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Mueller und die Schweinerei

Mueller und die Schweinerei

Titel: Mueller und die Schweinerei Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Raphael Zehnder
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bestätigt. Darauf können wir aufbauen.«
    Und Müller: »Wir sind immerhin etwas vorangekommen.«
    »Ja. Jetzt müssen wir noch einmal mit Joachim Scharpf reden«, sagt Bucher.
    »Ja«, sagt der Müller, aber stockt und sagt auch: »Und der Rollschinken im Schweinestall des Schwendihofs?«
    Und Bucher Manfred: »Ach ja, der Rollschinken –«
    Und seufzt, dass Steine weich werden. Schon schwierig. Wieso der mannshohe Rollschinken im Schweinestall vom Schwendihof stand. Ich meine: Das ist so selten wie Obama bei mir zu Hause in der Küche, das passiert nicht alle Tage.
    Also der Rollschinken. Da sind sie keinen Schritt weitergekommen. Und nochmals ein Besuch im Sumatra.
    Grundsätzliche Frage hier natürlich: Was ist dringender? Der Müller denkt nach. Das macht der Müller eigentlich die ganze Zeit. Und zuhören! Gut, derzeit auf Kostenstelle »0600 Krankheit«, belastet also nicht uns, den Steuerzahler. Aber was macht er? Er spricht und redet und fragt und runzelt die Brauen und er hört zu. Also erwarten Sie bitte nicht, dass er durch explosionsbedingte Glaspartikelregen hechtet, an Wolkenkratzerfassaden hochklettert und wild um sich knallt. »Zuhören ist das Gold der Polizeiarbeit.« (Clausewitz). Zuhören und Denken, die eherne Trias der Polizei, das ist Müllerbusiness. Aber schon nicht so spektakulär zum Sehen wie zum Beispiel »Die Hard« und Dirty Harry Callahan und »Der Spaltstock I–IV «. Aber realer, weil der Müller ist wahr. Wie er es macht, ist die Wirklichkeit, wie sie im Buche steht.
    Und wie ich sagte: Das Denken ist eine der Humanressourcen vom Müller. Er hat jetzt nachgedacht und weiss: Der Rollschinken ist sekundär, der Besuch im Sumatra primär.
    Deshalb sagt er zu Bucher Manfred: »Ich übernehme erst einmal das Sumatra. Mit dem Rollschinken schauen wir später.«
    Unterwegs dorthin trifft er auf die »Operation Laubrechen«, die gerade in der Langstrasse und anderen Brennpunkten wie der Rolandstrasse stattfindet. Eine Initiative der Anti-Littering-Taskforce, angeregt von den Medien und vom Tourismusbüro, befohlen vom Gesamtstadtrat, umgesetzt von den Polizeien von Zürich und aufgebrummt einigen Sozialhilfebezügern. Die nehmen die Besen und Schläuche und die Polizei die Bussenblöcke. Damit keine stinkenden Schlagzeilen über die schönste Stadt am unteren Seebecken in alle Welt hinaus verbreitet werden. Aus polizeitaktischen Gründen hier nicht mehr Informationen dazu.
    Ohnehin, der Müller nicht involviert.
    Betritt das Sumatra, lächelt den Kellner Wotan aus seinem Weg, strömt in die Küche, wo es dampft, brutzelt und zischt, schnippelt und schnetzelt, natürlich für den Mittagsansturm. Der Müller also schon etwas gemein: Stiehlt Biowunder Joachim Scharpf wertvollste Zeit zur Unzeit. Macht Stress, aber uneinklagbaren, weil die Polizei hat das Recht, Vernehmungen durchzuführen, wann sie will.
    »Guten Morgen, Herr Scharpf«, der Müller laut und fröhlich durch den Dampfabzugkrach hindurch.
    Joachim Scharpf mit Kochmütze auf und Schweisstropfen auf der Stirn schneidet sich vor Schreck in den Finger, die Zwiebelstreifchen färben sich rot.
    »Pardon«, sagt der Müller. »Mist«, knirscht Scharpf, er scheint sich nicht über den Müllerbesuch zu freuen.
    »Ich habe viel zu tun, das sehen Sie«, sagt Scharpf, nachdem er den ausgesaugten Blutfinger aus dem Mund herausgenommen hat. Dann nuckelt er wieder dran und gibt einem seiner Mitarbeiter ein Zeichen mit dem Kopf. Pflaster bringen.
    »Ja, das sehe ich«, sagt der Müller, »aber ich muss Sie dringend befragen.«
    »Heute um zwei? Das wäre mir lieber.«
    Was denkt der sich? Die Polizei ist doch kein Wunschkonzert! Da musst du kooperativ sein. Wenn du etwas weisst, musst du es ihr sagen, sonst denkt sie, du verheimlichst ihr etwas. Und wenn du nichts weisst, musst du ihr das plausibel darlegen. Müller zeigt sich unbeeindruckt.
    »Kennen Sie Paul Meierhans?«, beginnt der Müller die Befragung.
    Der Dampfabzug macht noch immer viel Krach. Der Mitarbeiter bringt Joachim Scharpf das Pflaster. Der sagt »danke« zum Mitarbeiter und »ja« zum Müller. Will aber wissen: »Warum?«
    Aber wer stellt hier die Fragen? He? Scharpf oder Müller? Abstrakter: der Befragte oder der Ermittler?
    Der Müller deshalb: »Haben Sie geschäftlich mit ihm zu tun?«
    Im Hintergrund brutzeln Bioschnitzel in einer Pfanne. Ein Koch wendet sie. Das heisse Öl zischt. Der Müller tritt etwas zurück. An der Wand funkeln scharfe Messer. Ihre Klingen

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