiss der Ermittler aufgrund seiner Erfahrungen und seines beruflichen Netzwerks. Als einfacher Kriminalpolizeimann von Zürich kommst du mit so einem Verdacht allein natürlich nicht

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